Kapitel 2

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-Vorwärts wird gelebt, aber rückwärts wird das Leben oftmals erst verstanden.-

-Unbekannt-

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Ich wache langsam auf. Ich muss gestern ziemlich lang wach gewesen sein, denn mein Kopf tut so verdammt weh, dass es sich anfühlt, als würden kleine Zwerge von innen dagegen hämmern. Es ist außerdem total kalt. Wahrscheinlich hatte ich gestern vergessen das Fenster zu schließen. Ich will mich auf die Seite drehen, aber etwas hält mich auf. 

Ich fange an zu zittern, als mir einfällt, was passiert ist. Mein Vater hatte mir verboten nach draußen zu gehen und dann hatte mir mein Bruder irgendwas an den Kopf geschlagen. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Meine Sicht ist verschwommen. Ich schaue an mir herunter. Ich bin an ein Bett gefesselt, mehr eine Steinplatte mit einer Decke drauf. Ich trage nur meine Unterwäsche.

Mein Bruder hat gute Arbeit geleistet. Mein ganzer Körper ist übersät mit lila Flecken. Ich drehe leicht meine Hüfte. Ich schreie auf vor Schmerz. Warum tut das denn so weh? Hatte ich innere Blutungen? Ich denke schon, denn als ich wieder auf meinen Bauch schaue, ist der Bluterguss etwas gewachsen.

Bilde ich mir das nur ein? Vielleicht schlafe ich auch nur und das hier ist nur ein Traum wegen Grandpa. Vielleicht versucht mein Gehirn auch nur mir zu helfen und mir im Schlaf ein schlimmeres Ereignis vorzuspielen, um seinen Tod zu verdrängen. Vielleicht träume ich nur. 

Ich höre Schritte. Es hört sich nach mehreren Personen an. Ich fange noch mehr an zu Zittern und als die Tür aufgeht, kommt eine Erinnerung zurück. Mein Bruder, der auf mich einschlägt und mich anschreit. Es ist kein Traum! Ich schreie auf, als mein Bruder neben mir steht. Er greift mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen.

"Weißt du, wie ich dich dafür hasse, wie Grandpa dich immer bevorzugt hat? Er hat immer nur etwas mit dir gemacht. Ich war zwar nie da, aber du hast ihn mir mit Absicht weggenommen. Es ist deine Schuld, dass er gestorben ist." Nach diesen Worten schlägt er mir ins Gesicht.

Ich fühle wieder heißes Blut an meiner Wange runterlaufen. Es ist so kalt, dass es sich anfühlt, als würden sie kochendes Wasser über mein Gesicht kippen. Ich schreie wieder auf und fühle, wie schwarze Punkte meine Sicht verdunkeln. Ich drifte ab. Sie schreien mich an, aber mein Bewusstsein kann es nicht verarbeiten. Ich komme wieder zu mir, als mein Bruder mir eine feste Backpfeife gibt.

"Belle! Komm wieder zu dir! Ich rede mit dir!" Er zwingt mich wieder ihn anzusehen. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass er meinen Kiefer losgelassen hat. 

"Weißt du. Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich dich direkt umbringen, aber Dad hat gesagt, dass wir dich noch brauchen. Glück für dich. Aber wenigstens hat er erlaubt, dass ich alles machen darf, was ich will, solange du die Verletzungen überlebst. Aber ich glaube du willst lieber sterben, nachdem wir dir alles erzählt haben. Ich habe ein paar Regeln, die ich dir schnell erklären will, bis Dad wieder da ist."

Ich schaue mich kurz in dem Raum um. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er den Raum verlassen hat. Ich schaue meinen Bruder wieder an.

"Also erste Regel: Du sprichst nur, wenn du dazu aufgefordert wirst. Wenn wir dich etwas fragen, dann antwortest du in Worten. Wenn du nur nickst oder den Kopf schüttelst, dann werde ich dich bestrafen. Zweite Regel: Du wehrst dich nicht. Nicht mit Bewegungen, wie um dich schlagen was auch immer. Schreien wirst du auch nicht. Egal was wir machen, nur wenn du dich an diese Regeln hältst, wirst du ein angenehmeres restliches Leben führen. Naja wie man es nimmt. Ich denke angenehm kann es nicht werden, aber vielleicht etwas besser. " 

Versuch zu Überleben//pausiert\\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt