Vaterprobleme

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Hier war ich. 

Elf Monate allein. 

Ohne Menschenkontakt.

Aber ich lebte noch. Darauf war ich verdammt stolz. Wie nicht anders zu erwarten, hatte der Herr des Hauses immer noch nicht seinen Weg zurückgefunden. Ich wusste nicht, ob ich langsam sauer sein sollte oder ob Verständniss nach elf Monaten immer noch da sein sollte. Entscheiden konnte ich mich jedenfalls nicht. 

Mein Alltag wurde eintönig, es war immer das Gleiche. 

Aufstehen, frisch machen, frühstücken, putzen, waschen, zu Abend essen, aufräumen, schlafen. 

Das schon seit mehr als 330 Tagen. 

Am 30. Juli war zwar mein Geburtstag, doch weder Vater noch Kaeya kümmerte es. Bei Kaeya konnte ich es noch verstehen, doch bei meinem eigenen Vater nicht. Ich war seine einzige Tochter und er wusste, was vor fast einem Jahr geschehen ist. Es kümmerte ihn aber nicht. 

Kein einziges Mal hatte er sich blicken lassen. 

Dass er eine manisch-depressive Tochter hatte, war ihm egal. Einen Tag ging es mir gut, den nächsten lag ich wieder heulend im Bett, mich über meine Einsamkeit beklagend. 

Heute war einer der Tage, wo es mir deutlich besser ging, sprechend für mein manisch-depressives Verhalten. 

Mit so etwas wie Elan stand ich auf, bereitete mich auf den Tag vor und fand mich vor dem Kleiderschrank wieder. Mein Gefühl sagte mir, ich sollte heute ein Kleid tragen. Vielleicht würden ja so etwas wie Menschen kommen. Also trug ich eines der Kleid, welche ich wirklich mochte. Es ging mir mit guter Länge über mein Knie und war blau. 

Eleganz und Schlichtheit vereint. 

Die Haare kämmte ich mir und flocht einen kleinen Teil zu einem Zopf. Da ich jetzt bereit war, öffnete ich das Schlafzimmerfenster und begab mich auf den Weg nach unten, um etwas zu frühstücken. 

Mein 'Frühstück ' bestand aus einem Apfel. Nach gewisser Zeit hatte ich keine Priorität auf Ernährung gelegt. 

Für heute stand aufräumen, putzen und... Oh nein! Fenster putzen dran. Wenn ich eines hasste, dann war es Fenster putzen und waschen. Beides waren die Aktivitäten, die ich am wenigsten leiden konnte. Das Waschen schob ich schon sehr lange vor mir her.

Aber das Fensterputzen konnte ich nicht länger verschieben, da man das auch von außen hin sehen konnte. So viel Anstand besaß ich noch, dem Besitzer des Weinguts keine Schande bereiten. 

Wie jeden Tag fing ich mit dem Staubwischen an. 

Und jeden Tag stieß ich auf das eine Bild. 

Crepus mit Kaeya und Diluc als Kleinkinder auf dem Arm. 

Sie waren so glücklich. 

Ich wollte es nicht nur einmal am Tag sehen, also legte ich es auf den Tisch, um es später mitzunehmen. Meine Schlafenszeit war früh, dafür stand ich spät auf. Nur so wenig Zeit wie möglich wollte ich hier verbringen. Das weckt wie jeden Tag zu viele Erinnerungen. 

Als nächstes war der Boden dran. In der Abstellkammer fand ich den grauen Eimer und direkt daneben den Mopp. Mit warmen Wasser und dem Wischer trat ich ins Wohnzimmer, als ich es an der Tür klopfen hörte. 

War er wieder zurück?

Kam er wieder zu mir?

Schon fast mit Freudentränen in den Augen trat ich zur Tür und öffnete diese. Doch da entgleisten mir meine Gesichtszüge.

Engagement~ Diluc x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt