Mit großen Augen sah Yvonne zu ihm hoch und schluckte. Ihr Blick schnellte zwischen ihm und dem Verlobungsring hin und her und ihre Gedanken rasten erneut. So viel passierte gerade auf einmal und hilflos öffnete sie den Mund, bevor sie ihn wieder schloss. Ihr Hals war trocken und ihr Körper kalt und unbeweglich. Sie brachte kein Wort hervor und bemerkte gleichzeitig, wie seine Körperhaltung zusammensank und er den Blick senkte. Auch der Ring in der Schatulle neigte sich etwas und sofort riss sie ihre Augen auf und versuchte den Kopf zu schütteln. Allerdings fuhr sofort ein stechender Schmerz durch ihre Wirbelsäule nach unten, die Halskrause behinderte sie zusätzlich und mit verzerrtem Gesicht wimmerte sie auf.
Auch ihr Gegenüber erschrak sich, doch bevor er jemanden alarmieren konnte, geschweige denn aufstehen, streckte die Sängerin sich gegen den Schmerz und griff schweratmend nach seiner Hand.
Das Gefühl ihn ihren Fingern wurde nach und nach sicherer und immer noch unter Schmerzen sah sie ihn flehend an.„Na-Natürlich will ich!", auch wenn sie nur hauchte, versuchte sie so viel Kraft, Lautstärke und auch Liebe in ihre Worte wie es ihr nur möglich war. Sie wusste, dass sie den Großteil der Kontrolle über ihren Körper verloren hatte, trotzdem konnte sie ihn doch nicht in so einem Gewissen lassen. Sofort hielt Samu inne und starrte sie mit kugelrunden Augen an. Vor wenigen Augenblicken hatte er sich auf eine erneute Niederlage eingestellt und sein Herz hatte durchaus einen kleinen Knacks bekommen. Doch diese Antwort brachte ihn nun zum zweiten Mal total aus dem Konzept und erwiderte automatisch den Druck ihrer Hand.
„Du willst?" Seine Stimme zitterte beinahe vor Ehrfurcht und er sah sie ungläubig an. „I mean, we were three months apart and-" Zaghaft brachte sie ihn allein mit ihrem Blick zum Schweigen und seufzte leise. „Ich- Ich wollte dich doch nie verlassen- ich- ich hab's dir doch erzählt. Ich liebe dich doch und-", doch diesmal war er es, der sie unterbrach und legte vorsichtig einen Finger auf ihre Lippen und seine Augen begannen zu Leuchten. „I know that Love, I can see that deep in your eyes... You- I- I just can't explain...", seine Augen wurden, wie schon so oft heute, glasig und trotzdem blickte er voller Liebe auf sie herunter. „You're making me to the happiest man alive and- and-" Seine Stimme brach ein wenig und mit geschlossenen Armen atmete er kurz durch. Yvonne spürte zu gut, dass die letzten Tage an seinen Nerven gezerrt hatten und streichelte vorsichtig seine Hand. Der Schmerz in ihrem Rücken klang langsam wieder ab und als der blonde Sänger seine Augen wieder öffnete, ließ er ihre Hand los und griff nach der kleinen Schatulle.
Sie konnte erkennen, dass seine Hand etwas zitterte und auch ihr verschwamm die Sicht vor den Augen für einen kleinen Moment, als er den Ring rausnahm und ihn ihr ganz vorsichtig an den Ringfinger steckte.Sofort hob sie ihre Hand ein wenig und versuchte sie angestrengt zu beobachten. So viel Kraft besaß sie noch nicht, doch sofort reagierte ihr nun Verlobter und stützte ihr Handgelenk. Während Yvonne jedoch ihren Ring bestaunte, hatte er nur Augen für sie. Ihr Strahlen war zurückgekehrt. In ihre Augen, auf ihre Lippen, überall. Es war, als würde sein Herz nach den letzten Wochen endlich wieder warm werden und immer weiter verstand er, dass sie wirklich aufgewacht war.
„Samu?" Die Sängerin sah zu ihm hoch und sofort besaß er ihre volle Aufmerksamkeit. Erneut waren einige Stunden vergangen und es war bereits Abend. Mittlerweile saß, oder bessergesagt lag er halb neben ihr im Bett und hielt sie im Arm. Durch ihr Aufwachen und ihren stabilen Zustand, war sie von den meisten Geräten und Maschinen befreit worden und wieder hatte er einige Tränen vergossen, als die Ärzte ihn darüber aufgeklärt hatten, dass sie morgen sogar wieder auf die Normalstation konnte und ein ganz normales Zimmer bekam. Yvonne hatte unterdessen bemerkt, wie ausgelaugt und fertig er war und so hatten sie beide noch etwas geschlafen. Dabei hatte sie ihn etwas beobachtet und sprach ihn nun an.
„Hm?", kam noch müde zurück und brummend vergrub er den Kopf an ihrem Haar. „Wie lange war ich genau weg?" Augenblicklich fuhr sein Kopf wieder hoch und in seinem Hals bildete sich ein Kloß. Ihm war klar gewesen, dass Yvonne nicht dumm war. Auch wenn er selber ewig nicht mehr in den Spiegel gesehen hatte, wusste er genau, dass seine Haare länger und strähniger geworden waren. Seine Augenringe dunkler und seine Haut blasser, abgenommen hatte er auch. Davon angetrieben, strich sie ihm sorgenvoll über die Wange. „Liebling...", er nickte nur und schmiegte sich für einen Moment in ihre Hand. Umso mehr er bei ihr zur Ruhe kam, desto mehr spürte er seine eigene Erschöpfung und wie schwer sich sein Körper auf einmal anfühlte.
„About three weeks...", gab er dann leise zu und sah sie an. „Ich war everyday here!" Sie schluckte leicht und sah ihm tief in die Augen, versuchte darin zu lesen. Natürlich sah auch sie seine Erschöpfung und es bereitete ihr Gedanken. Es war weniger ein schlechtes Gewissen, als eine Sorge und weiter fanden ihre Finger den Weg über seine Konturen.
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The mess that I've made
Short StoryMitten in der Nacht in Helsinki. Heiligabend. Wochen, Monate ist es her und trotzdem steht Yvonne Catterfeld vor seiner Tür. Der Frontsänger von Sunrise Avenue hat keine Ahnung was ihn erwartet, doch anstatt auf sein gebrochenes Herz und seinen ve...