Prolog

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Vor drei Jahren: Shamy 14¹¹ Uhr

Mit wenigen Bewegungen, pflanzte der muskulöse junge Mann in seine Karte kleine Messerchen. Mit dem Zeigefinger fuhr er über die Schneide und zuckte nicht einmal zurück, als sich eine kleine rote Wunde abzeichnete.
Ruckartig drehte er sich um und warf die Karte in den Holzbalken am Ende des Raumes. Das Messer traf die Mitte des Holzes und blieb stecken. Sehr schön.

Seine Aufmerksamkeit lag danach auf einem Plan, der an der Wand rechts neben ihm hing. Die Fotos mit den vielen jungen Frauen und die riesige Stadtkarte bestand aus Pyropapier. Ein Material, welches sich hauptsächlich Zauberer zunutze machten. Es verbrannte normalerweise bei richtiger Raumtemperatur und hinterließ keine Rückstände, keinen Rauch. Genau praktisch für den Mann, mit den blond gefärbten Haaren und der perfekten, griechischen Nase.
Seine Hand strich über ein Bild einer der Frauen, er hasste ihr Lächeln. Nur aufgrund dessen hatte er sie ausgesucht. Er konnte es kaum erwarten ihr in der Gasse, hinter dem Club in dem sie arbeitete, zu begegnen. Ihr aufzulauern.
Trotz allem entspannt sammelte er die Karten vom Tisch ein, steckte sie in seine rechte hintere Hosentasche, seiner Armee-Jeans. Ein Jahr hatte er gedient. Und das darauffolgende Jahr war es gewesen, in dem er sich alles zerstört hatte, was er liebte. Seine Freundin hatte ihn betrogen und sein bester Freund hatte damals einen schweren Unfall gehabt. Er lebte noch, konnte jedoch nicht mehr reden, nicht mehr laufen und der Anblick war irgendwann nicht mehr zu ertragen gewesen.
Der heutige Abend würde historisch werden, das konnte er fühlen. Sein eigentlicher Beruf war Taxifahrer, so musste er vorher noch eine Runde Kunden abholen.
Also schnappte er sich sein Zauberermaterial, seine Schlüssel und eine Jacke. Erst stieg er die Treppe aus dem dunklen Keller hinauf, ging fünfzehn Minuten zum Taxistand und die Lichter seiner Karre leuchteten auf.
"Hallo. Alexander.", sprach die Frauenstimme, des Automatikwagens.
"Fick dich, Marleen.", knurrte er und nickte kurz einem seiner Kollegen zu. Die erste Adresse stand bereits auf dem Display und er gab Gas, nachdem sich der Blonde durch die kurzen Haare gefahren war. Wie von Zauberhand sprang das Radio an und ballerte ihm einen ihm unbekannten Song um die Ohren.
Die nach Stunden Fahrt nächste, genannte Straße führte ihn wie es der Zufall wollte zu einem Club. Es war bereits dunkel und das Beifahrerfenster war offen.
An den Rändern standen viele Büsche und Parkplatzbäume. Unter einem solchen hockte eine junge Frau. Sie war etwas jünger als er selbst und hatte im Schein der Straßenlaterne braune Haare und ein knappes Outfit an. Als sie ihn bemerkte, stand sie auf und schwankte auf die hinteren Plätze zu.
"Baumalee 4, Northside.", murmelte sie und lehnte sich zurück.
Er betrachtete sie im Rückspiegel und musste ihre feststellen, dass sie selbst im betrunkenen Zustand hammermäßig aussah.
Na, schönen Abend gehabt?
Ihre Schminke war etwas verwischt und er hatte das Verlangen anzuhalten und mit einem Tuch den blutroten Lippenstift von ihrer Wange zu entfernen. Ihre braunen, vielleicht sogar grünen Augen fanden seine und sofort richtete er seinen Blick auf die Straße.
"Ich muss kotzen.", keuchte sie plötzlich, sofort fuhr der Fahrer auf den Bürgersteig und trat auf die Bremse. Sie riss die Tür auf und stolperte zu einem Mülleimer. Dennoch ging ihr Mageninhalt daneben und erschöpft stützte sie sich an dem dunklen Plastik ab. Er wartete lange, ehe er geflissentlich die Tür des Autos öffnete und um das Auto herum zu ihr ging. Sie erbrach sich erneut, da aber hatte der Mann ihre Haare bereits in der Hand.
Behutsam strich er über ihren Rücken, um sie zu beruhigen. Sie schwitzte und übergab sich noch ein viertes Mal, ehe sie sich aufrichtete. Hilfsbereit zog er ihr kurzes blaues Kleid über ihren Hintern nach unten, nachdem es vorher hochgerutscht war.
"Fuck.", mit dem Handrücken wischte sie ihren Mund sauber und torkelte Richtung Auto. Der Taxifahrer stützte sich noch bis dahin, ehe sie sich in den Sitz fallen ließ. Von sich selbst überrascht, nahm er hinter dem Steuer Platz und gab erneut Gas. So hilfsbereit war er sonst nicht...
Aber irgendwas hielt ihn davon ab ihr bewusst wehtun zu wollen, vielleicht die Haarfarbe? Alle seine Opfer waren blond. Bald hieß es 'gewesen', denn dem jungen Mann war bewusst, dass es nicht mehr lange dauern würde. Ihm würde die Sache langweilig werden, tatsächlich war es das schon öfter gewesen. Das Gefühl der Genugtuung blieb aus und oft fühlte er sich nach den endlosen Folterungen nur noch matt. 'Erschöpft' wäre das falsche Wort gewesen. Aber heute Nacht würde er es ein letztes Mal genießen.

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