Kapitel 6

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Der Rest des Tages verlief nach dieser Enthüllung ziemlich ereignislos.  Wir wanderten ziemlich rasch weiter und machten nur um die Mittagszeit einmal kurz Halt, um etwas zu essen. Ich wusste zwar nicht genau was unser Ziel war, aber mir war dennoch bewusst das wir Unterschlupf brauchen könnten. Schließlich jagte uns beziehungsweise Kaspian sein verrückter Onkel, der anscheinend gleich noch eine komplette Rasse mit ausrotten wollte. Ich erkannte gewisse Parallelen zu meiner Zeit. Auch wenn ich das alles nur schwer begreifen konnte, denn es war nicht mit normalem Menschenverstand zu erkären, freute ich mich nun doch ein wenig bei so netten Leuten gelandet zu sein, die mich nicht gleich umbringen wollten. Ich unterhielt mich während unserer Wanderung meistens mit Susan oder Lucy, da die anderen drei meistens nur über den Krieg redeten. Ich fühlte mich dabei meist fehl am Platz, da ich nicht wirklich was dazu beitragen konnte. Auch wenn ich in der Schule Geschichte hatte, so lernte man dort doch nichts über Kriegsführung oder Strategien, um den Gegner zu schwächen. Ich musste mich wahrscheinlich noch früh genug damit auseinandersetzen, da konnte ich jetzt genau so gut noch etwas Spaß haben. Wir unterhielten uns über belanglose Sachen und zum Teil auch über unsere Welten. Denn es gab schon sehr viele Unterschiede und ich fand es faszinierend das die Pevensie Geschwister gute 70 Jahre vor mir gelebt haben. Ich muss schon zugeben, dass ich es immer noch ziemlich faszinierend fand.

Zusätzlich bemerkte ich auch das meine Kondition sich nun deutlich gebessert hatte. Ich konnte nun fast mühelos mit dem strengen Marschtempo mithalten, welches Kaspian vorgab, ohne allzu schnell außer Atem zu kommen. Die Sonne brannte zwar weiter unbarmherzig auf uns herab, aber die Bäume spendeten ein wenig Schatten und machten das Laufen so angenehmer. Das hieß aber nicht das ich anfing den Wald zu mögen, keineswegs. Ich wollte immer noch so schnell wie möglich aus diesem Wald heraus kommen, denn ich verbrachte hier nun schon Tage wenn nicht sogar Wochen und war es leid. Immer nur Bäume um mich herum und nichts anderes zu sehen, konnte auf Dauer ganz schön anstrengend werden. Zumal ich die Geräusche einer Stadt gewohnt war, in der es nie ganz leise wurde, auch nachts nicht. Hier aber war es teilweise gespenstisch still und es gab hier außer den Naturgeräuschen wie Vogelgezwitscher oder das Rauschen des Windes in den Baumkronen keine unnatürlichen Geräusche wie das ständige Brummen von Autos oder ein ständiges Rauschen der Stadt, welches sich in einem festsetzte und schwer weg zu bekommen war. Ich musste mich also auch dieser ungewohnten Situation anpassen und das war gar nicht so einfach. Oft lag ich nachts wach und konnte nicht einschlafen, da es so viel ruhiger als Zuhause vor meinem Fenster war. Aber ich musste mich damit abfinden und weitermachen.

Nach ein paar weiteren Stunden fing die Sonne an langsam unterzugehen und wir schlugen unser Lager für die Nacht auf. Laut Kaspians Aussagen würden wir morgen um die Mittagszeit da sein und dann wären wir auch endlich aus diesem vermaledeiten Wald heraus. Ich sah also mit Freuden dem morgigen Tag entgegen und war auch gespannt, was denn nun unser Rückzugsort werden würde. Aber das konnte bis morgen warten, denn nach einem nahrhaften Abendessen aus Brot und Fleisch war ich bereit schlafen zu gehen. Die anderen versammelten sich vor dem Feuer und ich gesellte mich schließlich auch zu ihnen. Der Schlaf musste wohl noch etwas warten, denn am Feuer wurden einfach die besten Geschichten erzählt. Und das war auch heute wieder der Fall. Ein Zentaur erzählte uns eine Geschichte von einer Prinzessin, die sich in einen fahrenden Künstler verliebte und sich heimlich mit ihm davonstehlen wollte. Ihr Vater bekam dies aber heraus und wollte den Künstler hinrichten lassen. Diesem gelang es aber zu fliehen und als der Vater der Prinzessin nach einer Krankheit wenige Jahre später verstarb, konnten die beiden endlich heiraten und lebten glücklich zusammen. Die Geschichte erinnerte mich an die Märchen, die meine Mutter mir als Kind immer erzählt hatte und die mir nun ein Stück Geborgenheit zurück brachten. Ich spürte ein Lächeln auf meinem Gesicht und schaute in die Runde. Auch die anderen schienen sich über die Geschichte gefreut zu haben und als mein Blick auf Peter fiel, der gegenüber von mir saß, lächelte dieser mich an. Ich fühlte wie meine Wangen erröteten und beschloss nun ins Bett zu gehen, bevor ich mich noch mehr zum Affen machen konnte. Ich erhob mich also und wünschte allen eine gute Nacht. Dann ging ich zu meinem Lager und legte mich in das weiche Gras. Das letzte was ich sah bevor ich meine Augen zumachte war Peters Lächeln und eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Bauch aus.

Between Two WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt