Y/N pov:
Er hatte mir nie etwas gesagt.
Wir standen noch einige Sekunden vor der morschen Tür, von der ich meinen Blick nicht abwenden konnte. Genau wie die Frau sich gerade noch in den Mann verwandelt hatte, so verwandelte sich die hölzerne Tür wieder zurück in jene, in dessen Raum Killoran gestanden hatte. Auch die Wand veränderte sich zu der, die wir aus seiner Erinnerung kannten.
Erst war es komplett still. Severus machte einen Schritt nach vorne, um seine Finger auf den verrosteten Türgriff zu legen, seine Augen lagen auf seiner Hand. Als ich meinen Blick von ihm abwandt, um mich umzusehen, machte ich sofort einen Schritt zurück und weitete meine Augen. Schnell visierte ich wieder ihn.
Er bemerkte es nicht. Er sah es nicht.
"Pass auf!", rief ich fast in der letzten Sekunde, griff ihn am Arm und zerrte ihn von der Tür weg. Erst leistete Severus Wiederstand, doch dann erkannte er es auch und taumelte von selbst ein paar Schritte zurück.
Hyacinthum schoss nach und nach aus allen Ritzen und Kanten der Tür, fraß sich in das Holz und ließ es glühen. Augenblicklich konnte man den Rauch des Feuers riechen. Das Hyacithum hüllte beihnahe die ganze Tür ein und breitete sich schlängelnd an den Wänden aus. Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, umschloss der Rauch mein Sichtfelt und riss meinen Körper mit sich, in eine weitere Erinnerung Killorans. Erleichtert stellte ich fest, dass es Severus nicht anders ergangen war und er nun neben mir auf einem kalten Steinboden landete. Wir befanden uns in einem Korridor, der sehr nach einer Schule aussah. Vor uns stand wieder Killoran, doch diesmal war er viel älter, vielleicht um die 15 Jahre. Seine Haare waren immer noch braun, ohne irgendwelche anzeichen auf lila farbene Stränen darin. Killoran hatte immer noch keine Narben, die sich über sein Gesicht zogen, doch eine Sache war anders. Der lila Ring um seine Iris hatte sich verstärkt und wieß bei genauerem Hinsehen auch funken von rosa auf. Außerdem hatte er eine Schuluniform an, auf dessen Wappen sich ein merkwürdiger Vogel mit zwei Köpfen befand, der einen Schleier hielt.
"Durmstrang.", flüsterte ich, als ich das Wappen erkannte. Es überraschte uns beide ein wenig, auf welche Schule Killoran damals gegangen war. Er starrte gerade aus, doch dieses Mal schien er etwas mehr in der Realität zu sein. Alle Schüler, die den Gang entlang gingen, wichen ihm aus. Manche bevorzugten es sogar, einen Umweg durch die Schule zu gehen, nur um ihm nicht begegnen zu müssen. So leerte sich der Gang, bis wir fast nur noch zu dritt waren."Er ist sein Nachfolger.", hörte ich eine laute Stimme, die von einer Frau kam. Der junge Killoran hatte davon nichts mitbekommen, ebensowenig wie seine Mitschüler in den Nebengängen. Nur Severus hatte es auch gehört. Als ich meinen Blick zu ihm wandte, konnte ich in seinem Gesicht sehen, dass er die Stimme erkannt hatte. Doch auch, ohne zu fragen, bekam ich früh genug mit, um wen es sich handelte.
Hinter Killoran erschien eine Person. Sie hielt sich im Schatten und war so leise, dass ich sie nicht bemerkt hätte, wäre sie nicht gänzlich in weiß gekleidet. Ihr Blick lag neugierig und erfurchtsvoll auf dem Jungen vor ihr, der sie nicht bemerkte.
"Er hat das Hyacithum bereits in sich!", beteuerte uns die Stimme erneut, doch der Mund der hellen Dame hatte sich nicht bewegt. Trotzdem war ich mir sicher, dass es ihre Worte waren, die sie vielleicht erst später ausgesprochen hatte.
Severus neben mir bewegte sich. Er ging schnellen Schrittes um Killoran herum und auf die helle Dame zu, ich folgte ihm. Ich sah, was ihn so perplex machte. Die helle Dame wirkte so jung, als hätte sie gerade erst ihre zwanziger überschritten.
"Ich konnte es sehen!", versicherte sie mit aufgeregter Stimme, doch ihr Mund bewegte sich abermals kein Stück. Auf einmal zeriss ihr Körper, so auch Killorans, in rosa farbenen Schleiern. Der Korridor fing Licht ein, dann verschwamm er uns vor den Augen und zog uns abermals mit in eine neue Erinnerung, doch diesmal war Killoran nirgendwo zu sehen. Der steinige Untergrund verwandelte sich in weiches Gras, sowie Erde und meine Sicht wurde wieder scharf.
"Aber er hat keine Nebenwirkungen.", sagte eine Männerstimme, noch bevor ich mir überhaupt bewusst war, wo ich mich befand. Es war eine tiefe und geschmeidige Stimme, aber ihr angeschlagener Ton klang unterdrückt wütend. Die Stimmen verschwanden, es wurde still. Ich konnte noch hören, wie Severus neben mir ankam und sich mit immer größer werdenden Augen umschaute.
Ich kannte diesen Ort, aber in meinen Erinnerungen sah er anders aus. Die Bäume waren hier viel kleiner, die Sträucher und Büsche sahen anders aus und die niedrige Steinmauer war noch nicht so vermoost wie jetzt. Ich sah hinüber zu Severus, um seine Reaktion zu sehen, doch er starrte nur ungläubig auf eine bestimmte Stelle, die mir noch gar nicht aufgefallen war. Hinter der Tafel der Druidenkoppel, auf der wir uns befanden, lag ein schwarzes Pferd, gegen welches sich jemand gelehnt hatte, den man durch die Tafel nicht erkennen konnte. Vor diesem Jemand saß Isabella und nestelte an seiner Jacke herum, wobei mir auffiel, dass sie sehr gut zu Severus' Nachtschattenjacke passte. Das lag wohl daran, dass es eine Nachtschattenjacke war. Wir waren in einem Rückblick von Severus' Vorgänger.
"Wie kann seine Erinnerung hier sein?!", flüsterte Snape fassungslos zu sich selbst, sodass ich es nur hören konnte, weil ich genau neben ihm stand. Ich spürte die Anspannung in seinem Körper, als er seine Beine endlich dazu bringen konnte, ihn vorwärts zu tragen und immer schneller auf den Nachtschatten zuzugehen.
"Sein Blut fließt in deinem Blut.", stellte ich leise fest, aber Severus hatte mich gehört. Er warf seine Haare zurück und lief auf die beiden Gestalten zu, die sich miteinander unterhielten. Als auch ich nur noch ungefähr einen Meter von beiden entfernt war, kniff ich meine Augen zusammen. Isabella war dem Mann, der sich an das schwarze Pferd gelehnt hatte, für meinen Geschmack ein Bisschen zu nah. Mit unguten Vorahnungen schloss ich die nötigen Schritte auf, um mich hinter sie und die kleine Steinmauer zu stellen und Severus, der genau neben dem Nachtschatten stand und ihn anstarrte, als wäre er ein Alien, einen warnenden Blick zuzuwerfen.
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𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎
FanfictionSeverus Snape ist einsam. Er hasst seine Arbeit, er hasst den Orden, er hasst - alles an seinem Leben? Er sucht jemandem, dem er vertrauen kann. So bringt ihn die Tatsache, dass er damals reiten lernte, zu einem Pferd als Gefährten. Doch anders als...