Safe

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Kaz x Poppy 
Six Of Crows
Genderfluid, Gay

Wörter: 1657

"Ich bin genderfluid." 

Die Worte hatten sich in Kaz' Hirn eingebrannt. Alles drehte sich um diese drei Worte. Er griff sein Whiskeyglas und leerte es in einem Zug. Es fühlte sich an, als würde sich alles um ihn herum drehen, als würde er von seinem Stuhl kippen, als würde er nicht mehr wissen, wie man atmet. Ihm war schlecht. Er fühlte sich verloren und wusste nicht, wohin mit sich. 

Er war einfach komplett fehl am Platz. Wie sollte er es auch nicht sein? Er sollte jetzt bei Poppy sein. Er sollte nicht in einer gottverdammten Bar sitzen. 

"Hey." Er zuckte heftig zusammen, als Jesper ihm eine Hand auf die Schulter legte. "Was?" knurrte er, wütend auf sich selbst, dass er ihn nicht bemerkt hatte. "Du hast eine Panikattacke." sagte Jesper sanft und setzte sich auf den Stuhl neben ihm. "Jesper, du bist derjenige mit der Panikstörung! Ich bekomme keine Panikattacken!" 

Jesper wusste, wie Kaz sich verhielt, wenn er Panik bekam. Und er wusste, dass Kaz Panikattacken unterdrückte, irgendwann einmal schreiend und weinend zusammenbrach, so zehn Minuten auf dem Boden saß und dann aufstand als wäre nichts gewesen. Er ignorierte den Fakt, dass er Panikattacken bekam. Und wenn jemand ihn darauf ansprach, wurde er sofort defensiv.

Allerdings lag er mit Jespers Panikstörung richtig. Dazu musste man aber auch sagen, dass wahrscheinlich die größte Schuld an dieser Störung bei Kaz lag. Aber er war Kaz, also interessierte es ihn reichlich wenig.

Zumindest war es das, was alle dachten. Kaz wusste, dass er die meiste Schuld an Jespers psychischer Störung trug und er hasste sich dafür. Und noch mehr hasste er, dass er Jesper nicht helfen konnte. Wenn Jesper eine Panikattacke hatte, stand Kaz einfach immer nur daneben und hasste sich so sehr dafür, dass er nichts tat. Er nahm Jesper nicht in den Arm, setzte sich nicht neben ihn, sagte nichts. Er biss einfach nur die Zähne aufeinander und schwieg, starrte auf den Boden und hoffte, dass es Jesper bald besser ging. 

Meist waren Wylan oder Inej dabei, die Jesper tatsächlich halfen und auch helfen konnten. Sie beruhigten ihn, machten die Situation besser. Aber Kaz war nutzlos, wenn es darum ging. Er stand immer einfach nur da. 

Jesper war für Kaz da schon sehr viel hilfreicher. Er legte eine Hand auf Kaz' Oberschenkel und Kaz bemerkte, dass er mit dem Bein auf und ab wippte. "Was ist los, Kaz?" "Ich... Ich sollte nicht hier sein. Ich sollte bei ihm sein! Ihr- Ihm- Ich weiß es nicht mal. Ich habe nicht mal gefragt." 

Kaz fuhr sich mit den Händen durch die Haare. "Ihr?" fragte Jes sanft. "Poppy ist genderfluid. Er hat sich gestern bei mir geoutet. Und ich bin gegangen... Ich habe nichts gesagt, ich bin nur für einen Moment stehen geblieben und dann hergekommen. Scheiße, ich habe mich benommen, wie der größte Arsch." 

"Hast du nicht letzte Nacht bei ihm geschlafen?" "Ja, nein... Mehr oder weniger. Ich bin gekommen als er schon geschlafen hat und habe den ganzen Morgen kein Wort mit ihm gesprochen. Oder ihr... Ich- Ich hasse mich so sehr. Ich liebe Poppy und ich hätte nicht schlimmer reagieren können." "Hey, hast du dir zugehört? Du wechselst immer wieder zwischen den Pronomen, weil du nicht weißt, welche er heute benutzt. Du akzeptierst ihn, okay? Und du liebst ihn, ich weiß, also steh auf, geh zu ihm und frag. Ja, du hast es verkackt und du warst ein wirklicher Arsch, aber du liebst und akzeptierst es. Also geh jetzt, rede mit ihm und zeig ihm, dass du nur eine Weile brauchtest."

Kaz rang sich ein Lächeln ab. Er war Jesper wirklich dankbar. Aber er konnte nicht einfach gehen. Das hier war nicht nur sein Leben, der Club und die Gang waren sein gottverdammter Job. Aber Poppy war die Person, die er liebte, die ihn liebte. Er konnte das nicht verlieren. Das durfte er nicht riskieren.

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