Als ich am nächsten Morgen erwachte, waren die meisten schon wach. Ich war mal wieder spät dran, aber ich wollte dennoch einen Moment der Ruhe auskosten, bevor ich mich wieder ins Getümmel stürzen musste. Zumindest hatte ich diese Nacht gut geschlafen und war somit einigermaßen ausgeruht. Ich streckte mich und rollte mich dann auf die andere Seite, um noch für eine Weile meine Augen zu schließen. Auch wenn es um mich herum relativ geschäftig zuging und dies meist begleitet von lauten Geräuschen war, döste ich dennoch etwas vor mich hin. Meine Ruhe wurde aber jäh gestört als jemand zu mir trat und mir die Decke wegzog. "Aufstehen Prinzessin, du hast doch heute deine erste Trainingsstunde bei mir." "Geh weg Peter, lass mich einfach noch ein bisschen schlafen. Können wir das Training nicht auch erst heute Mittag machen?" Genervt machte ich meine Augen auf und starrte die Wand an. "Ähm Neira ich möchte ungerne deine Träume zerstören aber es ist bereits Mittag. Wir haben dich extra länger schlafen lassen. Ich habe dir aber noch Essen übrig gelassen. Na komm schon, du kannst nicht ewig hier liegen." Leider hatte ich aber genau das vorgehabt aber daraus wurde nun nichts. Ich musste also wohl oder übel aufstehen und meinen Tag beginnen. Ich wunderte mich allerdings schon warum ich bis zum Mittag geschlafen hatte. Normalerweise war dies nicht meine Art aber mein Körper hatte es anscheinend dringend nötig gehabt. Ich drehte mich zu Peter und sah ihn noch leicht verschlafen an. "Peter gib mir fünf Minuten und dann komme ich. Danke übrigens das du mir Essen aufgehoben hast." Ich lächelte ihn an und sah ihm nach als er davonging. Er wirkte immer so selbstbewusst und so als hätte er ein klares Ziel vor Augen und das hatte ich in den letzten Wochen, die ich mit ihm verbracht hatte, zu schätzen gelernt. Nachdem ich mich präsentabel gemacht hatte umrundete ich den Schlafplatz und lief in Richtung des Essens. Ich brauchte eigentlich nur dem Geruch zu folgen, dann war es gar nicht zu verfehlen. Auf meinem Weg dorthin kam ich an Narniaren vorbei die damit beschäftigt waren, Waffen herzustellen oder bereits vorhandene zu schleifen. Zudem sah ich auch wie Kettenhemden hergestellt wurden und wie man sich bewaffnetete für einen Krieg. Das alles war mir immer noch recht unheimlich und ich wusste nicht ob ich mich jemals an so etwas gewöhnen könnte. Abermals stellte ich mir vor wie ich gegen den Feind kämpfen musste. Bei dieser Vorstellung lief es mir kalt den Rücken hinunter und ich wünschte mich am liebsten ganz weit weg.
Nachdem ich mein Frühstück bezieungsweise Mittagessen zu mir genommen hatte ging ich Peter suchen. Er hatte mir gestern keinen Treffpunkt genannt und ich konnte ihn auch in dem Gebäude nirgendwo entdecken. Ich lief also etwas planlos durch die Gänge auf der Suche nach ihm. Nach ein paar Minuten war meine Suche aber schon beendet, da ich Peter um eine Ecke biegen sah. Er hatte mich augenscheinlich auch gesehen denn er winkte mir zu und lief in meine Richtung. Aus einem mir unerklärlichen Grund fing mein Bauch direkt an zu kribbeln und ich musste mich anstrengen, damit ich nicht schon wieder ein dämliches Grinsen im Gesicht bekam. Ich war so konzentriert darauf, dass ich wie eine Statue an Ort und Stelle stand und mich nicht bewegte. Viel zu schnell war Peter bei mir angekommen und begrüßte mich. "Wollen wir nach draußen gehen und mit dem Training beginnen?," fragte er mich. Etwas unsicher bejahte ich dies, denn schließlich würde es meine erste Trainigsstunde sein und dann auch noch gleich mit Waffen. "Na dann komm, hinter dem Gebäude gibt es eine freie Stelle die sich gut dafür eignen würde." Peter schritt voran und ich lief ihm zügig nach. Jetzt machte sich doch ein beklemmendes Gefühl in mir breit. Ich wollte mich unbedingt gut anstellen, damit ich in seinen Augen nicht wie eine komplette Idiotin wirkte, aber gleichzeitig hatte ich auch ziemliche Angst davor, denn ich würde gleich ein Schwert in der Hand halten. In meiner Welt wäre das vielleicht etwas aufregendes aber hier wo ich mich tatsächlich verteidigen musste und lernen musste damit umzugehen, hatte das ganze doch schon einen bitteren beigeschmack. Ich wollte mir lieber gar nicht vorstellen das ich tatsächlich jemanden würde verletzen oder gar töten müssen. Aber leider ließ sich meine Vorstellungskraft nicht so einfach abstellen und mir schwirrten während des Weges die verschiedensten Horrorszenarien durch den Kopf. Trotzdem versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und setzte eine, wie ich hoffte, relativ neutrale Miene auf.
