Die lachende Kreatur

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Lars ging über den dunklen Parkplatz. Lediglich ein paar Straßenlaternen in der Ferne erhellten den Gehweg. Gerade war seine Spätschicht zu Ende gegangen und es war schon so spät, dass keine Menschen mehr auf den Straßen unterwegs waren. Lars hatte seine Hände in die Jackentaschen gesteckt und klimperte mit seinem Autoschlüssel. Er holte beide Hände aus den Taschen und rieb sich die Augen. "Zum Glück kann ich morgen ausschlafen...", dachte er zufrieden. In der Ferne konnte er schon sein Auto sehen. Doch plötzlich blieb er abrupt stehen und starrte auf eine der entfernten Laternen. Im Lichtkegel stand regungslos eine schwarze Gestalt und schien ihn anzustarren. Sie war etwa so groß wie er und trug einen langen Mantel, doch er konnte aus der Entfernung nur den Umriss erkennen. Dem jungen Mann wurde etwas mulmig zumute. Hastig setzte er sich wieder in Bewegung und ging geradewegs auf sein Auto zu. Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch, als wäre eine Münze heruntergefallen. Erschrocken drehte sich Lars um und suchte den Boden ab, doch er konnte nirgends etwas auf dem Boden liegen sehen. Gingen gerade seine Nerven mit ihm durch? Hatte er sich das Geräusch nur eingebildet? Als er sich wieder umdrehte und wieder zu der Laterne schaute, war die schwarze Gestalt verschwunden. Lars wurde zunehmend unruhiger. So schnell er konnte, ging er zu seinem Auto und drückte auf den Autoschlüssel, als er nur noch wenige Meter davon entfernt war. Es ertönte ein Klicken und das Standlicht vom Auto schaltete sich an. Zur Sicherheit schaute sich Lars noch einmal genau um, und zum Glück konnte er nirgendwo die schwarze Gestalt sehen. Hastig öffnete er die Autotür und setzte sich auf den Fahrersitz. Er schloss die Tür und wollte den Schlüssel ins Schloss stecken, doch er hatte ihn nicht mehr in der Hand. "Wo ist der denn jetzt hin?", murmelte er und wühlte in seinen Taschen herum. Er hatte doch eben seinen Schlüssel mit diesem auffälligen Anhänger, einem alten Kreuzamulett, in der Hand gehalten! Hatte er ihn wieder eingesteckt? Doch in seinen Taschen konnte er den Schlüssel nicht finden. Plötzlich sah er im Augenwinkel, wie draußen ein Schatten an seinem Auto vorbeizog. Erschrocken sah Lars auf, doch egal wo er hinsah, nirgendwo konnte er etwas sehen. War ihm der Schlüssel vor dem Auto runtergefallen? Ruckartig öffnete er die Autotür und stieg aus dem Wagen.

Er suchte den Boden hastig nach dem Schlüssel ab, denn wollte keine Sekunde länger an diesem Ort bleiben. Mit einem Mal hörte er wieder ein Geräusch, doch diesmal war es kein Klimpern wie von einer Münze, sondern ein leises Rasseln. Etwas schien unter dem Auto zu sein. Langsam bekam Lars es mit der Angst zu tun. Er wich einen Schritt zurück, doch dann bückte er sich vorsichtig und warf einen Blick unter das Auto. Es lag tatsächlich etwas unter dem Wagen. Es könnte sein Schlüssel sein! Aber wie kam er dahin? Lars blieb keine andere Wahl. Wenn er hier wegfahren wollte, musste er seinen Schlüssel wiederbekommen. Also ging er auf die Knie und streckte seinen Arm nach dem Gegenstand aus. Doch er lag so weit unter dem Auto, dass er ihn nicht zu fassen bekam. Also krabbelte er ein Stück weiter unter das Auto, um es zu erreichen. Er streckte seinen Arm so weit er konnte aus, und dann bekam er den Gegenstand zu fassen. Es war tatsächlich sein Schlüssel! Doch als er ihn gerade zurück in seine Tasche steckte, hörte er mit einem Mal ein hässliches Lachen. Es war ein tiefes, langsames Lachen, in dem etwas ganz bösartiges steckte. Erschrocken und verängstigt hob er seinen Kopf, und was er nun sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Auf der anderen Seite, direkt vor dem Auto, konnte er zwei Stiefel sehen. Wer auch immer das war, er stand genau vor seinem Auto! So schnell er konnte und voller Panik krabbelte Lars das Stück zurück und kam wieder unter dem Auto hervor. Er taumelte einige Schritte zurück und starrte durch die Fensterscheiben vom Auto auf die Stelle, wo er eben die Stiefel gesehen hatte. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Er starrte direkt auf eine unheimliche und grässliche Fratze. Die Kreatur trug einen schwarzen Mantel, eine schwarze Anzug-Hose und einen schwarzen Hut. Das Gesicht war kreidebleich und vernarbt, die Augen erschienen winzig. Der Mund war überdimensional groß und war zu einem beunruhigen Grinsen verzogen. Es blitzten einige messerscharfe Zähne zwischen den trockenen Lippen hindurch. Lars begann, laut loszuschreien. Er wollte weglaufen, doch er konnte sich nicht rühren. Die Kreatur gab erneut dieses bösartige Lachen von sich, dann schien es auf der anderen Seite des Autos herunter zu gleiten; Erst verschwanden die Beine hinter dem Autofenster, dann der Mantel, dann der Kopf und schließlich der Hut, und Lars konnte die Gestalt nicht mehr sehen.

Vorsichtig ging er ein Stück am Auto entlang und schaute sich jede Seite genau an. Was auch immer das war, es war so plötzlich wieder verschwunden, wie es aufgetaucht war. Das Herz schlug Lars bis zum Hals. Was, wenn ihm nur einer einen dummen Streich spielte? Aber wohin war diese Person dann so schnell verschwunden? Schnell drückte er auf den Autoschlüssel, dann öffnete Lars die Fahrertür vom Auto, setzte sich hinein und betätigte sofort die Verriegelung. Nun war er sicher, ihm konnte nichts mehr passieren! Ein letztes Mal sah Lars in alle Richtungen aus dem Fenster, und nirgendwo konnte er etwas Verdächtiges sehen. Etwas ruhiger, aber dennoch mit zittrigen Fingern steckte er den Autoschlüssel ein, um die Zündung zu betätigen, doch genau in diesem Moment hörte er wieder dieses tiefe, hässliche Lachen. Erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen saß Lars regungslos auf seinem Sitz. Das Lachen kam nicht von draußen. Es war genau hinter ihm. Angsterfüllt starrte Lars in den Rückspiegel. Hinter ihm konnte er im Spiegel einen Schatten sehen. Die Kreatur saß hinter ihm und hatte sich vorgebeugt, dass ihr Gesicht genau hinter seinem war. Lars stieß einen lauten Schrei aus, dann packte ihn das Monster von hinten und legte seine langen, knorrigen Finger über seinen Mund.

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