Trauer...und Alkohol?

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Konnte man mit Alkohol wirklich vergessen?

Oder nur für kurze Zeit?

Weiß ich dann nicht mehr, was passiert ist?

Das waren meine Gedanken, als ich mich mit tränenüberströmten Gesicht den Flaschen auf dem kleinen Tisch zuwendete. Ich hatte sie verloren...Alle. Kaeya ist weggezogen und Diluc macht sich den Kopf frei. Ob er jemals wiederkommen wird? Er ist der einzige, bei dem ich mir Hoffnung machen könnte. 

Ja, ich sollte definitv vergessen. Also griff ich zur offenen Weinflasche. Wer brauchte schon ein Glas, wenn man so daraus trinken kann? Ich setzte meine Lippen an die Flaschenöffnung und hoffte, das es nicht so schlimm sein würde. Ich wurde überrascht. Es schmeckte nach verfaulten Trauben und etwas leicht beißendem. Wenn es hilft, dann runter damit. Einmal setzte ich an, ein zweites Mal setzte ich mir die Flasche an die Lippen. Nach einer gewissen Zeit schmeckte ich es nicht mehr, doch mein Verstand wurde immer nebliger. Als ich bei der zweiten Flasche ankam, fand ich mich schon auf dem Sofa wieder. Nur konnte ich mich nicht erinnern, hierher gekommen zu sein. Klappte es wirklich? 

Hastig öffnete ich die nächste Flasche und begann, in großen Zügen daraus zu trinken. Die wievielte Flasche war das nun? Ich hatte keine Ahnung, aber um so besser war es. Der Wein fing nun an, mich einzulullen. Immer mal wieder schlossen sich meine Augen, auch wenn nur für einen kurzen Moment. Bis ich endlich einschlief. 

Doch das war auch nicht besser. Immer wieder tauchte eine gewisse Person mit roten Haaren vor meinem geistigen Auge auf. Hatte ich dafür nicht extra getrunken, damit das nicht passiert? Alkohol schien doch nicht die Lösung für Alles zu sein. 

Und damit lag ich verdammt richtig. 

Ich wachte mit den schlimmsten Kopfschmerzen auf, die ich jemals hatte. Trotzdem war noch alles da. Jede einzige Sekunde des gestrigen Abends. Wenn das nicht klappt, werde ich wohl damit leben müssen. Na toll. Aber mein erster Weg war ins Bad, meinen Magen entleeren. 

Was würde ich jetzt tun?

Ich hoffte zwar auf ein Wunder, doch ich glaubte nicht, dass Diluc seinen Weg so schnell wieder nach Hause finden würde. Am besten gehe ich meinen normalen Tätigkeiten nach. Doch was war mit den Traubenfeldern im Hof des Weinguts? Ich müsste es nicht gießen, es regnete oft genug, doch wann stand nochmal die Ernte an? Vielleicht würde ich es in Crepus' Unterlagen finden. Doch der Gedanke trieb mir Tränen in die Augen. Kaum war er tot, wühlte ich schon in seinen Unterlagen? Es war immerhin zum Besten für das Weingut, somit auch für den Erben dieses Anwesens.

Mit zittrigen Knien, dank des Alkohols, den ich NIE wieder anrühren werde, ging ich zum Büro. Aus Reflex wollte ich anklopfen, doch mich würde keiner hereinbeten. 

Sie sind ja alle weg. 

Dieser Satz schwirrte mir öfter durch den Kopf, als mir lieb war. Auf dem Schreibtisch stand ein Terminkalender. Für den 25. Oktober, also morgen, war die Traubenernte eingetragen. Eine Notiz darunter verriet, dass auch Kaeya und Diluc mitgeholfen hätten. Doch ich weiß, dass sie nicht kommen werden. Morgen würde ein langer Tag werden... Unter dem Terminplaner fiel mir ein Brief auf. Eigentlich war ich eine Person, die Privatsphäre ernst nahm, jedoch juckte es mir in den Fingern, zu erfahren wer ihn erhalten würde. Vorsichtig drehte ich ihn um und ließ ihn vor Schreck fast wieder los. 

