Verschlafen öffne ich die Augen. Warum ist es so dunkel? Normalerweise scheinen immer schon die Sonnenstrahlen durch mein Fenster, wenn ich aufwache. Ich will mich aufsetzen, doch als ich meinen Kopf nur ein wenig hebe, stoße ich plötzlich auf einen Widerstand. Was ist das? Ich taste vorsichtig mit meiner Hand die Umgebung ab. Direkt über mir scheint sich ein Holzbrett zu befinden. Hastig strecke ich meine Hände zu den Seiten aus. Auch zu den Seiten bin ich von Holz umgeben. Ich scheine in einer Kiste zu liegen! Dabei habe ich doch Platzangst! Was ist nur passiert? Ich bin gestern Abend wie gewohnt schlafen gegangen, und jetzt liege ich plötzlich hier in dieser Kiste! Ich drücke mit ganzer Kraft gegen die Deckel, in der Hoffnung, die Kiste aufzubekommen. Aber das Holz gibt kein Stück nach. "Hilfe!", schreie ich, doch mein Hilferuf scheint vom Holz gedämpft zu sein. Vielleicht könnte ich die Kiste umstoßen! Ich beginne panisch, wie wild hin und her zu schaukeln. Doch die Kiste bewegt sich keinen Millimeter. Plötzlich rieselt mir etwas ins Gesicht. Ich wische es mit meiner Hand weg. Es fühlt sich an wie Erde! Aber das würde ja bedeuten, dass die Kiste unter der Erde liegt! Ich bin lebendig begraben worden! Langsam drehe ich voller Panik durch. Mein Atem wird schneller, ich fange an zu zittern. "Hilfe! Ich liege hier unten!", schreie ich so laut ich kann, doch niemand antwortet. Mich kann vermutlich niemand hören, wenn ich unter der Erde liege. Aber ich muss hier irgendwie rauskommen! Erst mal muss ich mich beruhigen und meine Atmung in den Griff kriegen. Der Sauerstoff wird langsam knapp. Ich atme tief durch, und tatsächlich scheine ich etwas ruhiger zu werden. Hoffentlich liege ich nicht mehr als zwei Meter unter der Erde, denn sonst wären meine Chancen zu überleben ziemlich gering. Ich muss irgendwie den Deckel von dieser Holzkiste aufkriegen. Mit aller Kraft fange ich an, mit meinen Knien gegen die Kiste zu treten. Mit jedem Tritt schmerzen meine Knie mehr, aber ich habe keine andere Wahl. Ich merke, wie die Decke langsam nachgibt. Staub rieselt über meinen ganzen Körper und mein Gesicht. Ich huste. Irgendwie muss ich meinen Kopf schützen. Da fällt mir auf, dass ich auf einem Kissen liege. Geschickt hole ich es in der engen Kiste hinter meinem Kopf hervor, ziehe die Füllung heraus und stülpe mir den Bezug über den Kopf, um keinen Staub in die Lunge zu bekommen. Da ich vorher sowieso nichts sehen konnte, macht mir der Bezug über dem Kopf nicht viel aus. Ich trete weiter gegen die Decke. Langsam spüre ich einen Riss im Holz. Mit dem nächsten Tritt könnte ich das Bett durchtrennen, also trete ich noch einmal mit aller Kraft dagegen. Tatsächlich bricht das Brett in der Mitte durch und ich spüre, wie die beiden Einzelteile auf meine Beine fallen und sich ein kleiner Berg aus Erde auf meinem Oberkörper sammelt.
