Die schwarze Maske

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Y/N pov:
Kraftlos richtete ich meinen Zauberstab auf den Spiegel und ließ ihn wieder normal werden. Ich wollte Severus nicht mehr beobachten.
Beschützt wurde er ja auch ohne mich. Wie konnte ich nur so naiv sein, und denken, dass er mich brauchte. Ich sank auf meine Knie. Keine Geräusche, nur ich und meine Erinnerungen. Albus war schon lange nicht mehr hier gewesen, er war schlafen gegangen.
Ja, er hatte gedacht, hier passiert nichts mehr.

Ich wusste nicht mehr, was ich fühlen sollte. Seitdem ich Severus durch den Spiegel gefolgt war, gab es nur Action. Die ganze Zeit war ich damit beschäftigt gewesen, alles in meinen Kopf zu saugen und es mir für später zum Nachdenken abzuspeichern. Außerdem war ich die ganze Zeit nicht allein gewesen. Und jetzt - jetzt sitze ich hier, ohne Action und ohne Menschen und verdaue die letzten Tage. Lily und Isabella brachten mich aus dem Gleichgewicht. Welche Rolle spielten sie in seinem Leben? Vermutlich eine größere als ich, aber das ist ja nicht schwer... Verträumt guckte ich aus dem Fenster.

Er ist der Nachtschatten. Ich tadelte mich selbst dafür, dass ich das nicht schon früher bemerkt hatte. Wenn man es wusste, war es so offensichtlich! Sein verschwinden, seine Ablenkung, seine Intensivität. Alles deutete darauf hin und nicht einmal Dumbledore hatte es herausgefunden. Er hat einen Animagus. Auch das hatte er nicht verraten - doch vielleicht konnte er nicht. Nicht im Sinne von 'Jemand hat es ihm verboten', sondern von 'niemand hört ihm zu' oder 'Seine Stärken interessieren sie nicht, nur seine Schwächen'. Ich war etwas erschrocken von meinen Gedankengängen, welche sich gerade gegen den Orden richteten, was natürlich absolut nicht mein Plan war.

Die größte Frage in meinem Kopf war jedoch, warum Severus dem Orden nichts von ihm als Nachtschatten erzählt? Ich überlegte fieberhaft - es lenkte mich von potentieller Trauer ab. Der Nachtschatten ist eine große Sache, klar, aber er steht doch auf unserer Seite? Mitlerweile gibt es keinen Bösewicht mehr, gegen den der Nachtschatten nicht schon mindestens einmal etwas getan hat. Dazu war der Nachtschatten durch die Zeitung berühmt geworden, jeder kannte seinen Namen und sein Aussehen. Wer würde das alles für sich behalten? Wer würde diese lorbeeren nicht bei zumindest ein paar Menschen einsammeln? Severus Snape.
Ich verstand ja, dass er es niemandem außerhalb erzählte, da es vielleciht Voldemort mitbekäme und so weiter... aber, warum vertraute er nicht einmal dem Orden genug, um das preiszugeben?
Und da ertappte ich mich bei einem ganz bestimmten Wort; Vertrauen.
Warum sollte er dem Orden vertrauen. Natürlich arbeiteten wir für die Zukunft Harrys und allen anderen, aber ansonsten gaben wir ihm nicht wirklich Gründe.

"Der Orden ist ja mal anders bescheuert!" flüsterte ich. "Der Spion macht die ganze Drecksarbeit für euch und ihr bewerft ihn mit fiesen Kommentaren und Missachtung! Was könnt ihr eigentlich?!"
Wütend nahm ich meinen Mantel und ging aus dem Zimmer. Mir war es schnurz egal, wie laut ich dabei war. Sollten sie doch wach werden, pech für sie!

Während ich nach unten lief, hörte ich Dumbledore hinter mir. Ich drehte mich um und meinte nur: "Den Spiegel musst du nicht mehr benutzen. Snape ist in Sicherheit und weit weg vom Orden!", spuckte ich ihm entgegen. Ohne eine Antwort abzuwarten ging ich durch die Tür nach draußen und schloss sie hinter mir.

Severus pov:
Ich lehnte mich gegen die niedrige Steinmauer der Druidenkoppel und beobachtete den Sternenhimmel. Im Hintergrund hörte ich Isabella etwas klimpern. Als sie zu mir kam und sich ebenfalls niederlies, überreichte sie mir eine Tasse Tee.
"Du bist mir schon immer besonders vorgekommen.", meinte sie ruhig. Ich erwiederte nichts. "Du ähnelst Harry, wenn du dich so leicht in Gefahr bringen lässt."
"Harry wer?", fragte ich etwas verwundert.
"Harry wer?!", wiederholte Isabella. "Harry Potter, du Schlaumeier."
Ich grinste. Hier war ich auf jeden Fall in Sicherheit.

"Manchmal musste Silentcry dir helfen, weißt du.", sagte sie nach einer Weile. Ich drehte meinen Kopf zur Seite. "Silentcry? Mir helfen? Sie war nicht bei mir.", meinte ich.
"Du hast Recht.", erwiederte Isabella. "Sie war nicht bei dir - Sie war in dir." Sie deutete auf meine linke Brust. "Seelenpferde können sowas. Wie, denkst du, hast du es sonst geschafft, so schnell auf den Baum auszuweichen, als diese drei Kinder dich fast gekriegt hätten?"
"Das war Silentcry?", fragte ich abwesend. Ich wusste, dass es nicht mein eigener Körper war, der mich da gerettet hatte. Isabella nickte. Es folgte Stille, bis ich schnelles Hufgetrappel hörte. Aprupt drehte ich mich um und da kam sie. Silentcry rannte auf mich zu, sprang über die Mauer und legte sich neben mich. Nachdem sie mein Gesicht ordentlich beschlabbert hatte, legte sie ihren Kopf auf meinen Bauch.
"Ich hab dich auch vermisst.", flüsterte ich ihr zu und lächelte. Auch Isabellas Pferd Nix war neben ihr aufgetaucht und kuschelte mit ihr. Ich drückte Silentcry fest an mich und streichelte sie etwas.
"Isabella?", fragte ich nach einer Weile. "Ja?", fragte sie zurück. "Ich glaube... Ich wurde beobachtet-" Isabella lachte kurz auf. "Ja, du wurdest beobachtet mein Freund. Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich jetzt sagen, dass dich ganz Hogwarts beobachtet hat."

𝙳𝚒𝚎 𝚣𝚠𝚎𝚒𝚝𝚎 𝙻𝚒𝚎𝚋𝚎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt