Sydney
„Das ist toll!", schrie Samantha gegen den Fahrtwind an.
Sie lächelte aufrecht und ehrlich.
Wie ich dieses Lächeln liebte. Und ich wusste, dass ich gerade wahrscheinlich genauso aussah wie sie, seit Monaten mal wieder ehrlich glücklich. Seit Monaten mal wieder den Kopf frei, befreit von all den Sorgen, die uns sonst übermannten.
Ich streckte den Daumen in die Höhe, um ihr zu symbolisieren, dass es mir genauso ging. Meine Arme schlangen sich noch ein bisschen fester um Johnnys Oberkörper.
Er fühlte sich stark und kräftig an, jemand an dem man sich festhalten konnte, wie ein Anker.
Der Wind wehte mir die Haare aus dem Gesicht und kühlte meine überhitzte Haut.
Johnny kannte ich seit einer Woche, und er und sein bester Freund Ian waren ausnahmsweise mal nicht an unserer Schule. Wir hatten sie auf einem der Basketballplätze kennengelernt, hatten ein paar Runden mit ihnen gespielt und waren dann zusammen an den Strand gegangen.
Sie waren nett und freundlich und behandelten uns normal, und allein diese Tatsache machte sie so viel besser als all die Jungs, die sich auf der Straße an uns heranschlichen, um uns an den Hintern zu grapschen. Oder diese, die uns sagten, sie fänden uns toll, mit uns rummachten und am nächsten Tag mit ihren Kumpels abklatschten, weil sie uns rumgekriegt hatten.
Heute hatten Johnny und Ian uns angeboten, uns auf ihren Motorrädern mitzunehmen. Wir wollten zum Strand, schwimmen gehen, Beachvolleyball spielen und einfach ein bisschen entspannen, schließlich war Wochenende.
Also hatten sie uns um acht Uhr morgens an unserem Haus abgeholt. Wir waren meistens sowieso schon seit sechs Uhr wach, und morgens war es am Strand noch nicht so voll.
Jetzt war es halb neun, Samantha saß bei Ian auf dem Motorrad, sah fröhlich aus, genau wie ich.
Die Wohnblöcke rauschten an uns vorbei, verwandelten sich in Häuser, je näher wir dem Stadtrand kamen. Wir waren schnell, und ich genoss das Gefühl alles hinter mir zu lassen, für eine zwar begrenzte, aber trotzdem vergleichsweise lange Zeit nur über unverfängliche Dinge nachzudenken.
Die Jungs gaben noch ein bisschen mehr Gas, als wir in eine Einbahnstraße einbogen, denn jetzt war es ungefährlicher, niemand dürfte uns entgegenkommen.
Die Luft schmeckte nach Sonne und Salzwasser, wir kamen dem Strand immer näher. Es war selbst für Miami im April ein heißer Tag, die Sonne schien uns auf den Rücken und unsere Haut sehnte sich nach kühlem Wasser. Der Strand konnte nicht mehr weit entfernt sein.
Ich streckte die Arme aus, und jauchzte aus vollem Hals.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Samantha lachte. Es war ein ungewohnter Anblick.
Seit Langem hatten wir unsere Tage damit verbracht, entweder still irgendwo herumzusitzen und viel zuviel nachzudenken oder zu versuchen uns abzulenken, was meistens gewaltig in die Hose ging.
Ich lachte wieder. Es war einer dieser Momente, die man niemals vergessen würde. Es war ein schöner Moment, unsere Welt war in Ordnung, es war okay.
Mein Körper fühlte sich leicht an, als würden sich Stück für Stück die Lasten von meinen Schultern lösen.
Ich fühlte mich gut.
Und dann wurde alles zerstört. Meine Welt, mein Leben, dieser eine, süße Moment des Friedens.
Ich spürte, wie Johnny sich plötzlich verkrampfte.
Ich realisierte, dass Sam aufgehört hatte zu lachen.
Ich fühlte, wie Johnny die Bremse anzog.
Doch ich reagierte nicht schnell genug.
Meine Arme immer noch ausgebreitet, meine Augen noch immer geschlossen, spürte ich den Ruck, der durch Johnnys Motorrad ging, als es mit vollem Tempo ein Hindernis rammte.
Ich verlor den Halt, flog durch die Luft.
Ich sah Samanthas schreckgeweitete Augen, und die Vorahnung, die schon jetzt darin aufblitzte.
Ich sah das schwarze Auto, über das ich hinweggeschleudert wurde.
Dann sah ich den Boden.
Registrierte die Sonnenstrahlen, die durch die Blätter der Bäume neben der Straße fielen.
Roch das Salz in der Luft und das verbrannte Gummi der Motorradreifen.
Hörte die Touristen am Strand und das Aufkreischen der wenigen Personen, die Zeugen unseres Unfalls geworden waren.
Spürte den Wind, der meine Haut kitzelte.
Das war das Letzte, was ich spürte.
Dann war alles still.
Schwarz.
Tot.
Uhh mein erstes Kapitel ist draußen ^^
Ich hoffe, es war einigermaßen okay und ihr werdet auch das nächste lesen...
Bis dahin...good bye :)
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Still Waters Run Deep
JugendliteraturLiam schwieg eine Weile und biss sich nachdenklich auf die Unterlippe. "Warum der Namenswechsel?", wollte er schließlich wissen. "Mit dem Namen Samantha habe ich viel Scheiße durchgemacht. Ich denke ich wollte ein Kapitel abschließen und ein neues...