Teil 11

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Ich war immer noch nackt und zog mir nun meine Unterwäsche wieder an, danach meinen Schlafanzug. Gewissentlich putzte ich meine Zähne, kämmte meine Haare und öffnete wieder das Fenster. Ich machte das Licht aus, damit ich meinen Zellengenossen nicht beim einschlafen störte. Mich fröstelte es, als ich meine Hände auf der Fensterbank abstützte und mich hochstemmte. Mit so wenig Lärm wie möglich schwang ich erst mein linkes Bein, dann das rechte über die Mauer. Tief atmete ich ein und aus. Die Sonne war in der Zeit schon längst unter gegangen. Der Mond schien hell und einigermaßen klar vom Himmel auf das Gefängnis.
Ich beobachtete, wie die Wolken von dannen zogen. Langsam schwebten sie Richtung Norden. Innerlich verdrehte ich die Augen, wenn es Regen gäbe, wäre es im Knast nachts kalt. Das war immer so, zumindest von Anfang Frühling bis Mitte Herbst. Im Winter schneite es gelegentlich, aber er war durchgehend kalt. Kurz lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Man! Wann war es denn so kalt geworden.
"Mach das verkackte Fenster zu, Liz.", kam es nuschelnd von rechts unten.
"Halt die Klappe."
Gerade wollte ich die Nacht einfach nur genießen. Es waren eh schon 2 Stunden für den Sex mit ihm drauf gegangen. Aber ich hatte sie nicht verschwendet.
Der Braunhaarige bekam es auch immer hin mich Dinge fühlen zu lassen, die ich selbst nicht wirklich zuordnen konnte. Zum einen war da dieses Kribbeln, das meinen ganzen Körper durchfuhr, wenn er mich berührte. Dann schaffte er es mich in ungeahnte Höhen der Lust zu katapultieren. In mir herrschte in seiner Nähe ein Chaos und gleichzeitig eine Ruhe, die mit bloßen Worten nicht zu beschreiben wäre. Wenn man an einen riesigen Wasserfall kommt, achtet man kaum auf die Büsche, die neben einem stehen. Das Gesamtbild ist meist so exakt ausgearbeitet, dass man sich höllisch konzentrieren muss nicht nur auf das lebendige Wasser zu achten. Dieses Gefühl von Gelassenheit, Frieden und trotz dieses Adrenalins und der Abenteuerlust ist auch dabei nicht zu verachten. Gleichzeitig hat man höchsten Respekt vor dem Geschaffenen und Möglichkeiten zum Übergehen in eine andere Welt. All diese Dinge und Gefühle, spürte ich in einer Höllengeschwindigkeit durch meinen Körper rasen, wenn ich bei ihm war. Attraktiv fand ich ihn schon seit dem ersten Tag. Teilweise war ich sogar fasziniert von seinem Auftreten gegenüber mir und den anderen. Er war oft so ungehalten und aggressiv, aber auch in seiner Art arrogant, trotzdem nie eingebildet. Ich erinnerte mich noch an an das erste Mal, wo er mir Respekt entgegen gebracht hatte. An das erste Mal, wo er mich angeschrien hatte.
Ein leichtes Grinsen huschte über mein Gesicht. Sofort war mir nicht mehr allzu kalt. Ich saß noch gut eine viertel Stunde. Tief in Gedanken bemerkte ich am Anfang gar nicht seine Hand, die vom Bett aus mein Handgelenk streichelte. Meine Augen wanderten zu ihm hinunter.
"Ist dir denn gar nicht kalt?", fragte er leise.
"Nein."
Ein letzter Blick in die Wolken und ich kletterte runter. Während ich das Fenster schloss, haderte ich mit mir, ob ich jetzt bei ihm oder bei mir schlafen sollte. Asher nahm mir die Entscheidung ab, indem er seine Bettdecke anhob und mich auffordernd anstarrte. Na schön, dann eben bei ihm.
Sofort legte er besitzergreifend seinen linken Arm um meinen Bauch, zog mich zu sich. Es war angenehm warm und ich schwitzte nicht. Erst jetzt bemerkte ich die Müdigkeit, die langsam meinen Kopf heimsuchte. Gerade sah ich noch, wie ich eine Hand auf das Kissen legte, dann reiste ich ins Land der Träume.

Ich erwachte, als ich die Stimme eines Mannes vernahm. Nach dem zweiten Hinhören erkannte ich, dass es die von meinem Zellengenossen war. Plötzlich sank das Bett etwas Richtung Boden. Ganz deutlich spürte ich seinen Blick auf mir, was auch sonst! Er konnte ja auch nicht etwas anderes machen, als mich anzustarren und später seine Kommentare abzugeben...
"Ich weiß, dass du wach bist."
Schließlich öffnete ich meine Augen. Ich ließ meinen Blick schweifen und blieb dann bei Asher hängen.
"Was?", giftete ich. Doch er sah mich einfach nur weiter an.
Kurz sah ich auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde bis die Türen offen sein würden.
Frustriert drehte ich mich zur Wand.
"Sag mir, was bringt es dir mich zu ignorieren."
"Keine grauen Haare."
"Und selbst mit denen würdest du noch gut aussehen."
"Asher, halt bitte einfach deine Klappe."
"Warum? Damit du schlafen kannst?"
"Nein. Weil ich das so will."
Ich vernahm ein Räuspern, drehte meinen Kopf um 90 Grad.
Kopfschüttelnd stand er auf, sodass ich wieder das Bett für mich allein hatte.

Kurz nachdem einer der Wärter die Tür aufgeschlossen hatte, ging ich duschen. Wie eigentlich jeden Tag. Aber nach gestern war es diesmal notwendig. Ich versuchte einen Umweg zu gehen, falls Asher mir folgte. Gefühlt war es im Knast 15 Grad kalt, aber ein Thermometer an der Wand - rechts vom Eingang zur Rezeption - sagte mir was anderes. Mein Weg führte mich auch an einem weiteren Pärchen vorbei. Ben Dick und die junge Frau aus der Dusche vor ein paar Tagen, kamen heute wieder mal vom Duschen. Sie grüßte mich einfach und er blieb kurz stehen.
"Man hat euch gestern gehört."
Ich wusste genau wovon er sprach.
"Ach ja?"
Er nickte grinsend.
Ich hatte keine Nerven für ein langes Gespräch und beendete es.
"Ben...", ich machte eine dramatische Pause: "du weißt schon, dass dein Nachname ein Synonym für Schwanz ist, oder?"
Ein Prusten von seiner kleinen Freundin, forderte mich auf zu verschwinden. Das tat ich.

In der Dusche zog ich mich erstmal aus. Kurz rümpfte ich für mich gespielt die Nase. Meine Klamotten rochen alle nach Ash's Deo. Beim zweiten Riechen, drückte ich meine Nase so weit es ging in den Stoff. Gott, roch das gut!
Ich schrak zusammen, als ich die zuschlagende Duschraum-Tür vernahm.
"Was machst du da?"
Es war Asher.
"Nichts."
Auf dem schnellsten Weg wurde ich das T-Shirt wieder los, indem ich es auf den Boden warf.
"Gehst du duschen?"
"Nein." Aha, mein Sarkasmus war immer noch da.
Ich fuhr mir überanstrengt durch meine Haare. Danach warf ich den Rest meiner Wäsche, inklusive meiner Shorts, auf den vorhandenen Stapel auf dem Boden. Barfuß wendete ich mich meiner ausgesuchten Dusche zu. Ich stellte das Wasser auf eine warme, fast heiße Stufe und schon prasselte das Wasser auf meinen Rücken. Erdrückend spürte ich seine Blicke überall. Wieso hatte ich das Gefühl, dass er mehr wollte, als nur einen schnellen Fick?
Am liebsten würde ich ihn wieder ankeifen...
Aber noch mehr Aufmerksamkeit von ihm? NEIN!
Ich fuhr unbeabsichtigt über meine Brüste, an meinem Bauch hinunter, die Lavendel-Seife verteilend. Gerade war es mir noch egal, dass er wegen mir einen Harten bekam. Wie als hätte ich es geahnt, drehte ich mich rechtzeitig um. Er kam langsam auf mich zu.
"Jetzt nicht." Bestärkend schüttelte ich den Kopf. Da er ebenfalls nackt war, versuchte ich mich auf sein Gesicht zu konzentrieren. Es wurde eine Spur dunkler und seine Augen betrachteten immer ungeduldiger, immer schärfer meinen Körper. Direkt vor mir blieb er stehen. Wenige Zentimeter vor mir legte er eine Hand auf meinen unteren Bauch, lenkte mich mit der anderen im Nacken ab. Sein Daumen strich über meine Wange, ehe ich was sagen, mich weigern konnte, drückte er seinen Mund auf meinen. Das Wasser regnete auf uns herab. Aus dem Grund, ließ ich meine Augen geschlossen. Asher intensivierte den Kuss, krallte seine Hand in meine Haare, zog leicht meinen Kopf zurück. Der Riese vor mir roch auch ohne Seife gut. Was war nur mit mir los? Das fragte ich mich auch, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte, um mit meinen Armen seinen Hals zu umschlingen. Meine Zunge gelang in seinen Mund, spielte mit seiner. Danach ließ er von meinen Lippen wieder ab. Er zog intensiv eine lange Linie von meinem Kinn bis zu meinem Schlüsselbein und wieder zurück. Währenddessen sog er meinen Duft in seine Nase, leckte sich kurz über die Lippen und setzte einen Kuss auf meine Stirn. "Glaub mir doch einfach, alles was ich will, bekomm ich auch. Und ich will dich. Niemanden sonst.", flüsterte er gefährlich ruhig, nahm seine Hände von mir und ließ mich stehn. Irritiert und etwas beunruhigt sah ich ihm zu, wie er sich fertig duschte. Danach zog er sich wieder an, verließ grinsend den Raum. Warum hatte er mich eigentlich nicht gleich genommen? Ich strich über meinen Schritt. Natürlicherweise hatte sich mein Saft mit den Duschwasser vermischt, aber ich konnte trotzdem nicht leugnen, dass ich wegen ihm feucht geworden war. Jetzt ließ der Typ mich unbefriedigt hier stehen! Was ging mit dem eigentlich falsch. Und vorallem, warum machte mich das so sauer? Nein nicht sauer... frustriert.
Schnell war ich fertig und auch angezogen.
Statt, dass ich gleich zum Frühstück ging, schnellte ich zur Zelle. Dort warf ich alles auf das Bett, sammelte unser beider Altwäsche auf, brachte sie zu eine der Klappen, die zur riesigen Waschküche führten. Tunnel waren die Wege, die jeden Tag Wäsche auf einen großen Haufen beförderten, der später von dem Wäschedienst bearbeitet wurde. Und heute war ich dran. Ich und Valli, wie ich auf dem Plan gesehen hatte. Eklige Unterhosen und vollgewichste Socken. Na, vielen Dank auch! Aber so schlimm war es dann doch nicht, zumindest nicht mit Valerie.
Mein Weg führte aber erstmal in den Speisesaal. Man hatte ich Hunger, keine Zeit zum trödeln.

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