Peter und ich legten den Rest des Weges schweigend zurück und meine Anspannung wuchs mit jedem Schritt. Schließlich traten wir aus dem Gebäude heraus auf eine Lichtung die von der Sonne beschienen wurde. Die Baumwipfel bewegten sich in der leichten Brise und ich konnte sogar in der Ferne Vögel zwitschern hören. Diese Idylle passte so gar nicht zu dem was wir jetzt hier vorhatten, aber die Atmosphäre beruhigte mich doch etwas. "Wollen wir anfangen?" Peter zeigte auf einen größeren Stein, an dem zwei Schwerter angelehnt waren. Das das eine Schwert Peter gehörte erkannte ich sofort, denn der Griff bestand aus einem goldenen Löwenkopf. Das Schwert daneben kannte ich nicht aber ich nahm an das ich damit üben sollte. Auch wenn ich nicht viel von Schwertern verstand sah es für mich dennoch wunderschön aus. Die Klinge war filigran gearbeitet und das Heft des Schwertes war zwar ziemlich schlicht, schimmerte aber in der Sonne in einem sanften Lila. Dies war zufälligerweise meine Lieblingsfarbe, was Peter aber nicht hätte wissen können. Ich hatte mit ihm schließlich nie darüber geredet. "Ist das andere Schwert für mich?" "Ja Neira das ist es, ich dachte jetzt brauchst du mal langsam eins. Ich hoffe es gefällt dir." "Spinnst du Peter, es ist wunderschön. Und dazu auch noch dieses lila Schimmern, das ist zufälligerweise meine Lieblingsfarbe. Woher wusstest du das?" Ich drehte mich zu ihm um und sah das er ein verschlagenes Lächeln aufgesetzt hatte. "Es könnte sein das es mir jemand namens Lucy verraten hat. Entschuldigung das ich so geheimnisvoll war aber es sollte eine Überraschung werden. Das erste Schwert ist was ganz besonderes oder war es für mich zumindest." Ich konnte nicht anders, ich musste einfach zu ihm laufen und ihn umarmen. "Danke, danke, danke," sagte ich atemlos als ich genau dies tat. Peter schien mich nur noch fester zu halten und ich genoss es in vollen Zügen. Ich atmete seinen Duft nach Leder und Gras ein und schloss für einen kurzen Moment meine Augen. Viel zu schnell war auch dieser Moment vorbei, den ich aber bestimmt noch lange in Erinnerung behalten würde. Welches Mädchen brauchte schon Blumen und Schokolade wenn es auch ein Schwert geschenkt bekommen konnte. Strahlend drehte ich mich zu Peter um und sagte feierlich:"Na dann lass uns mit dem Training beginnen."
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Between Two Worlds
FanfictionNeira wollte den besten Urlaub ihres Lebens in London verbringen. Aber dann passiert etwas, was niemand voraussehen konnte. Sie wird in eine andere Welt katapultiert und muss nun lernen, dort zurecht zu kommen. Keine leichte Aufgabe, in einer ihr vö...