Teil 14

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Ein leichtes Rütteln an meiner Schulter ließ mich aufwachen. Ich erkannte Jaspers Gesicht und stöhnte schmerzvoll auf. Meine Vagina schmerzte höllisch und war wahrscheinlich wund. Aber Moment, warum war Jasper hier?
"Was zum Teufel machst du hier?", kam ich auch gleich zur Sache. Und der zweite Gedanke war...
"Wo ist Asher?"
Hektisch sah ich mich um. Doch Jaspers beruhigende Stimme ließ mich aufhorchen.
"Ich hab gehört, was gestern hier passiert ist...", flüsterte er: "Und ich werde nichts sagen, also falls du dir darüber Gedanken machst."
Langsam wurde ich immer mehr wach, der Schmerz nahm immer mehr zu und die Situation wurde immer unglaubwürdiger.
"Es tut mir leid."
Verwirrt sah ich ihn an.
"Was tut dir leid?"
Er zuckte die Achseln.
"Einfach alles. Ich mein ich hätte so von nebenan nichts tun können, aber trotzdem..."
Stumm nickte ich und stellte nochmal die Frage, wo sich Asher Walker befand.
"Der ist schon längst unten beim Frühstück. Erstaunlich, dass du den Gong verpennt hast. Naja, was will man anderes nach der letzten Nacht erwarten...", sofort hielt er inne, als er sah, was seine letzten Worte mit mir anrichteten.
Weinend hielt ich meine Hände an meine Schläfen und schluchzte: "Fuck, Ash..."
Vorsichtig versuchte mein Kumpel mich zu trösten, aber der Versuch misslang. Mit einer kurzen Handbewegung forderte ich ihn auf, weiter zu reden. Anscheinend war dieser fertig, meinte aber dass ich mich anziehen sollte, um noch etwas zu essen und meinen Job für heute zu erledigen. Nachdem er gegangen war stand ich wackelig auf, lief zum Spindschrank und stellte fest, dass ich keinen Pulli mehr hatte. Konnte mich mein Leben eigentlich noch mehr verarschen?! Ganz hinten fand ich noch ein letztes graues Top und eine abgenutzte Jacke mit dem Marvel-Logo drauf.
Langsam, um mir nicht vor Schmerzen jedes Mal auf die Lippe beißen zu müssen, schlich ich beklommen zu den Duschen. Während ich mir kurz die Haare wusch, die vorher abscheulich nach einem gewissen Arschloch gerochen hatten, liefen mir Tränen herunter und vermengten sich mit dem Duschwasser.
"Tami?", hörte ich plötzlich meinen Namen und machte den Wasserhahn aus. Es war Valli, die auf mich zu kam. Verschlafen wie immer, kurz verlautete ein verzweifeltes Seufzen.
"Ich habe keinen Bock mehr, jeden Morgen aufzustehen.", murmelte sie. Sie kuschelte sich an meinen halbnackten Körper und säuselte mehr oder weniger: "Aber dir scheint es auch nicht gut zu gehen."
Sie löste sich und murmelte weiter:"Deine Augen sind ganz rot und du hast überall blaue Flecken. Ich frag mal nicht nach was passiert ist, weil ich denke, dass Mr. Walker seine Hände nicht bei sich lassen konnte. Ehrlich Tamms, er ist ein Wichser. Lass uns, nachdem du fertig bist, doch zusammen zum frühstücken gehen und danach ändere ich heimlich den Dienstplan, sodass wir zusammen sind, okay?"
Sie schmatzte schlaftrunkend und schnappte sich mein Handtuch, fing an meine Haare trocken zu rubbeln. So bemuttert von ihr bekam ich kaum mit, wie meine Augen wieder feucht waren.
"So, fertig." Stolz über ihr morgendliches Werk, musterte sie mich und legte eine Hand auf meine Schulter. Dies tat sie nur, um meine eine Seite der Jacke dort abzulegen. In wenigen Minuten war ich richtig angezogen. Meine weite Jogginghose war dann der Schlussstrich, der ebenfalls von ihr gezogen wurde. Meine Sachen packte sie einfach in ihre Kulturtasche und beim verlassen des Duschraums, gab sie ihr Zeug einfach einem Zellennachbarn neben sich und der nickte nur. Cooler Typ.
Kurz vor der Saaltür blieben wir stehen. Valerie drehte sich zu mir um und zog mir die Kapuze ins Gesicht. Dafür bekam sie ein dankbares Lächeln.
Unauffällig öffnete sie die Tür und zeigte auf die Tischseite links hinten. Beim Vorbeigehen der Tische, schnappte sie sich 2 Tassen mit Kaffee und eine große Schüssel mit Obstsalat. Zusätzlich ließ sie 2 große Löffel in die eine Tasse plumsen. Die schwappte über und schmollend meinte Valli:"Schade ist schon kalt."
Zusammen sackten wir auf eine der Bänke. Mit stellte sie eine der Tassen hin und griff nach der Milch eines Insassen.
"Ey", schnauzte dieser, wurde aber gleich von ihr zur Ruhe gebracht:"Wenn du nicht deine Fresse hälst, kipp ich dir Menstruationsblut in deine Tasse."
Ein leichtes Lächeln zog sich über mein Gesicht. Anscheindend hatte sie eine neue Dosierung ihrer Eisentabletten, das freute mich nun noch mehr. Plötzlich sah sie mich an.
"Ist nicht heute Besuchstag? Uh man, das hab ich ja voll verpeilt." Ach Valli, was vergisst du denn mal nicht?
Und auf einmal hatte ich Asher vor meinen Augen, wie er dies während er mich vergewaltigte gesagt hatte. Schon brach ich nochmals in Tränen aus, konnte kaum atmen. Aber zwei Arme schlangen sich um mich und hielten mich fest. Meine Freundin war komplett für mich da und tröstete mich vor allen. Auch als ein weiterer Gefangener vorbei kam und anscheinend glotzte, maulte sie ihn an: "Was gibt's denn zu kucken, hä?! Schau woanders hin, zum Beispiel nach deinem Schwanz, wenn du ihn denn ohne Lupe findest!"
Nach einiger Zeit, für mich Stunden, aß ich endlich etwas. Eigentlich schmeckte es sogar gut, wenn ich wenigstens Hunger hätte. Schlag auf Schlag fing ich an mich beobachtet zu fühlen. Tatsächlich! Als ich meinen Blick schweifen ließ, starrten mich zwei aufmerksame Augen an. Asher war ganz ernst und keine Sekunde später bemerkte ich, dass ich zitterte. Verzweiflung machte sich breit, doch das ganze Schauspiel blieb nicht unentdeckt. Valerie setzte sich schützend vor mich und schnappte nach meinem Löffel, lud ihn voll und zwang mich ihn in den Mund zu nehmen. Sofort war ich etwas entspannter und kaute fertig. Schon war die nächste Ladung vor meinem Mund geparkt.
Eine viertel Stunde füttere mich meine Marvel-Vernatikerin, bis ich nach 2 Schüsseln wirklich voll war.
Danach schlenderten wir über den Hof zum Eingang 2. Dort jedoch sagte man uns, dass wegen dem "allgemeinem Besuchstag", die Dienste auf dem Gebiet der Freiwilligkeit lagen. Das hieß in dem Punkt, dass wir heute nichts zu tun hatten. Wäsche, Hof konnten auch morgen erledigt werden. Für die Küche fanden sich immer drei bis vier Leute. Ich sah auf die Uhr. Meine Zeit lag auf 08:00 Uhr, also hatte ich noch 5 Minuten.
Meines Weges beschreitend, liefen Valerie und ich zum Empfang. Ein Gang führte zum "Besuchsraum". Dort saßen schon Leute und warteten. Bei machen kam niemand und sie machten sich unnötig Hoffnung.
Getrennt hockten wir uns an die Tische, um nicht unnötig im Weg zu gammeln. Selbstverständlich war meine Familie nicht pünktlich. 08:02 schneiten sie in den Raum und fielen mir um den Hals. Der eine Polizist am Ende des Raums war es sowieso wurscht, ob und was hier geschah.
"Wuhhh, ist es in "Douth Morringten" kalt.", meckerte Braiden und schüttelte sich.
"Oh mein Gott, Liebes! Was ist denn mit dir passiert?", fragte auch schon Maria. Irgendwie hatte ich gehofft, das die Flecken ihnen nicht auffiehlen...
Sorgenvoll sah mich nun auch wieder meine Freundin an. Die Wahrheit, also schön.
"Ich, ähm...wurde...", tief atmete ich ein: "vergewaltigt."
Laut atmeten sie aus.
"WAS!?", brüllten beide entsetzt.
"Tut mir leid, aber ich will nicht drüber reden.", flüsterte ich.
Einen Moment war es still.
"Hast du das gemeldet?", fragte Maria, doch auf meinen Blick verdrehte sie nur die Augen. Sie wusste über die Katastrophe in diesem Knast ja bescheid.
"Aber es gab Zeugen, falls..."
"Ja, das ist gut.", stoppte sie mich gleich.
Endlich setzen wir uns. Braiden Sue hatte ein Paket für mich dabei, das ist auch sogleich öffnete. Mir fielen, trotz meines grausigen Zustandes, fast die Augen aus dem Kopf. Meine Lieblings-Gummibärchen und ein komplettes Gefängnis-Outfit lagen in dem Karton.
"Passt das so? Ich hab extra diese Firma kontaktiert, um den Stoff zu bekommen.", meinte Braiden.
"Das ist unglaublich. Danke."
"Dean ist übrigens auf Bewährung.", lenkte Maria das Thema um und sofort waren wir dabei über unsere Brüder zu lästern. Hach, wie sehr hatte ich sie wieder vermisst. Wie in Zeitlupe verbrachten wir einen schönen Vormittag. Ganze drei Stunden redeten und lachten wir über dies und jenes, bis das Gespräch beim Thema 'Männer' hängen blieb. "Hast du hier eigentlich jemanden kennengelernt, den du magst?", fragte meine eine Schwester. Gut dass ich in dem Moment ein Pokerface aufgesetzt hatte. "Nein, nicht wirklich."

Interessiert hörte ich mir noch die restlichen Erzählungen an, die vorkamen und machte mich am Schluss daran, ihnen beiden ein strahlendes Lächeln zu schenken. Dean hätte den Unterschied zum 'echten Lächeln' bemerkt, aber meine Schwestern eben nicht, das kam mir hier zugute.
Sie drückten mich an sich, als wollten sie mich nie wieder loslassen.
"Passt mir auf alle auf, ja?"
"Machen wir.", ab jetzt antwortete nur noch Braiden, Maria heulte zu sehr.
"Wenn ich Glück hab', habe ich ab nächsten Jahr Freigang und kann euch besuchen."
"Das wäre schön."
Maria schniefte herzzerreißend.
"Ey Große, du heulst ja, als würde ich in den Krieg ziehen."
Sie lachte weinend und ich nahm sie nochmal beide in den Arm.
"So habt ihr es dann?", fragte Valerie, die sich eben von ihrem jüngeren Bruder verabschiedet hatte. Maria nickte und trat einen Schritt zurück.
"Macht's gut.", damit drehte ich mich um und winkte nochmal.
"Wir lieben dich!"
"Wir euch auch!", kam es von Valli. Wir lachten nochmal alle, auch wenn es mir sehr schwerfiel.
Ich hörte noch so etwas wie "Sie wird so schnell erwachsen" und verschwand auch schon um die Ecke.

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