Kapitel 9

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-Je länger ich lebe, desto mehr erkenne ich, dass es die Beziehung ist, die am meisten Bedeutung hat.-

-William Shatner

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Belle


Ich wache auf. Mir ist immer noch kalt und mein Arm tut höllisch weh. Ich erinnere mich an alles, lasse meine Augen aber geschlossen. Die Männer unterhalten sich nicht. Mein Kopf lehnt glaube ich an der Schulter von Caleb. Es ist mir aber auch egal. 

"Sollte sie nicht schon längst wach sein? Es ist schon mehr als zwei Stunden vergangen." Ich wäre fast zusammengezuckt, aber kann mich noch aufhalten. Caleb bewegt sich ein bisschen. "Sie sollte tatsächlich schon aufgewacht sein." Ich kann Besorgnis in seiner Stimme hören. Jamie scheint sich zu uns umzudrehen. "Wir sind sowieso gleich da. Vielleicht ist es besser, wenn sie schläft. Doc wird nach ihr gucken. Was meint ihr wird Michael mit ihr machen?" 

Ich spitze meine Ohren. Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Brian seufzt. "Naja er kann sie nicht gehen lassen. Sie ist die Tochter eines Feindes. Seit dem Treffen, sind immerhin schon drei Tage vergangen. Ihr Vater hat uns mehr genommen, als wir bei der Übergabe hätten bekommen können." Jamie seufzt. "Du hast recht. Er wird sie wahrscheinlich erstmal in einem Zimmer einsperren und bewachen lassen. Sie ist noch so jung. Wie kann ihr jemand sowas antun?" Ich spüre eine Hand über meinen Kopf streicheln. Es ist ein schönes Gefühl. Das war nämlich eine Sache, die bisher immer nur meine Mutter gemacht hat. Mein Grandpa hat immer nur bei mir gesessen oder mich umarmt.

Ich bekomme wieder Angst. War es falsch gewesen ihnen zu vertrauen? Sie haben ja eben gesagt, dass sie mich brauchen. Gesagt haben sie es nicht, aber ich bin ziemlich gut im interpretieren. Was wollten sie noch von mir? Mein Dad wird froh sein, dass er mich los ist. Von ihm werden sie nichts bekommen. Ich frage mich was passiert, wenn sie das erstmal rausgefunden haben, aber eigentlich habe ich Angst vor der Antwort. Warte, hat er gesagt, dass seit dem Treffen drei Tage vergangen sind? So lange war ich ohne Bewusstsein? So lange! Shit! Das kann nicht gut für meinen Körper enden. Sollte ich *aufwachen*? Vielleicht sind sie gar nicht so schlimm und es macht die Situation vielleicht auch angenehmer, wenn ich ein paar von ihnen näher kenne. 

Ich öffne meine Augen, achte dabei aber darauf, ziemlich verschlafen und müde zu wirken. Müdigkeit muss ich nicht vortäuschen, denn wenn ich genauso scheiße aussehe, wie ich mich fühle, dann war das auch kaum zu übersehen. Ich bewege mich kurz und die Decke rutscht von meinem Körper auf den Boden. Es ist immer noch ziemlich kalt, aber immerhin zucke ich nicht mehr zusammen. Ich schätze, dass mein Körper einfach unterkühlt ist. Ich habe mal gelesen oder in irgendeiner Sendung gesehen, in der die das erklärt haben, aber genau kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß nur noch, dass eine Unterkühlung gefährlich ist. 

Jamie dreht sich um, um die Decke wieder aufzuheben, hält aber kurz inne, als er sieht, dass ich wach bin. "Wie fühlst du dich Kleine?" Ich muss mich zum Sprechen zwingen, da mein Körper irgendwie komisch auf die Männer reagiert. Ich habe Angst vor ihnen. Vielleicht liegt es an meinem Bruder und Nick. Bei der Erinnerung an ihn, bekomme ich Gänsehaut. Es war schrecklich. Er hat mich zwar gefoltert, aber niemand verdient den Tod. Niemand. Nicht mal ein Massenmörder. Jeder hat irgendwas durchgemacht, aber nicht einmal meinem Bruder wünsche ich den Tod. Er ist das Produkt aus einer falschen Erziehung. 

"Besser." Ich versuche mich aufrecht hinzusetzen, aber mein Kopf fällt sofort wieder auf Calebs Schulter. "Warte ich helfe dir." Er greift vorsichtig nach meinem Kinn und hebt meinen Kopf dann so an, dass er wieder an der Lehne liegt und ich ihn halten kann. "Naja du siehst nicht gerade besser aus." Jamie schaltet sich wieder ein. Ich schätze, dass etwas Licht von den Straßenlaternen auf mein Gesicht gefallen ist. 

Versuch zu Überleben//pausiert\\Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt