Kapitel 7

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Auf halben Wege blieben wir, nach einem Befehl von einem der Teamleiter, stehen. Nicht nur wir Soldaten, sondern auch unsere Pferde brauchten eine Pause, die wir uns auch verdient hatten. Doch ich selbst konnte und wollte keine kurze Rast einlegen. Mein Körper forderte dies zwar, aber mein Kopf sträubte sich stark dagegen. Wie konnte ich jetzt ruhen, während andere Soldaten sich vielleicht in den Tod stürzten, während sie um ihr Leben kämpften, während sie kaum noch Luft bekamen, während sie ihren Freunde eiskalt beim starben zusahen. Ich war zwar etwas froh, dass meine alle so gut wie bei mir waren. Doch Mikasa und Eren, so wie Erwin, Levi und Hange, sie waren nicht hier. Das Umdrehen um meine eigene Achse bestätigte mir dies und lässt eine immer größer werdende Angst in mir aufkommen. Ich stand hier, lebte und sollte eine Pause machen? Das machte für mich keinen Sinn. Meine Gedanken kreisten immer wieder um sie und ich konnte es nicht stoppen.

Ich versuchte mich damit abzulenken, indem ich mich bei allen erkundigte, ob sie zumindest körperlich wohl auf waren. Es gab den ein oder anderen Verletzten, weshalb ich versuchte ihnen zu helfen. Es gab nicht wirklich viele Utensilien, doch die Pflaster und Verbänden reichten fürs erste aus. Ich war mir zwar nicht sicher, ob ich alles so machte, wie es sein sollte, doch wenigstens versuchte ich dies. "Du hast aber ein Händchen für sowas." , hörte ich eine Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte erblickte ich einen Soldat, der mir Alkohol zum desinfizieren hin hielte. "Ich bin einer der Sanitäter und meiner Meinung nach, machst du dies sehr gut. Darf ich meine Hilfe anbieten?", so er. Ich nickte nur und so half er mir bei einer Platzwunde.

Nach und nach kamen immer mehr Soldaten zu unserer Raststation. Und immer wieder war ich aufs neue geschockt. Viele von ihnen hatten Leichen dabei. Meist waren sie bereits in Tücher gewickelt, doch auch auf diesen waren viele Blutflecken zu sehen. Der Mund blieb mir immer offen und mein Rachen wurde staubtrocken. Ich musste mich wieder und wieder dazu zwingen, wegzuschauen und weiter den Verletzten zu helfen. Doch anzusehen wie die Leichen einfach auf den Wägen aufeinander gestapelt wurden, gab mir wirklich den Rest. Ich wand mich kurz von der Gruppe ab und blickte in die Sonne. Ich versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bringen, doch dies erwies sich als sehr schwierig. Ich konnte und wollte meine Tränen unterdrücken und dies schaffte ich zum Glück.

Nochmals schaute ich in die Richtung, aus der wir kamen. Von weitem nahm ich weiter Soldaten auf ihren Pferden war. Als ich dann auch noch sich nähernde Geräusche wahrnahm, war ich mir sicher. Wer würde diesmal kommen? Wie viele Tote würd es geben? Ist einer meiner Freunde betroffen? Diese Fragen liefen in Dauerschleife in meinem Kopf. Mit schweren Schritten ging ich wieder zurück, um zugleich den Verletzten zu helfen. Als ich aufblickte schaute ich in die eisblauen Augen, die ich bereits kannte. Kommandant Erwin. Er schien nicht verletzt zu sein. Ich ging auf ihn zu und nahm sein Pferd ab. Er nickte mir nur zu und lief dann bereits los. "l/n ich brauch deine Hilfe!", so der Sanitätssoldat. Ich ging sofort auf ihn und den Verletzten zu. Aus seinem rechten Unterschenkel floss viel Blut und in seinem Gesicht hatte er eine große Platzwunde. Gemeinsam versuchten wir dann, die Blutung zu stillen, was uns gut gelang.

Ich blickte wieder leicht zur rechten Seite, um sicher zu gehen, dass es ihm gut ging. Mein Nebenmann bemerkte dies: "Geh! Ich krieg das hier schon hin." Ich bewunderte ihn, dass er in so einer Situation ruhig und verständnisvoll war, weshalb ich mich bei ihm kurz entschuldigte und mich dann verdrückte. Ich lief auf ihn zu und blieb etwa 5Meter von ihm entfernt stehen, weil er sich gerade mitten im Gespräch befand. Er erblickte mich nach einer kurzen Zeit und fragte: "l/n? Was gibt es?" Seine Stimme machte mich einerseits nervös, andererseits verspürte ich ein warmes Gefühl in meinem Bauch. Ich stotterte: "Herr K-Kommandant, ich wollte sie nicht stören. Ich-Ich wollte mich nur nach ihrem-ihrem Wohlbefinden erkundigen. A-Also ob sie verletzt sind." Mit großen Schritten kam er auf mich zu, was mich meine Füße leicht nach hinten bewegen ließ. "Ich bin unverletzt, keine Sorge. Was ist mit ihnen?", etwas weiches tauchte in seinen Augen auf. "Gut. Mir geht es prima!", so meine Antwort. Natürlich log ich, denn mir ging es ganz anders als prima. Der Kommandant blickte mir noch einmal tief in die Augen, bevor er von jemanden anderen gerufen worden war.

By your side Erwin x Reader (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt