Die Ernte

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Neuer Tag, neues-

Wieso denke ich das? Schlimmer wird's nicht, besser aber auch nicht.

Heute stand die Ernte an. Über hundert Weinreben warteten darauf, abgeerntet zu werden. Das kann ja mal was werden... Doch es bringt weder mir noch dem Traubenfeld etwas, wenn ich immer noch im Bett liegen würde. Also hievte ich mich mühsam aus dem Bett. Mehr Energie als gestern hatte ich jetzt auch nicht unbedingt. Ich suchte mir Kleidung aus, die schmutzig werden durfte und versuchte das wirre Etwas auf meinem Kopf zu ordnen. Als mir das gelang, bewegte ich meinen müden Körper in die Küche, um mir mein Lebenselixier zu besorgen.

Kaffee.

Ohne den würde heute gar nichts laufen, schon gar nicht eine ganze Ernte. Endlich hielt ich den Becher in der Hand. Das durchlaufen der schwarzen Flüssigkeit hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt. Erst pustete ich, dann kippte ich die schwarze Brühe runter. Ich verbrannte mir zwar den Hals, aber ich war nicht mehr so träge. Mein Frühstück erwartete mich auf dem Feld. Die Ernte soll dieses Jahr sogar mehr geworden sein als es im Letzten war. Also ein Haufen Arbeit.

Dann los.

Bevor ich das Haus verließ, schnappe ich mir aus der Abstellkammer fein säuberlich gestapelte Körbe in verschiedenen Größen. Als ich dann endlich vor der Tür war, sah ich einen schönen Sonnenaufgang. Durch das Licht wurde die Umgebung in ein sanftes Rot getaucht. Dadurch sahen die Trauben nur noch reifer aus. Na gut, ich mach ja schon...

Am sinnvollsten hielt ich es, mit den vorderen Reihen zu beginnen. Der erste Korb füllte sich schnell, doch ich hatte gerade erst die Hälfte der ersten Reihe geerntet! Wie konnte das sein? Vorerst pflückte ich weiter, um das Platzproblem würde ich mich später kümmern.

Zu dem Zeitpunkt als mein Magen knurrte, sah ich dank des Sonnenstandes das es bereits mittags war. So langsam könnte ich etwas zu Essen vertragen. Mein heutigen Mahlzeiten hingen sogar noch an den Reben. Ich probierte eine Weintraube. Sie waren sehr lecker! Zu meiner Überraschung hatten sie eine gute Balance aus Süße und Frische. Das würden gutschmeckende Mahlzeiten werden.  

Dachte ich zumindest. 

Nach einer gewissen Anzahl verspeister Trauben konnte ich für den Rest des Tages, wenn nicht sogar der Woche keine Weintrauben mehr sehen. Doch immerhin hatte ich noch ein halbes Feld abzuernten. Es schien aber schon Nachmittag zu sein. Wenn ich heute nicht bis spät in die Nacht arbeiten würde... Mit schmerzverzerrtem Gesicht erhob ich mich aus der hockenden Position. Später werde ich unbedingt ein Bad nehmen müssen. 

Beim letzten Drittel des Feldes dämmerte es schon und ich versuchte mich zu beeilen, sodass ich nicht bis in die Nacht arbeiten müsse. Als ich jedoch bei der vorletzten Reihe ankam, erschrak ich. Sie waren schon verfault! Somit rochen sie wie ihr Endprodukt, was unangenehme Erinnerungen wach werden ließ. Dank meines Großvaters lernte ich jedoch, dass nur weil etwas nicht mehr essbar war, nicht unbedingt seinen Nutzen verlieren würde. Daraufhin nahm ich mir einen Korb, in dem keine Trauben waren, die für die Weinherstellung von Nöten sein sollten. Mein letzter Arbeitsschritt des heutigen Tages war also die verfaulten Trauben zu ernten. Morgen würde ich die Pflanzen damit düngen, damit die Ernte so reich bleiben würde. Nachdem auch das letzte, nicht sehr angenehm riechende Obststück seinen Weg in den großen Korb fang, ließ ich mich erschöpft auf die Erde fallen. Meine Kleidung könnte eh nicht noch schlimmer aussehen, also was soll's. Apropos Kleidung, ich sollte morgen vielleicht mal die Wäsche waschen. Ich war zwar fähig, bestimmte Dinge gekonnt zu ignorieren, doch langsam hatte ich Angst vor dem Wäschehaufen, der sich von Tag zu Tag höher türmte. Immerhin war ich in der Lage, meine erschöpften Knochen vom Boden zu erheben. Ach nein, ich musste ja noch die ganzen Körbe in den Keller bringen! Mit dieser Erkenntnis machte meine Motivation Bekanntschaft mit dem Erdkern. Noch mehr schleppen, weil ich das ja soo toll fand...

Aber was sein musste, muss sein. Immerhin lag die Verantwortung des Weinguts gerade bei mir. 

Der erste Korb war im Weinkeller, der Zweite folgte ihm. Die Beiden bekamen Gesellschaft, bis sie irgendwann keinen Überblick mehr hatten. Endlich fertig! Den Korb mit den faulen Trauben blieb am Feld, der Regen durfte sie gerne besuchen. Das würde mir meine Arbeit morgen erleichtern beim Düngen. 

Froh wieder IM Haus zu sein fiel ich schon fast auf das Sofa, bis mir einfiel, wie meine Klamotten aussahen. So schnell bin ich noch nie von etwas runtergegangen... Zum Glück blieb das Sofa sauber, ich wollte dem zukünftigen Hausherren, der nicht mal anwesend war zur Last fallen. Ab dem Punkt kippte meine Stimmung wieder. 

Er würde vorerst nicht mehr wiederkommen. 

Ich war allein. 

Allein mit all diesen Aufgaben. Doch ein Ziel hatte ich, zumindest für heute. 

Endlich ein Bad zu nehmen!

Doch wieder mit einem kleinen bisschen Motivation erhob ich mich vom Boden und suchte meinen Weg nach oben in das geräumige Badezimmer. Seit zweieinhalb Monaten lebte ich hier schon und badete kein einziges Mal. Wieso? Ich wollte keine unnötigen Kosten verursachen, also blieb es immer bei einer raschen Dusche. Im Bad angekommen, stopfte ich den Abfluss und ließ warmes, wohltuendes Wasser in die riesige Wanne laufen. Sogar Badezusätze waren auf der anderen Seite der Wanne aufgereiht. Ohne groß nachzudenken nahm ich den erstbesten. Schnell zog ich meine Kleidung aus und setzte mich todmüde in das wohltuende Wasserbecken. Vorerst schloss ich die Augen, bis mir etwas am Geruch des Bademittels auffiel. Ich wusste nun, wer diesen immer benutzte. 

Diluc. 

Und da waren sie wieder. 

All die Momente die wir teilten. 

An die ich krampfhaft versucht habe, nicht zu denken. 

Wann hörte dieser Schmerz endlich auf?

Oder wird er für immer bleiben?

Na toll, jetzt saß ich hier schon wieder weinend. Würde sich das jemals ändern?

Bevor ich noch auf Ideen kam, die aufs Ertrinken in der Badewanne herauslaufen würden, stieg ich aus der Wanne und ließ das Wasser ab. Doch dadurch, dass ich das warme Wasser verlassen hatte, war ich so träge wie gefühlt noch nie. Deswegen schaffte ich es auch nur noch bis unter die Decke, bis mich die Müdigkeit überkam. 

Am nächsten Morgen wachte ich wohl ziemlich spät auf, denn die Sonne hatte schon fast ihren höchsten Punkt erreicht, als ich die Augen öffnete. Dank des vielen Schlafes schien dieser Tag wenigstens halbwegs zu überleben sein. Wie jeden Morgen ging ich zum Schrank, damit ich Sachen zum Anziehen fand.  Ich war nicht wie die meisten Mädchen, die sagten sie hätten nichts zum Anziehen, aber hinter sich einen prall gefüllten Kleiderschrank. 

Ich besaß vier Hosen, sechs Oberteile, fünf Shirts und zwei knielangen Hosen. Dafür aber gezwungenermaßen jede Menge Kleider. Die Worte meines Vaters waren, dass ich mich als Verlobte des Weingutbesitzers entsprechend meines Geschlechts kleiden sollte. Dieser Unsinn fing erst an, als er die Weinplantage erbte und mich zur Verlobung zwang. Würde es jemals sein wie zuvor? Nein, ich denke nicht. 

Jetzt aber genug nachgedacht, ich hatte ein Feld zu düngen. 

Auf geht's!

Die Zeit zog an mir vorbei und nahm Trauer, Freude und Hoffnung sogleich mit. 

Mir blieb nur die Freundlichkeit, die mich meine Mutter als kleines Kind gelehrt hatte. 

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1180 Wörter...

Ich hasse es, Filler -Kapiel zu schreiben😭😭😭

Trotzdem hoffe ich, dass sie euch gefallen :)

Vielen Dank für euren Support, seien es Reads oder Votes <3

( @Qiqipi_vx_ , es ist noch vor Mitternacht veröffentlicht worden, auch wenn nur 17 Minuten xD )

Gute Nacht/ Schönen Tag

-KazuhaSimp



Engagement~ Diluc x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt