Prolog

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„Hey, Kleines. Ich werde in diese Richtung und du in diese Richtung gehen. Wenn der Plan geklappt hat, werden wir uns wieder vorne treffen. Pass gut auf dich auf, mein Engel.“

„Aber Daddie. Was ist wenn dir etwas passiert?“

„Mir wird nichts passieren. Ich hab dich lieb.“

„Ich hab dich auch lieb, Paps.“

Er schmatzt mir einen Kuss auf die Stirn und ich kichere. Darauf rennt den Gang entlang. Nach kurzer Zeit bleibt er stehen, dreht sich noch einmal um und winkt mir. Ich tue es ihm gleich und schwinge meine Arme durch die Luft.

Als er aus meiner Sichtbahn war, nehme ich, wie von ihm befohlen den anderen Höhlengang. Bei unserem Treffpunkt hüpfe ich, 9 jähriges Mädchen, von einem Fuß auf den anderen. Ich lache vor mich hin, doch dies wird durch einen Schuss gestoppt und ich zucke zusammen.

Ich erkenne das Geräusch, da ich es bereits im Fernsehen gehört habe. Doch das es so laut ist, hätte ich nicht gedacht. Ich hallte mir reflexartig meine Ohren zu.

Ich nehme einen zweiten gedämpften Schuss war. Staub wirbelt sich auf. Ich knie am Boden und Tränen kullern über meine Backen.

Plötzlich rennen stämmige Männer auf mich zu. Einer von ihnen nimmt meine Hand und rennt weiter. Ich hoffte sehr, dass es Dad war.  Doch als wir draußen angekommen sind, sehe ich, dass es ein anderer Mann ist. Ich sehe mich mit wässrigen Augen um. Nirgends ist Dad. Ich stürme auf die Männer, die gerade die Tür der unterirdischen Höhle verriegeln zu und schlage mit meinen Fäusten auf deren Oberschenkel. Sie ignorieren es.

Der Mann, der mich an der Hand genommen hat, kommt zu mir und hebt mich auf die Schultern. Wir schlendern zirka 10 Minuten einen Weg entlang. Ich mustere ihn. Er trägt eine Soldatenjacke und eine grün gefleckte Hose sowie Panzerschuhe.

Schlussendlich traue ich mich zu fragen: „Wer bist du? Wo ist Papi?“

„Ich bin Thomas“, meint er nur.

 Er geht weiter und antwortet nicht auf die zweite Frage. Wir stoppen vor einer kleinen Holzhütte. Er stellt mich auf den Boden, nimmt meine Hand. So  betreten wir einen Raum, indem meine Mutter an einem Tisch auf einer Holzbank sitzt.

Sie strahlt als sie mich sieht und schließt mich in die Arme. Doch dann erkundigt sie sich traurig bei dem Mann, dessen Name ich schon vergessen habe: „Wo  ist Martin?“

Ich sehe auch zu dem Mann auf. Der schüttelt aber nur langsam und betrübt den Kopf. Mum beginnt zu weinen. Sie hält mich noch fest an ihrer Brust gedrückt und meine Haare sind nass von ihren Tränen.

Irgendwann schreit sie auf und wimmert weiter. Gefühlte zwei Stunden beobachte ich sie und verstehe nichts. Warum weint sie jetzt?

Thomas macht mit mir einen Spaziergang. Er hält meine kleine Hand. Ich sehe zu ihm hoch. Auch er schaut mich an. „Wo ist denn Papi, dass Mama weint?“ Er geht weiter bis zu einem Hügel. Dort legen wir uns in die Wiese und schauen in den Himmel. Nochmals frage ich: „Du großer unbekannter Mann, wo ist mein Daddie?“ Er zeigt in den strahlend blauen und fast wolkenlosen Himmel, wo gerade zwei Vögel fliegen und sagt: „Dein Daddie war ein guter Mann. Und gute Männer kommen in den Himmel.“

„Aber warum ist er nicht mehr hier, Tomate?“

„Weil er.. Er sieht dir zu. Von oben. Er wollte die ganze Welt beobachten und dich beschützen. Deshalb ist er im Himmel und sitzt gemütlich auf einer Wolke, während er hinunter schaut. Denn er will immer zu dir schauen und wollte, dass du in Sicherheit bist.“

„Aber ich mag nicht das Daddie oben ist. Ich mag das Daddie hier bei Mama und mir ist.“ Er gibt mir wieder keine Antwort. Nach einer Zeit stehen wir auf und gehen Hand in Hand zurück zur Hütte. Auf dem Weg murmelt er dann: „Übrigens ich bin Thomas nicht Tomate.“ Ich lächle ihn nur an und gehe an seiner Seite weiter.

Betrayal Of TrustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt