„Ich führe euch durch unser Haus, wenn euch das Recht ist“, versuchte Drake uns zu überreden, bei ihm zu bleiben. Luzie willigte ein und so ging ich einfach mit. Meine Freundin war schließlich die Fahrerin und ich wollte auf keinen Fall zu Fuß gehen.
Wir betraten als erstes Drakes Zimmer. In ihm stand ein Doppelbett, ein Flügel, ein großer Kasten und ein Bücherregal. An den Wänden hingen tausende Sportposter. Die Meisten waren Football oder Basketballspieler. Man konnte an der Einrichtung deutlich erkennen, dass die Familie genug Geld besaß.
„Du spielst Klavier?“, warf ich ein, ohne darüber nachgedacht zu haben.
„Nein, ist nur Deko!“, meinte der Besitzer der Flügels sarkastisch, „Natürlich spiele ich Klavier.“
Drake grinste wieder hemmungslos. „Du auch?“, informiert er sich, als ich den teuren Flügel genau betrachtete.
„Sie kann echt wundervoll spielen!“, plauderte Luzie drauf los und ich warf ihr einen tödlichen Blick zu. „Spiel doch einmal etwas vor“, ermutigte mich Jace.
„Ich habe schon 6 Jahre nicht mehr gespielt. Ich weiß nicht, ob ich das noch kann“, wich ich aus. Mein Dad hatte mir das Spielen beigebracht und nach seinem Tod, habe ich nur einmal gespielt. Nur für Luzie, ihr zu Liebe. „Probier es einfach!“, redet mir Drake gut zu.
Ich nickte, da es keine Chance auf einen Umweg gab und ging zum Flügel. Ich setzte mich auf den Hocker, klappte die Tastatur auf und spielte Schwanensee. Eines der Wenigen, bei denen ich noch alle Noten ganz genau wusste.
Als ich spielte, war ich wie in Trance, in meiner eigenen Traumwelt. Ich fantasierte von schönen Momenten in der Vergangenheit. Mein Dad hatte mir das Spielen sehr sanft beigebracht. Er hatte mich nie angeschrien, wenn ich etwas Falsches gespielt habe. Er war einfach der perfekte Dad. Eine andere Erinnerung war, als wir zusammen am Spielplatz waren. Ich bin auf der Schaukel gesessen und wurde von ihm angetaucht. Die Nächste war, als ich eine Theateraufführung und mich nicht hinaus getraut hatte. Mein Vater hat mich immer unterschützt.
Erst als das Stück endete, erkannte ich, dass ich meine Augen geschlossen hatte. Vor mir spielten sich noch einmal die Klavierstunden mit meinem Vater ab. Ich sah auf meine Zuhörer herab, die jetzt am Boden saßen und biss mir auf die Lippe.
Das tat ich immer, wenn ich nervös war. Sie starrten mich an, wie wenn ich eine Außerirdische wäre. Jedem Einzelnen hing die Kinnlade hinunter. Ich bemerkte, dass ich Gänsehaut bekam.
„War es so schlimm, dass ihr nicht einmal mehr sprechen könnt?“, erkundigte ich mich verwirrt.
Drake fand als Erstes seine Stimme wieder und lächelt mich freundlich an. Nichts war mehr von seinem Machogehabe noch da. Rein gar nichts.
„Wow! Es ist zwar ein eher leichtes Stück, aber ich habe es noch nie mit so viel Gefühl spielen hören. Du warst auf keinen Fall schlecht! Kannst du noch etwas spielen?“
Ich nickte wieder nur und lege meine Fingern wieder auf die Tasten. Ich schaue auf die Noten im Notenständer. Es ist ein Lied, das ich noch nie selber gespielt habe. Aber ich kenne es von Twilight. River Flows in You. Ich bin oft vor meinem Keyboard gesessen mit den Zetteln vor mir, doch hatte nie nur eine Taste gedrückt. Ich kannte die Noten auswendig.
Da ich mich meiner Angst gestellt hatte, würde ich es nun spielen. Ich überflog die Noten im Notenständer noch einmal schnell, um sicher zu gehen, alles spielen zu können. Dann begann ich und spielte mit so viel Gefühl, wie ich es zuvor noch nie gemacht hatte. Ich tauchte wieder in meine Welt unter.
In der letzten Notenzeile legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Im Augenwinkel erkannte ich, dass es Drake war, denn Luzie und Jace saßen noch immer am Boden und starrten mich ungläubig an. Doch bei der Berührung zuckte ich zusammen und brach das Klavierspiel sofort ab. Dad tat dies immer, wenn ich einen Fehler gemacht hatte. Mit der anderen Hand zeigte er ihn mir auf dem Notenblatt.
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Betrayal Of Trust
Teen Fiction~~ „Wisst ihr", beginnt mein alkoholisierter Freund gerade zu reden, „Jace und ich sind nicht die Einzigen, die jemandem an diesem einen Tag verloren haben." Ich reiße meine Augen auf. Er würde doch nicht? „Was meinst du, Drake?", forscht Jace beunr...