Ich ziehe meine Beine zusammen und trete dann geschickt die heruntergefallene Erde nach hinten in den Sarg, wo ich mit meinen Füßen gelegen habe. Als ich nun mit meinen Händen gegen das Brett über meinem Kopf drücke, merke ich, dass es nachgibt. Ich drücke es nach oben. Immer mehr Erde fällt auf meinen Körper, aber ich trete sie wieder in den Fußraum. Ich drücke das Brett weiter nach oben und kann mich mittlerweile schon aufsetzen. Zum Glück ist die Erde über mir trocken, sodass ich sie leichter bewegen kann. Inzwischen habe ich das Brett so weit nach oben gedrückt, dass es fast senkrecht steht und sehr stark auf meine Beine drückt. Nun versuche ich, mit meinen Fingern die Erde über mir auszuhöhlen. Ich ziehe meine Füße so nah an meinen Körper, wie ich kann. Das Brett fällt hinter meinen Füßen in die Kiste. Die heruntergefallene Erde muss ich mittlerweile mit meinen Händen in den Hohlraum in der Kiste drücken. Langsam wird die Luft dünn, ich muss mich beeilen. Mit allen Kräften schaufle ich die Erde über mir beiseite, und mittlerweile ich kann schon in die Hocke gehen. Jetzt versuche ich, mit meinem Kopf gegen die Erde zu drücken, und tatsächlich scheint es zu funktionieren: Die Erde gibt nach, und ich kann schon fast aufrecht stehen! Ich spüre, wie es immer leichter wird, die Erde beiseite zu schaffen, also konnte die Oberfläche nicht mehr weit entfernt sein. Also drücke ich noch ein bisschen mehr, und plötzlich spüre ich, wie meine Kopfhaut aus dem Boden ragt. Ich habe die Oberfläche erreicht! Inzwischen kann ich aufrecht stehen, und ich recke meinen Kopf in die Höhe, doch ich komme nicht mehr weiter, da ich schon vollständig aufgerichtet bin. Ich versuche, mit meinen Händen die Erde über mir beiseite zu schaffen. Es funktioniert, und ich kann beide Hände aus dem Loch strecken! Endlich bekomme ich die Oberfläche zu fassen und versuche, mich hochzuziehen, doch die Erde ist zu locker und ich bewege mich keinen Millimeter. Also muss ich versuchen, die Erde von den Seiten abzutragen und sie unter mir mit meinen Füßen zu stopfen, um weiter nach oben zu gelangen. Gesagt getan, ich nehme meine Hände wieder runter und kratze mit aller Kraft die Wände ab. Ich spüre, wie immer mehr Erde auf meine Füße fällt. Es kostet mich eine Menge Kraft, meine Beine hochzuheben und die Erde unter mir festzutreten. Aber es funktioniert! Ich spüre, wie ich immer höher komme. Bald kann ich meine Augen, und schließlich meine Nase von der Erde befreien. Mein Kopf ragt schon halb aus dem Loch hinaus. Endlich kann ich durchatmen. Es war höchste Zeit, frische Luft zu bekommen. Trotz des Kissenbezugs fühlt es sich sehr gut an. Ich kratze weitere Erde ab und stampfe sie unter mir fest. Jetzt guckt schon mein ganzer Kopf aus der Erde. Ich recke meine Hände ebenfalls in die Höhe und reiße mir den Kissenbezug vom Gesicht. Ich sehe einen Friedhof, es muss früher Morgen sein. "Hilfe!", schreie ich, so laut ich kann, doch weit und breit ist niemand zu sehen. Dann sehe ich meinen Grabstein. In den Grabstein scheint ein Amulett mit einer Gravur eingelassen zu sein, doch ich kann es nicht genauer erkennen. Ich halte mich mit beiden Händen an dem Grabstein fest und versuche, mich hochzuziehen. Tatsächlich klappt es! Erst kommt meine Brust, dann mein Bauch und schließlich meine Beine zum Vorschein. Völlig entkräftet bleibe ich vor meinem Grabstein in der aufgewühlten Erde liegen und schließe ermüdet die Augen. Ich habe es geschafft! Ich habe mich aus meinem eigenen Grab befreit!
Langsam öffne ich die Augen. Ich bin von völliger Finsternis umgeben. Vorsichtig hebe ich meine Hand. Sie stößt gegen einen Widerstand aus Holz. "Nein... Das kann nicht sein..." keuche ich, als ich realisiere, dass ich schon wieder begraben wurde.
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Tiny Horrorstories
HorrorIn diesem Buch handelt jedes Kapitel von einer anderen, kurzen Horrorgeschichte. Dabei ist eine dämonische Puppe oder der Geist eines kleinen Mädchens noch lange nicht das Schlimmste! Viel Spaß beim Lesen!