Ich streifte mir, vollkommen in meinen Gedanken versunken, die kurze Schlafhose und ein langes T-Shirt über, bevor ich mein Handy nahm und einen Blick zu meinen Eltern riskierte. Sie schliefen. Ausnahmsweise mal stritten sie also nicht. Es war still. Vollkommen. Eine ungewöhnliche Stille, aber angenehm. So viel musste gesagt werden. Schleichend trat ich aus der Tür, hinaus in die kühle Nachtluft, die mich geschmeidig umhüllte. Ich ging herab zum Pool, an dem wie erhofft die schwarzhaarige Schönheit saß. Ihre langen Beine waren elegant übereinander geschlagen. Göttlich.
„Du auch hier?", murmelte ich als ich ihr näher kam. Nur Sekunden danach bereute ich meine Worte auch schon. Du auch hier. Was war das für ein Spruch? Wieso konnte ich denn nicht zu erst denken und dann sprechen? Seufzend setzte ich mich neben Sidney und hörte ein leises, angenehmes Lachen von ihr, dass die Wärme durch meinen Körper jagte. Als wüsste sie, dass ich diesen Satz sofort bereut hatte. Ich lächelte und sah zu Sidney auf. Ihr Kopf lag lässig in ihrem Nacken und ihre Augen waren geschlossen. Dieser Anblick war bezaubernd. Das Lachen verstummte langsam und die Stille umgab uns wieder. Ich beobachtete sie. Unauffällig. Ihre reine, blasse Haut glänzte im Mondlicht und ihre tiefen und mitreißenden blauen Augen verschlangen mich. Meinen Körper und meine Seele. „Wissen sie es?", Sidneys Stimme war geschmeidig, aber auch rau. Eine viel zu ungewöhnliche Mische und trotzdem harmonierte sie perfekt. Sie lehnte sich zu mir. Langsam.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich einwenig schneller als es bei normalen Fremden der Fall gewesen wäre. Ihr tiefer Ausschnitt blieb nicht geheim. Er hatte sofort meine Aufmerksamkeit. Mein Atem stockte und glitt dann hektisch über meine Lippen. Hitziges Kribbeln zischte durch mich hindurch. Meine Augen fuhren zu ihren Lippen und klebten auf ihnen. Kunstwerke. Wie sie sich anfühlten? Wie sie schmeckten? Wie sich die Weichheit ihrer Haut, das Gefühl ihrer Lippen auf meinen und ihr warmer Körper, gepresst an meinem Wohl anfühlten? „Meine Eltern wussten es auch erst sehr spät.", ihre Hand streifte meine. Ich zuckte zusammen und presste meine Lippen aufeinander. Hinderte mich daran erneut etwas zutun, über das ich nicht lang genug nachgedacht hatte. Die Frage und ihre eigene Antwort darauf war schon längst beiseite geschobene, nur ihre Berührung zählte. Ich schaute zu ihr auf. Sie war lesbisch?
„Du schaust überrascht.", ein kleines Grinsen umgab ihre Lippen. „Ja - ich- Äh.", ich versuchte Worte zu finden, doch die Nervosität packte skrupellos nach meinem Körper."meine Eltern wissen es noch nicht.", gestand ich ihr leise, um vom Rest abzulenken. „Müssen sie auch nicht.", mein Körper konzentrierte sich auf ihre Hand, die noch immer auf meiner lag. Ruhig. Wärmend. Ich schaute mir ihr Gesicht nochmal an. Und nochmal. Als hätte ich mich nicht noch sattgesehen und ich glaubte nicht daran, dass es möglich war. „Du bist so schön.", sie glitten heraus. Ohne das ich darüber nach dachte. Verdammt. Peinlich berührte zog ich die Luft ein. „Entschuldige ich-", Sidney unterbrach mich lächelnd. „Danke.", sie lehnte sich zu mir. Mein Atem verschnellerte sich. Rauschte hektisch über meine Lippen. Mein Blick schweifte überall hin. Über den Automaten, zum Wasser, zu den Zimmertüren.
„Mache ich dich nervös, Florence?", fragte sie mich leise hauchend. Wir waren in unserer eigenen Welt, abgeschottet von all den anderen, obwohl wir in Mitte des Motels saßen. Die Spannung in meinem Körper zerriss mich. Sie hatte es zu verantworten. Die Fremde. Ich biss mir auf meine Unterlippe, um unüberdachte Worte zu verschlingen. „Wäre das denn schlimm?", ich schluckte. ihre Hand berührte meinen nackten Körper. Ich zuckte erneut zusammen und spürte wie mein Körper sich versteifte. Nur kurz. Diese Art von Berührungen war ich nicht gewohnt. „Ganz und garnicht.", flüsterte Sidney. Sie kam mir noch ein Stückchen näher. „Hast du schon mal jemanden geküsst?", ihre Frage kam abrupt.
Wollte sie mich etwa küssen?
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Motelpool
Short Story𝗦𝗜𝗗𝗡𝗘𝗬 & 𝗙𝗟𝝝𝗥𝗘𝗡𝗖𝗘 Sidney war auf der Durchreise. Ein kleines Motel, kaputte Lampen, ein schlampiges Zimmer und sichtlich fehlende Reinigungskräfte. Florence machte „Auto Urlaub" mit ihren Eltern und ja es war genauso abscheulich wie e...