Der Brief war an mich adressiert. 

Mit zitternden Fingern fuhr ich die saubere Schrift nach. Wenn Crepus Wert auf eines gelegt hat, dann auf eine ordentliche Handschrift. Ich öffnete den Brief, als könne er in der nächsten Sekunde zu Staub zerfallen. Den Papierbogen schlug ich auf und begann zu lesen. 

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Meine Verlobte,

wenn du das hier ließt, willst du wohl dein Leben schon weiterzuführen. Ich bin stolz, dass du es versuchst. Über mein Ableben sollte dir lieber Diluc erzählen, es hier hineinzuschreiben fühlt sich nicht richtig an. Als wäre ich mir sicher, dass ich sterben werde. Unsere Mission ist schiefgelaufen, wie du wohl bemerkst. Kaeya ist nach Mondstadt gezogen, hab ich Recht? Er ging schon als er klein war, traurigen Erinnerungen aus dem Weg. Bei Diluc bin ich mir nicht so sicher. Ich kann es dir nicht sagen, ob er gegangen ist, oder ob er als Ver~~~~ an deiner Seite steht. Das kannst nur du wissen. Aber jetzt mal zum Grund, weshalb du wahrscheinlich erst in mein Büro gekommen bist. Die Ernte steht bald an und ich hatte leider nicht mehr genug Zeit, mich nach Erntehelfern zu erkundigen. Es tut mir sehr Leid, dir diese Bürde zusammen mit dem Weingut zu hinterlassen, bis mein Erbe wiederkommt. Ich hoffe, dass du mir nicht allzu böse bist. Um die Weinproduktion brauchst du dich allerdings nicht zu kümmern, ich habe alles geklärt. Es gibt einen zweiten Eingang in den Weinkeller. Durch diesen werden die Arbeiter kommen und ihre Aufgaben erledigen, ohne in den Wohnbereich zu gehen. So wirst du deine Ruhe haben und nicht unter Menschen gehen müssen. In meiner Erinnerung blieb noch, dass du während der Trauer um deine Mutter Menschen gemieden hast und jetzt wirst du es auch können. Bis du bereit bist unter Menschen zu treten, egal wann das sein möge. Meine Zeit ist abgelaufen, doch ich wünsche dir, Diluc und Kaeya eine gute Zukunft. Vielleicht wirst du beide eines Tages wiedersehen. 

-Crepus

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Ich war der Meinung, dass alle meine Tränen nach gestern versiegt waren, mein Körper belehrte mich aber eines Besseren. Behutsam legte ich den Brief auf den Tisch, ich wollte nicht das die Schrift verschwamm. Doch bei einem Wort war das bereits geschehen. Aber schon als der Brief verfasst wurde. Was hatte das zu bedeuten? Oder war das mit Absicht geschehen? Darum würde ich mir jetzt weniger Gedanken machen. Mein Tag war kurz, es fühlte sich aber an als hätte ich die Ernte heute schon hinter mich gebracht. Also war kein letztes Ziel für heute das Bett. 

Wir teilten es uns früher. 

Doch so wird es nie wieder sein. 

Darin werde ich fortan alleine schlafen. 

Schleppend ging ich die nun unzähligen Stufen der Treppe hinauf. Im Schlafzimmer angekommen blickte ich in den Spiegel und erschrak. Meine Augen waren rot geschwollen, meine Haare völlig zerzaust und an meinem Nachtkleid klebte noch Blut. Dort wo Diluc seinen Kopf abgelegt hatte. 

Als wir beide uns weinend in den Armen lagen. 

Wie es ihm jetzt wohl geht?

Genau als ich wieder an ihn dachte, weinte ich erneut. Er war der Einzige, den ich von den Dreien wiedersehen würde. 

Mit Schmerz und Sorgen legte ich mich ins Bett und hoffte, das es morgen wenigstens ein bisschen besser werden würde. 

~~~~~~~~~

1082 Wörter...

Und das vor Mitternacht. Aber auch nur weil ich gestern noch bis 6:30 MORGENS wach war :')

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen c:

Gute Nacht/ Schönen Tag

-KazuhaSimp

Engagement~ Diluc x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt