Teil 1

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Um 07:09 Uhr stand ich pünktlich auf und verschwand auf dem Klo. Mein Zellengenosse schlief noch fest, als ich zurück kam und hatte den Mund leicht geöffnet. Ein Speichelfaden hing am rechten Mundwinkel und tropfte auf sein rotes Kissen. Ein leichtes Schmunzeln lag auf meinen Lippen und die Sonne kämpfte sich so langsam gen Himmel.
Leise drehte ich mich zu der rechten Schranktür, holte ein Handtuch und etwas Wäsche hervor und merkte das ich kein Oversice-T-Shirt mehr besaß. Mist! Kurzerhand griff ich nach einem anderen Stapel Kleidung auf dem groß mein Name stand. Da! Ich hatte doch noch ein T-Shirt, zwar kein L, aber immerhin.
Still öftnete ich die Eisentür, auf der ein riesen Marvelplakat hing, an dem schon etwas die Zeit nagte. Als ich auf den Flur trat, kam mir auch schon der erste Vollspasst entgegen.
"He Liz, hast später schon was vor?", brüllte mir Jaspar von nebenan entgegen.
"Ja, Arschtritte verteilen!", meinte ich achselzuckend zurück.
"Du bist jetz also die Arschtreterin...", sagte er laut und baute sich vor mir auf.
Gespielt fragend hielt ich mir eine Hand hinters Ohr. "Bitte? Was hast du gesagt? Jasper, ich verstehe 2 Sprachen. Aber 'Looser' ist keine davon.", grinsend ging ich an ihm vorbei und verschwand die Treppen runter im Duschraum 2.
Dort traf ich auch schon den nächsten. "Morgen Elli.", sagte ich mit einem leichten Ton. Elli war gerade mit duschen fertig und lächelte mich etwas zu peinlich berührt entgegen. Der Knutschfleck an ihrem Hals war nicht zu übersehen.
"Morgen Tami.", antwortete sie.
Ich legte meine Sachen ab und zog mir schnell meine Klamotten aus. Als ich unter dem Strahl Wasser stand, fragte ich sie:"Wer ist denn der Glückliche?"
"Leonie." Ok, das hatte ich nicht erwartet.
"Was echt?", fragte ich eine Spur zu neugierig. Sie nickte.
"Magst du sie etwa?"
"Irgendwie schon...weißt du", fing sie an, doch ich unterbrach sie:"Das musst du nicht erklären."
Dankbar lächelte sie mich an und verschwand angezogen aus dem Raum.
Ihr müsst wissen, dass, als ich hier her kam, sie meine einzige und erste Freundin hier war. Sie hatte mich auch als einzige verstanden, als ich traurig darüber war, dass Jonathan zu mir den Kontakt abbrach - per SMS...
Ich wusste das sie bi war und störte es mich? Nein. Es machte mich glücklich sie zu sehen, wenn sie freudig über einen neuen oder ehemaligen Sexpartner erzählte. Dabei konnte sie heller strahlen, als die Sonne. Versteht mich nicht falsch, sie ist keine Hure oder so. Nur weil Sex eine der vielen Sachen ist, die sie am besten kann...heißt das nicht das sie nichts weiteres auf der Pfanne hätte.
Fertig mit duschen, schnappte ich mein Handtuch und trocknete mich ab. Sorgfältig rubbelte ich meine Haare trocken, streifte mir erst meine Shorts und dann meinen BH über. Drüber zog ich ein blaues M-Shirt was mir gerade noch so über meinen Bauch glitt, als auch schon jemand neues rein kam. Ben Dick, ein hochgewachsener Mann mit 30 Jahren, tramplte in die Dusche und zog sich auch schon aus. Hinterher kam 10 Sekunden später eine junge Frau, ca in meinem Alter.
"Könnt ihr warten bis ich weg bin?", fragte ich schnell. Und als der schwarzhaarige auch schon antwortete wollte, nickte mir die Lady kurz zu und lehnte sich an ihn.
Keine 2 Minuten später schlich ich aus dem Bad, über die Treppen zurück in die Zelle.
Asher, der zwar noch im Bett lag, aber schon wach war, sah mich leicht schläfrig an.

Zu meinem Zellengenossen:
Asher Walker war ca einen Monat nach mir im Knast gelandet, wegen einem misslungenen Raubüberfall in einer Nachbarstadt. Er war 3 Jahre älter, ca 1,90 m groß und hatte einen unbeschreiblichen Körper. Dazu kommt, dass er ziemlich arrogant und eingebildet ist. Der Typ braucht dringend einen Psychologen. Ständig hatte er am Anfang Prügeleien angezettelt und auch jetzt noch, kann er richtig ausrasten. Eigentlich würden ihm die Frauen hier drin zufliegen, aber er sagt immer, dass sie seinen Ansprüchen nicht gewachsen sind. Ashi, wie ich ihn immer wieder nenne, versteht es mich zu provozieren wo es nur geht. Womit wir auch schon beim Problem sind. Ich hasse den Typen! Seit er hier ist, hat er mich nicht einmal in Ruhe gelassen und immer herablassend angesehen.

"Warum stehst du eigentlich immer so früh auf? Willst wohl nicht mit mir duschen, was.", fing er sofort an.
Ich bot ihm die Stirn und murmelte für ihn hörbar: "Das hättest du wohl gern."
Meine Sachen pfefferte ich in die Ecke zwischen meinem Bett und dem Schrank, außer dem Gefängnis-Schlafanzug. Den hatte mir Braiden extra angefertigt und meinen Lieblings Spruch drauf gestickt. "Höre auf zu weinen und lächle." Ein Anime-Zitat mit dem ich, seit ich 15 war, mein Leben bestritt.
Kurz kramte ich meine Bürste aus dem Schrank, kombiniert mit einem dunklen Haargummi. Asher stand neben mir auf und ich trat währenddessen ans Fenster. Unsere Zelle war nach Osten ausgelegt, sodass ich morgens einen schönen Sonnenaufgang hatte. Die Bürste glitt durch meine braunen Haare. Verträumt blickte ich zum Horizont.

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