Where they'll take the scissors

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Will Graham x Hannibal Lecter
Hannibal
Trans ftm, Gay

⚠️TW Dysphoria

⚠️Teenager AU (partly)

Wörter: 999

Will saß auf dem Boden in seinem Zimmer. Sein Hund Finley lag neben ihm, den Kopf in seinem Schoß. Seine dünnen Finger strichen durch das weiche Fell des Golden Retrievers. Er war so dysphorisch, dass ihn nur seine Hände in Finleys Fell daran hinderten, sich die Haut vom Körper zu reißen. 

Er wollte sich ablenken, sah sich in seinem Zimmer nach einer Ablenkung um. Aber stattdessen wurde es nur schlimmer. Er sah das Make-Up, das sich in einem der Regalfächer stapelte, seine Bücher, die ihm auf einmal alle zu weiblich vorkamen, sah die hellblauen Blüten auf seiner Bettwäsche und er wollte sich einfach nur noch übergeben. 

Er hatte das Gefühl, das der Raum um ihn immer und immer enger wurde, seine Brust schnürte sich zu, es fühlte sich an, als würden seine Rippen die Luft aus seinen Lungen pressen. Er sprang auf, riss die Bücher aus den Regalen, warf das Make-Up auf den Boden. Er hasste es. Er hasste alles hier. 

Er hasste sich. 

Finley hatte begonnen zu bellen, aber Will reagierte nicht auf ihn. Stattdessen riss er die Schranktüren auf, zerrte die Klamotten von den Bügeln. Er hasste diese Sachen. In keinem einzigen Kleidungsstück sah er auch nur annähernd maskulin aus. 

Hotpants
Spagetti-Tops
Blusen
Absatzschuhe
Röcke
Ballerinas
Kleider

Alles davon schnürte ihm quasi die Kehle ab, zwang ihn zu sein, was er nicht war. Er wusste, dass er das nicht war. Er wusste es schon seit einigen Jahren. Aber er konnte es niemals sagen. So etwas zuzugeben... Nein, es war einfach unmöglich. 

Er durfte so nicht leben. Er würde niemals so leben dürfen. Es würde für immer weh tun, aber es zu ändern, würde es nur verschlimmern. Vielleicht würde das Gefühl ja doch irgendwann weggehen. Vielleicht würde er sich damit abfinden. Vielleicht würde es aufhören wehzutun. 

Aber alles davon, war in diesem Moment nicht der Fall. Es tat weh. Und es machte nicht den Anschein als könnte es je aufhören. Alles tat weh.

Will ging zu seinem Bett und hob die Matratze hoch. Finley stand neben ihm. Er hatte aufgehört zu bellen, als der Junge gestoppt hatte, sein Zimmer zu demolieren. Will holte ein altes Hemd von seinem Vater, das er schon vor Monaten gestohlen hatte, hervor. Er riss sich sein Kleid förmlich vom Körper, warf es in eine Ecke und zog sich das Hemd über den Kopf. Dann griff er eine Mütze und stopfte seine langen Haare darunter. 

Als nächstes nahm er Boxershorts, die er ebenfalls von seinem Vater geklaut hatte. Er zog sie sich über und ging zum Spiegel. Zögernd spannte er den Kiefer an und streckte den Hals, versuchte alles um seinen Körper maskuliner wirken zu lassen. 

Er öffnete die Knöpfe des Hemdes und sah seine Brüste an. Sie sahen so falsch aus. Sie passten nicht zu seinem Körper. Er sah aus, als hätte man ihn falsch zusammengesetzt. 

Will beugte sich zu seinem Schreibtisch und griff einen Edding. Er entfernte die Kappe und begann anhand seines Spiegelbilds Linien auf seinen Körper zu malen. "Dort müssten sie schneiden, wenn sie mir die Brüste abnehmen würden." sagte Will als er fertig war und legte den Stift zur Seite. Finley sah zu Will hoch. 

Der Junge ging in die Hocke und strich dem Hund über den Kopf. Dann küsste er ihn auf die Nase. "Vielleicht irgendwann, Finley." sagte er. Er knöpfte das Hemd wieder zu, entfernte die Markierungen aber nicht. Sie halfen ihm. Irgendwie halfen sie ihm. 

~*~*~

"Gut. Bitte ziehen Sie Ihr Oberteil aus, ich möchte Ihnen einmal aufzeichnen, wo wir schneiden werden. Sie können Ihren Begleiter auch bitten den Raum zu verlassen, wenn Sie das besser fühlen lässt." sagte der Arzt.

Will, der auf der Krankenliege saß, sah zu Hannibal, welcher auf einem Stuhl neben der Tür Platz genommen hatte. "Nein, ich will, dass er bleibt." antwortete Will dann und zog sich langsam den Pullover aus. Dann öffnete er die Knöpfe seines Hemdes. Hannibal stand auf und ging zu ihm, um ihm mit dem Binder zu helfen.

Der Tag war wichtig für Will, er wollte nicht, dass er sich mit Dysphoria an ihn erinnern musste. 

"Bist du okay, Liebster?" "Ja, mir geht's gut. Ich werde sie los... Nur noch einige Wochen, dann werden sie sie mir abnehmen. Es ist okay, mir geht es gut." erklärte Will. Hannibal gab seinem Freund einen Kuss auf die Haare und strich ihm hindurch. Will stand auf und ließ sich von Hannibal aus dem Binder helfen. 

"Sie können ihn von hinten umarmen, wenn er das möchte." sagte der Arzt zu Hannibal. Dieser sah Will fragend an. Der Dunkelhaarige nickte bittend und Hannibal trat von hinten an ihn heran, schlang seine Arme um Wills Bauch und hielt ihn fest in seinen Armen. Will lehnte sich gegen ihn.

"Sehr gut. Sind Sie soweit?" Will nickte und ließ die Hände an seinen Seiten herunter hängen. Der Arzt kam auf Will zu und warnte ihn nochmal kurz vor, bevor er begann die Linien auf Wills Brust zu malen. Dabei erklärte er noch einige Dinge. Hannibal küsste immer wieder sanft Wills Nacken, um ihn zu beruhigen. 

"Glücklich?" flüsterte er leise, während Will sich die Striche im Spiegel ansehen durfte. Sie waren grün, nicht schwarz wie die, die er mit Edding gemacht hatte. Aber sie sahen fast genauso aus. Er erinnerte sich an die unzähligen Male, die er mit Finley in seinem Zimmer gewesen war und diese Linien auf seinen Körper gemalt hatte. 

"Finley wäre stolz auf mich." sagte Will leise und lächelte. 

"Hm?" fragte Hannibal verwundert. "Ach nichts. Ja, ich bin sehr glücklich." Will drehte sich zu Hannibal um und gab ihm einen liebevollen Kuss. "Die Hunde kriegen heute alle einen Knochen. Und mir ist egal, dass es kein Feiertag oder Geburtstag ist oder sonst was. Sie sind meine Hunde, ich entscheide. Und heute bekommen sie alle einen Knochen." "Okay. Alles, was du sagst." sagte Hannibal. 

Er vermutete, dass es mit Finley zu tun hatte. Wer auch immer das war.

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