Yes, ich lebe noch!
"Sehen sie sich in der Lage dazu, Mr. Andrews?"
Er blickte mich durch die dichte seiner braunen Augenbrauen fragend an und ich hatte das Gefühl die ganze Welt konzentrierte sich plötzlich auf mich. Als wäre ich der einzige Punkt, den es zu betrachten Wert wäre und als gäbe es keinen Ort, an dem seine atemberaubenden Iriden anders hätten hinblicken können. Als wären sie bestimmt dazu in die meinigen grünen zu blicken mit diesem herausfordernden Funken darin, der sämtliche Schalter in meinem Kopf gleichzeitig umzulegen schien. Der Geruch nach Zigarettenrauch, der von ihm ausging, stieg mir wieder verstärkt in die Nase, während ich versuchte meinen Gedanken von seinen einzigartigen Augen zu seiner Frage zu bringen, doch wenn ich ehrlich war, ich hatte keine Antwort. Ich wusste nicht, ob meine Fähigkeiten dazu reichen würden, dieses Meisterwerk an Schneiderkunst zu übertreffen, denn schlussendlich hatte ich noch nie probiert etwas an den äußersten Rand der Perfektion zu kreieren. Logisch hatte ich immer mein Bestes gegeben, doch letzten Endes war das Beste geben immer noch nicht das gleiche, wie nach Perfektion zu streben, was ich in diesem Falle zu versuchen gezwungen wäre.
Ich räusperte mich und fuhr mir einmal schnell durch meine blonden verstrubbelten Haare, immer noch den Blick George Davidsons auf mir spürend, bevor ich ansetzte: "Ich bräuchte einen ähnlichen Stoff, zusätzliche Materialien und-"
"Das könnte ich Ihnen alles zukommen lassen", unterbrach mich Mr. Davidson und hob fragend eine Augenbraue, während ich meinen Blick unruhig in meinem Laden hinter ihm umherschweifen ließ, genau wissend, dass ich es wahrscheinlich nicht zugeben könnte, dass ich zu schlecht war, um auch nur ein ähnlich annährend angegossenes Jackett zu schneidern, geschweige denn den nun hoch angesetzten Erwartungen von Mr. Davidson zu entsprechen. Ich wusste, dass ich selbst mit den besten Materialien diesem himmelblauen Kleidungsstück nicht das Wasser reichen konnte und mehr als alles andere war mir bewusst, dass so ein Kunde wie Mr. Davidson nicht in meinen kleinen teils verstaubten mit Kleidungsstücken überwucherten Laden passte, doch letzten Endes war doch noch mein Ehrgeiz und mein angeborener Stolz meine größten Feinde und auch hätte ich ein Nachgeben und Zugeben von meiner Schwäche, diese genannte Leistung zu erbringen, unter dem herausfordernden Blick aus Honig und schokoladenfarbenen Augen noch weniger vertragen.
"Ich bräuchte ihre Maße.", begann ich erneut, versuchte doch Mr. Davidson das Angebot unschmackhaft zu machen, doch dieser schien genauso taub gegenüber meinen Andeutungen zu sein, wie ich gegenüber der Stimme in meinem Kopf, die mich anschrie, ich solle einfach nein sagen und wieder zurück zu meinen Entwürfen im Keller gehen.
"Das sollte ein leichtes sein. Ich schicke einfach einen Assistenten zu Ihnen, der sie Ihnen nennt."
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meinen Lippen und ich konnte es nicht daran hindern, während ich mich mit der Hüfte an das Regal hinter mir lehnte, wobei meine Hände seitlich etwas versetzt hinter mir ebenfalls ihren Platz auf dem Regal fanden und ich mich darauf abstützte. "Ich nehme keine fremden Maße, Mr. Davidson"
Nun schoss auch Mr. Davidsons zweite Augenbraue nach oben und er begann mit seinen Fingern abwesend auf den hölzernen Tresen zu trommeln, sein Blick zur Seite zu einem Fenster hinaus auf den strömenden Regen gerichtet, der gebrochenes Sonnenlicht trotz all der grauen Wolken am Himmel sanft auf seine perlenweiße Haut fallen ließ. Nichts an seinem Gesicht schien von dem kalten und unvorteilhaften Licht entstellt zu werden und ungehindert huschte mein Blick über sein ausgeprägtes Kiefer zu der Sehne, die durch das Drehen seines Kopfes an seinem eleganten Hals hervortrat und schlussendlich unter dem Kragen des Hemdes verschwand. Erneut überkam mich das Gefühl dieses Gesicht von irgendwoher zu kennen, irgendwo diese wie perfekt aus Stein gemeißelten Gesichtszüge schon einmal gesehen zu haben und auch der Name George Davidson schien etwas entfernt in meinem Kopf klingeln zu lassen, doch jedes Mal, wenn ich dachte ich könnte es greifen, könnte mir diesem unterschwelligen Wissen wieder bewusstwerden, entwich es mir und verschwand hinter einer Nebelmauer, die ich nicht mehr durchblicken konnte.
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Does it fit?
FanfictionEs ist das Jahr 1951. George Davison, einer der bekanntesten Männer Englands, der jährlich auf den explizitesten Magazinen als Model zu sehen ist und berühmt berüchtigt dafür ist, seine Outfits selbst auszuwählen und bei einem von ihm erkorenen Schn...