Feigling!

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Severus pov:
Am späten Nachmittag kam ich in meinem Büro in Hogwarts an. Die Abenddämmerung hatte bereits eingesetzt und ich fühlte mich ausnahmsweise einmal nicht furchtbar. Sogar im Gegenteil, ich fühlte mich ganz gut. So gut, dass ich wusste, dass heute noch etwas schreckliches passieren musste. Es gab keinen Tag im Leben von Severus Snape, an dem er sich gut fühlen konnte, ohne dabei Angst vor etwas Neuem zu haben. Damit hatte ich mich mittlerweile abgefunden. Ich streifte mir den Umhang von den Schultern und genoss das Gefühl, als seine Last meine Schultern verließ.
Im nächsten Moment schaute ich aus dem Fenster. Ich brauchte mir keine Sorgen um Y/N oder Silentcry zu machen. Y/N war in ihren Gemächern und Silentcry konnte ich durch unsere Seelenverbindung auf einer Wiese mit einer Herde Wildpferde fetzen sehen.
Doch es gab jemanden, um den ich mir Sorgen machen musste. Potter.
Das dunkle Mal auf meinem Arm zuckte schon seid geraumer Zeit immer mal wieder auf, doch in den letzten Tagen und besonders heute war es schlimmer geworden. Ich hatte mich immer wieder gefragt, was das zu bedeuten hatte, doch ich wusste es bereits. Seufzend musste ich mir die Wahrheit eingestehen. Der unverhinderbare zweite Zauberer Krieg ließ mit einiger Sicherheit nicht mehr lange auf sich warten. Und damit rückte der Zeitpunkt meines sehr wahrscheinlichen Todes ebenfalls immer näher.
Ich war nicht bereit, zu sterben. Ich hatte auch überhaupt keine Lust darauf. Ich nahm mir mit größter Entschlossenheit vor, diesen Krieg zu überleben, auch wenn das nicht gerade einfach war. Eines stand fest, wenn sich der dunkle Lord selbst gegen mich wenden und mich auch nur töten woll würde, hatte ich keine Chance und auch keine Wahl. Voldemort musste bis zu seinem eigenen Tod daran glauben, dass ich für ihn arbeitete.

Gerade, als ich mich wieder umdrehen wollte, um den Umhang an einen Haken zu hängen, bewegte sich eines der Portraits ungewöhnlich hektisch und erweckte somit meine Aufmerksamkeit. Es war ein glatzköpfiger Mann mit einer dreckigen Schürzte um den Bauch und einem halb sauberen Kelch in der Hand, der in das Portrait eines ehemaligen Schulleiters gesprungen war und nun aufgeregt keuchte.
"Sir, Harry Potter!", rief er zwischen seinen heftigen Atemzügen hindurch. "Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, Sir!", versicherte er mir und stützte sich mit seiner freien Hand auf den Stuhl des empörten Schulleiters ab.
"Was ist mit dem Jungen?", fragte ich ernst. Ein Teil in meinem Gehirn sendete einen Haufen Warnsignale auf einmal ab.
"Er ist hier!", rief der Kellner aufgebracht. "Potter wurde in Hogsmead gesehen!"
Mir währe beinahe der Mund aufgeklappt. Potter. Hier. Hier, wo überall Todesser waren. Warum war er hier?! Ich hatte die Aufgabe, ihn zu beschützen, und was macht er? Er schleppt sich zumzur Zeit gefährlichsten Ort überhaupt!

Ich hatte meinen Umhang wieder in der Hand und schoss mit ihm aus der Bürotür des Schulleiters. Ich wusste nicht, wie ich ihn finden sollte, also tat ich das Einzige, was mir als gespielter Todesser in den Sinn kam. Ich krempelte meinen Ärmel hoch, entblößte das dunkle Mal und bedeutete den Carrow Geschwistern durch eine pulsierende Handbewegung, dass sie sofort die Schüler zusammen trommeln sollten. Schon bald darauf hörte ich das wahnsinnige Geschrei der Carrows und die Schritte der zusammen gescharrten Schüler.
Als ich mir sicher war, niemanden in meiner Nähe zu haben, blieb ich für einen kleinen Moment stehen und rieb mir den Kopf. Ich versuchte nachzudenken, doch mein Kopf war leer.
Was sollte ich tun? Würde mein Tun in den Krieg führen?
Ich war so müde. Ich fühlte mich krank. Mir war schwindelig. Ich musste weiterlaufen.
Ich spürte, wie die Schüler aus den einzelnen Schlafräumen langsam zu einer Masse wurden und sich zusammen auf die große Halle zubewegten.
Ich wusste nicht, was ich finden wollte. Ob ich ihn finden wollte, oder ob ich wollte, dass er den Todessern entglitt. Natürlich sollte er den Todessern entgleiten - das Letzte, was ich wollte, war, dass Potter von dem dunklen Lord geschnappt wurde.
Wenn ich ihn nicht fand, bestand die Wahrscheinlichkeit, dass er bereits entdeckt wurde, genauso, wie, dass er entkommen sein könnte. Doch drei junge Zauberer gegen die Masse der Todesser hatten meiner Meinung nach nicht einmal die Aussicht auf eine Chance.

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt