no more

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„Also Frau Catterfeld, zunächst, wie läuft es mit dem Sprechen? Wir konnten unmittelbar nach dem Unfall nicht ausschließen, ob sie auch neurologische Schäden erlitten haben." Etwas hilflos sah die Sängerin zu ihrem Freund und räusperte sich. „Es ist anstrengend...", gab sie dann heiser zu und spürte, wie die Hand des Finnen ihre streichelte. „Aber es geht", der Arzt nickte erfreut und notierte sich kurz etwas. „Das ist natürlich schon mal ein Fortschritt! Wie sieht es mit ihren Armen aus, können Sie diese einmal für mich anheben?" Gespannt sah auch Samu zu seiner Freundin, die daraufhin seine Hand losließ und ihre Arme anspannte. Zwar hoben diese sich um ein paar Zentimeter, doch wirklich bewegen konnte sie sie nur langsam und angestrengt.
Viel zu schnell sammelten sich Schweißtropfen an ihrer Stirn und nach wenigen Augenblicke fielen ihre Arme auch schon wieder schlaff auf ihren Körper zurück. Bedrückt biss sie sich daraufhin auf die Unterlippe und blinzelte ein paar Mal. Es fühlte sich schrecklich an so wenig Kraft oder Gefühl zu haben, doch gleichzeitig wusste sie, dass es um ihre Beine noch schlimmer stand und so versuchte sie wieder ein Stück runterfahren.

Auch diese Bewegungen wurden von dem Arzt festgehalten und sanft nahm Samu ihre Hand zurück in seine. „Love, das war schon really good! Du warst fast zwei weeks in Koma, du machst das great!" Auch der Mediziner nickte ihr zu und sah sie an. „Ihr Freund hat recht! Durch ihre inneren Verletzungen mussten wir sie ins Koma versetzen, damit ihre Organe nicht weiter versagen, die gebrochenen Wirbelteile ihrer Halswirbel haben wir mit einigen Platten fixiert, damit ihre Wirbelsäule trotz allem zunächst heilen kann. Wir werden gleich überprüfen, ob ihr Rückenmark ich zum Teil davon erholen konnte und wenn alles nach Plan läuft, können Sie mit der Reha anfangen. Sobald ihre Wirbel vollständig stabil sind, entnehmen wir Ihnen die Platten wieder."
Aufmerksam hatte sie ihm zugehört und schluckte kurz, als sie spürte, wie auch Samus Hand ihre nervös drückte. „Noch eine OP?" Der Arzt nickte und zeigte ihr ein erschreckend genaues Bild ihres Halses. „Das wird sich, wie sie sehen nicht vermeiden lassen." Erneut schluckte sie und besah sich das Bild der Wirbel die stückweise wieder zusammengehalten wurden, nun war es klar, wieso ihre Halskrause so fest eingestellt war und weshalb jede kleinste Bewegung mit jeglichem Körperteil so einen Schmerz verursachte.

„Wir werden uns jetzt die Reaktionen in ihren Beinen ansehen", führte er anschließend weiter und vorsichtig schlug Samu ihre Bettdecke zurück, so dass ihre Beine ab den Knien freilagen. „Können Sie einmal ihre Zehen bewegen?" Yvonne presste die Lippen zusammen und atmete durch, doch nichts passierte. Die Anspannung ihres Körpers tat schon weh genug, doch es kostete sie enorm viel Kraft und als weiterhin nichts passierte, ließ sie irgendwann schwer atmend los und schloss hilflos die Augen. Ihre Beine fühlten sich einfach so unfassbar taub an und bereits jetzt war sie todmüde, verschwitzt und erschöpft, wollte nur noch alleine sein. Auch der blonde Finne neben ihr sah sie besorgt an und dann zu ihrem Arzt. Am liebsten hätte er sie von der ganzen Anstrengung, den ganzen Schmerzen erlöst, denn so hilflos wie sie hier lag, brach es ihm das Herz und sanft strich er über ihre Wange.

„Das muss erstmal nichts heißen!", wandte sich auch der Arzt zu ihr. „Wenn sie es noch einmal anders probieren möchten, kann ihr Freund gewissen reizbare Stellen ihrer Beine berühren und wir können sehen, ob sie das spüren?" Sofort drehte sich auch Samu zu ihr und sah sie hoffnungsvoll an. „C'mon Love, let's try!" Sanft drückte er ihr einen Kuss auf die Lippen und setzte sich dann langsam an ihr Bett. Etwas nervös legte er seine Hände an ihre Füße, strich über ihre Fußsohlen, wohl wissend, dass sie dort eigentlich unglaublich kitzlig war. Doch entgegen seiner Erwartungen huschte tatsächlich ein Lächeln über ihr Gesicht. „Da kribbelt irgendwas...", flüsterte sie irgendwann und atmete tief durch. Der behandelnde Arzt nickte zufrieden und deutete ihm an wieder aufzuhören. „Das reicht tatsächlich schon!", verkündete er erfreut und notierte sich weitere Sachen. „Jetzt wissen wir, dass ihre Nerven regenerieren können." Auch Yvonne selber sah etwas erleichtert aus und hielt dann kurz inne.

The mess that I've madeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt