Kapitel 15

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-Es verlangt sehr viel Tapferkeit, sich seinen Feinden in den Weg zu stellen, aber wesentlich mehr noch, sich seinen Freunden in den Weg zu stellen.-

-Albus Dumbledore

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Belles POV

Es ist kalt, als ich wieder aufwache. Ich realisiere vier Dinge. 

Erstens: Ich bin alleine im Zimmer, das bedeutet, dass Jamie gegangen sein muss. Ich wollte eigentlich nicht einschlafen, aber ich habe mich neben ihm total wohl gefühlt. Mittlerweile bereue ich es aber.

2. Es ist ziemlich kalt. Es zieht außerdem ganz schön, wahrscheinlich ist das Fenster offen.

3. und 4. : Es ist still, man könnte, glaube ich, eine Feder zu Boden fallen hören und es ist dunkel. 

Panik steigt in mir auf, ich ziehe die Decke hoch bis zu meinem Hals, aber ich kann mich nicht beruhigen. Meine Atmung beschleunigt sich und plötzlich sehe ich Nick und meinen Bruder vor mir. Sie sind wütend. Alex greift mit seiner Hand auf meinen Hals. Er drückt noch nicht zu, aber es fühlt sich an, als würde meine Lunge bersten. 

*Du kleine Schlampe. Du bist zu nichts zu gebrauchen. Du heulst ja immer nur rum!* Seine Stimme klingt wie ein Echo in meinem Kopf, dann drückt er zu. Ich nutze meinen letzten Atemzug, um zu schreien. Meine Hände tasten panisch nach einem Lichtschalter. Ich knalle mit meinem Handgelenk an die Bettkante und erwische dann das Glas, welches noch auf dem Nachttisch steht. Es fällt mit einem lauten Klirren auf den Boden und zerspringt in tausend Teile.

 Das Geräusch holt mich wieder in die Realität zurück. Meine Lungen nehmen den Sauerstoff gierig auf. Der Schwindel verschwindet wieder und ich setze mich auf. Meine Atmung läuft gerade einen Marathon. Mein Herzschlag überschlägt sich. Ich stehe auf und stolpere direkt über meine eigenen Füße und falle direkt in die Scherben. An meiner rechten Hand, bohren sich die Scherben durch den Gips in meine Haut. 

Heißes Blut läuft über meine Hand und tropft auf den Boden. Ich spüre den Schmerz kaum. Ich stehe wieder auf und finde im Dunkeln die Tür zum Badezimmer. Auch hier ist es dunkel, aber deutlich wärmer. Das Zimmer hat keine Fenster, den Lichtschalter kann ich auch nicht finden. Ich setze mich in die hinterste Ecke des Raumes, zumindest glaube ich das, denn ich kann nicht mal den Umriss meiner Hand erkennen. 

Ich presse meinen Rücken gegen die kalte Wand und entspanne mich ein bisschen. Alex taucht immer wieder vor meinem Gesicht auf. Ich sehe vor mir, wie er mich anschreit. Seine Stimme hallt immer noch in meinem Kopf wieder. Ich schließe die Augen und stelle mir vor, dass Grandpa neben mir sitzt und meine Hand hält. Ich sitze ziemlich lange hier, die Arme um meine Beine geschlungen und spüre, wie das Hemd, dass ich trage von meinen Tränen durchnässt wird. 

Ich schluchze. Ich will einfach nur hier raus. Ich will zurück nach Hause. "Grandpa komm zurück. Ich brauche dich." Ich flüstere vor mich hin. 

Ich versuche mehrmals einzuschlafen, aber immer, wenn ich die Augen schließe, habe ich das Gefühl, dass der Teufel neben mir steht und wie mein Bruder, mir etwas antun will. Das Hemd riecht immer noch nach Michael, also lasse ich die Augen offen. Ich bin sowieso nicht mehr müde.

Versuch zu Überleben//pausiert\\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt