don't be afraid

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Entnervt ließ Samu sich ins Bett fallen. Er mochte Songwriting und auch die Zusammenarbeit mit Kollegen, mit denen er sonst nicht so viel zu tun hatte. Allerdings war ihm deutlich anzumerken, dass es ihm diesmal nicht gelang hundert Prozent bei der Sache zu sein. Immer wieder schweifte er ab, was gar nicht ausschließlich an seiner Freundin in Finnland lag. Es war einfach lange her, dass er wirklich regelmäßig stundenlang im Studio gewesen war. Es strengte ihn an und nur langsam nahmen seine ganzen Ideen der letzten Wochen Formen und Farben an.

Gleichzeitig vermisste er Yvonne auch unfassbar und versuchte sich wirklich regelmäßig abends zu melden und sich nach ihren Fortschritten zu erkundigen. Er war nach wie vor unfassbar stolz wie gut sie das alles meisterte und so zählte er wirklich die Tage, bis er den Heimflug antreten würde.
Trotzdem war der heutige Tag ein absoluter Reinfall gewesen und mit geschlossenen Augen atmete er ein paar Mal tief durch. Das Wetter in Stockholm war regnerisch und kalt und so vermisste er fast den Schnee Zuhause an dem seine Verlobte immer so eine Freude gefunden hatte. Automatisch lächelte er bei dem Gedanken und zog dann sein Handy raus.
Wenn er die Zeiten richtig im Kopf hatte, hatte Yvonne heute Abend noch eine Therapiestunde für ihr Gleichgewicht. Außerdem mussten heute Riku, Laura und die kleine Finja bei ihr gewesen sein, weshalb er sofort neugierig auf den Chat seines besten Freundes klickte. Dieser hatte ihm nämlich ein Video geschickt und sein Herz schlug sofort ein paar Takte schneller, als er noch vor dem Starten Yvonne erkannte, die mit ihrem neuen Keyboard auf ihrem Bett saß und etwas unruhig zu dem Gitarristen blickte.

Schnell machte der blonde Sänger es sich in seinem Bett bequem, bevor er die Lautstärke hochdrehte und auf Play drückte. Er war unfassbar aufgeregt, was ihn nun erwarten würde und lächelte verzaubert, als Yvonne kurz in die Kamera blickte und scheu lächelte. Laura musste wohl das Handy in der Hand gehalten haben und mit einem kurzen Atemzug legte Yvonne ihre Hände auf die Tasten. Sie schien kurz zu zögern, nachzudenken und auch Samu hielt unwillkürlich ein wenig die Luft an.
Dann begann sie allerdings leise ein paar Töne, eine feine Melodie, zu spielen und augenblicklich fuhr eine Gänsehaut über Samus Rücken. Er hatte diese Melodie noch nie gehört, schien es kein bekannter oder einer ihrer Songs zu sein. Trotzdem faszinierte sie ihn vom ersten Takt an und als ihm dann in den Sinn kam, dass das hier nach den drei Monaten das erste Mal war, dass sie Klavier spielte, blieb ihm die Luft weg.
Sie zauberte keine Ouvertüre, doch diese simple Melodie an die sie mit der anderen Hand einige leichte Akkorde und Akzente setzte, war pure Magie. Ohne Zweifel konnte man so sehen, dass ihre Arme und Hände nicht den kleinsten langfristigen Schaden genommen hatten und er lachte leise, als sie ihr Spielen beendete und kurz lächelnd in die Kamera blickte, bevor das Video zu Ende war.

Natürlich musste er es sich noch einige weitere Male anhören und summte leise mit. Dieser Schnipsel einer Melodie war besonders und so konnte er es noch weniger abwarten, bis ihre Therapiestunde vorbei war. Diese Frau war einfach mehr als nur talentiert und er konnte es nicht abwarten sie zu beglückwünschen und wieder lächeln zu sehen. Mit etwas mehr gute Laune als vorher sprang er unter die Dusche und begann leise zu summen. Diese Melodie wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen und ohne, dass er es wollte formten sich weitere Zeilen in seinem Kopf.
Er musste unbedingt fragen, woher sie das hatte und er betete innerlich, dass es einer ihren spontanen Gedanken gewesen war. Die Frustration über den Tag war fast vergessen und frisch geduscht und im Bademantel ließ er sich erneut ins Bett sinken um Yvonne nun endlich anrufen zu können.

„Saamuu!", ein glückliches Strahlen empfing ihn und augenblicklich grinste auch er von einem Ohr zum anderen. „Moi Love!" Sie kicherte und seufzte dann. „Na wie geht's dir? Wie läuft's im Studio?" Er seufzte nur und winkte schnell ab. „Just don't ask...", murmelte er schief grinsend und sah dann neugierig zu ihr. „There're some way better things, die ich mit dir reden kann!" Sie wurde rot, wusste sie doch sofort worauf er anspielte und zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe eine sehr cute video von Riku bekommen!" Fast schon ertappt sah sie zur Seite und dann wieder scheu zu ihm. Insgeheim saß sie seit Stunden auf glühenden Kohlen und wollte wissen, wie er sie fand. Schließlich wusste er genau, im Vergleich zu seinem besten Freund, um ihr musikalisches Talent Bescheid und es war ihr schon immer wichtig gewesen, was er von ihrer Musik hielt.
„Fandest du es denn nur cute?", rückte sie irgendwann mit der Sprache raus und biss sich nervös auf die Unterlippe. Es war bereits dunkel, Suzanna hatte das Keyboard wieder in die Ecke gestellt und so lag Yvonne schon im Bett und hatte dem Anruf ihres Freundes entgegengefiebert.

The mess that I've madeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt