Akemis Sicht
Fuegoleon hatte es also gewusst. Warum hat er es mir nicht direkt so gesagt? Wut entbrannte in mir und ich sah in den Spiegel. Ein Gesicht, welches ich lange nicht mehr so gesehen hatte, spiegelte sich in diesem wider, bevor sich meine Wut in Trauer wandelte. Durfte er es nicht sagen?
Ein Klopfen ließ mich hellhörig werden. Ich war nun ein paar Minuten weg gewesen und sollte langsam zurückkehren. Schnell schmiss ich eine Hand voll kaltem Wasser in mein Gesicht und atmete tief ein und aus, um mich zu beruhigen. Letztendlich machte ich mich auf den Weg zurück zum Tisch, auf welchem bereits das Essen stand. Fuegoleon sah mich an: „Hast du dir selbst Wasser ins Gesicht geworfen?“
Ich sah zu ihm und seufzte: „Nun ja, durch irgendwas muss ich ja wieder runterkommen, vor allem, wenn du mir sagst, dass du davon gewusst und nichts gesagt hast. Ich bin gespannt auf deine Erklärung. Ich wünsche dennoch einen guten Appetit.“
Ein Schweigen entstand zwischen uns, bevor er jenes brach: „Ich wusste damals selbst nicht, wie ich es erklären sollte. Julius hatte mich darauf angesprochen und sagte mir, dass es wohl an der Zeit wäre, etwas an der Ordnung zu ändern, er wolle dich dafür in die Position einer Ordensführung setzen. Nachdem ich diese Nachricht bekommen hatte ich tagelang überlegt, wie ich es dir sagen sollte, und habe dir anstelle der Wahrheit so etwas gegen den Kopf geworfen. Damals war mir klar, dass du ablehnen würdest, wenn ich dir sagen würde, was Sache ist. Wenn ich mich daran erinnere, erkenne ich mich selbst nicht wieder.“
Ich nahm mein Besteck in die Hand und begann zu essen. Langsam verstand ich seinen damaligen Gedankengang. Einige Tage, bevor er mich des Ordens „verwies“, hatten wir über den Job eines Ordensführers gesprochen, damals hatte ich ausdrücklich gesagt, dass ich wegen solch einer Angelegenheit nicht den Orden verlassen würde. Ein Seufzen verließ meinen Mund: „Verstehe, trotzdem war das nicht besonders rücksichtsvoll von dir. Ehrlich gesagt, wusste ich damals nicht, ob ich wieder vertrauen können würde. Aber dann traf ich auf Dimael und Licia“, ein leichtes Lächeln bildete sich auf meine Lippen und ich sah zu ihm: „und die zwei wurden die ersten Personen, denen ich wieder wirklich vertraut habe.“
Fuegoleon nickte verständnisvoll und musterte mich, wohl weil ich gelächelt hatte. Immer konnte ich meine Gefühlsregungen nicht mehr unterdrücken, dafür hatte ich bereits zu viel Zeit mit ihm verbracht. Ich sollte mich wieder zurückziehen, sonst würde meine Mauer, welche ich über die Jahre aufgebaut hatte, weiter bröckeln. Wann hatte sie überhaupt angefangen zu bröckeln und wie wurde sie wieder stabiler? Sie musste wohl zu der Zeit begonnen haben zu bröckeln, als ich so oft mit Fuegoleon unterwegs war. Stabiler wurde sie jedoch wieder, nachdem ich den scharlachroten Löwen verlassen hatte, und nun begann sie abermals zu bröckeln.
Wir aßen auf und zahlten, verließen das Restaurant und sahen uns an. „Es wird wohl noch dauern, bis Marx sich meldet. Ich würde sagen, wir gehen in unsere Hauptquartiere und beginnen mit den schriftlichen Berichten“, meinte ich und sah kurz zu ihm.
„Wir gehen am besten zu eurem Hauptquartier und verfassen die Berichte gemeinsam“, erwiderte er und sah mich entschlossen an. Ich wiederum seufzte und nickte: „So können wir das natürlich auch machen.“
Am liebsten wäre ich tatsächlich alleine gewesen, denn die Wahrheit ist, dass er mich schon immer aus dem Konzept brachte. Ich hatte es nur nie wirklich gezeigt. Nebeneinander liefen wir den Weg zum Hauptquartier. Es vergingen einige Minuten, bis wir das Hauptquartier betraten und Kira uns entgegenkam: „Frau Ordensführerin, willkommen zurück.“ Sie sah uns beiden entgegen und verbeugte sich. „Hallo Kira, ist alles in Ordnung?“
„Ja, ich treffe mich mit einem Freund. Er hat es in die goldene geschafft. Ich habe die Erlaubnis von Dimael“, meinte diese und sah mich an. Ihre Augen glänzten.
„Wenn Dimael dir die Erlaubnis gegeben hat, gibt es keinen Grund sich zu rechtfertigen“, meinte ich und hob die Hand an.
Sie lief mit einer weiteren Verbeugung an uns vorbei und trat ihren Weg an.
Ich sah ihr noch kurz hinterher und dann wieder vor: „Gehen wir.“
„Sie ist eines der neuen Mitglieder in deinem Orden“, meinte Fuegoleon plötzlich und sah mich an. Ich nickte bloß kurz und erwiderte: „Ja, sie hat ein wenig Probleme mit der Beherrschung ihrer Magie. Ich habe sie wegen des Potentials, sich verbessern zu wollen, welches sie bereits am Tag der Prüfung gezeigt hat, in den Orden aufgenommen. Sie strengt sich wirklich an.“
„Verstehe“, erwiderte der Lilaäugige und lief weiter neben mir her, bis wir in meinem Arbeitszimmer ankamen, in welches kurz darauf Licia eintrat: „Guten Tag Akemi, Fuegoleon, kann ich Euch etwas bringen?“
„Nein, vielen Dank. Ich bin erst mal voll von dem Essen“, erwiderte Fuegoleon und ich nickte als Bestätigung und kramte zwei Blöcke heraus. Einen für mich, den anderen für Fuegoleon, die Stifte waren bereits rangeklemmt.
Licia blickte uns beide an und musste kichern: „Verstanden, gebt Bescheid, wenn ihr etwas benötigt. Ich werde mich jetzt, um das weitere Training unserer Ordensmitglieder kümmern.“
„Ich danke dir für deine Unterstützung, Licia!“, mein Blick war auf sie gerichtet und eine leichte Verbeugung ihrerseits war zu sehen: „Kümmere dich ab morgen bitte fürs Erste um das Training der Neulinge.“
„Hm, was immer Ihr Euch vorstellt, ich werde Eurer Bitte nachgehen“, mit diesem Satz verließ Licia das Büro und machte sich auf den Weg zum Trainingsplatz.
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Black Clover - Der zehnte Ordensführer
RomanceAkemi ist 25 Jahre alt und die Ordensführerin der blutroten Abenddämmerung. Meist mit einem monotonen und eintönigen Blick geht sie durch die Welt. Wird es jemanden geben, der ihr Herz erwämen wird?