Kapitel 15

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Alle atmeten nach dieser Nachricht erleichtert auf. Wenn wir den Überraschungsmoment nicht auf unserer Seite hatten, half uns all das Planen und Trainieren auch nicht weiter. Ich konnte mir in den letzen Wochen einen Überblick verschaffen und wusste zwar, dass wir zahlenmäßig höchstwahrscheinlich unterlegen waren, aber in allen brannte ein Feuer des Kampfes und Mutes. Und wenn das nicht was wert war, dann wusste ich nicht was es sonst sein sollte. "Dann können wir jetzt alle zumindest etwas beruhigter schlafen gehen," sagte Susan und machte sich auch sogleich zu ihrem Schlafplatz auf. Wie aufs Stichwort musste ich gähnen. Der Tag hatte mich ganz schön ausgelaugt und ich konnte ein paar Stunden Schlaf gut gebrauchen. Wer weiß wann ich das nächste Mal beruhigt schlafen konnte, jetzt wo die Drohung eines Kampfes unser ständiger Begleiter war. Ich stand also auch auf und lief in die Richtung, in die Susan vor ein paar Minuten gelaufen war, um schlafen zu gehen.

Mitten in der Nacht schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Zunächst wusste ich nicht wo ich mich befand und meine Augen glitten auf der Suche nach einem Orientierungspunkt in der Dunkelheit hin und her. Nach ein paar Sekunden hatten sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt und ich sah Konturen von tief schlafenden Personen neben mir. Zudem sah ich über mir eine feste Gesteinsdecke und fühlte die weiche der Decke, die über mich gebreitet war und nun zerknüllt an meinen Füßen lag. Dann realisierte ich das ich immer noch in der Zuflucht mit den anderen war und ich- anders wie in meinem Traum- in keinster Zeit in Gefahr gewesen war. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, wie um die schrecklichen Bilder zu verbannen: Die Grausamkeit, mit welcher sich alle bekämpft hatten und die Verwundeten, die zwischen den Kämpfenden lagen und versuchten, sich aus der Gefahrenzone zu begeben. Darunter waren auch die Pevensie Geschwister und Kaspian. Ich hatte mittendrin gestanden und konnte nichts tun. Es war als wäre ein Vakuum um mich herum gewesen, da ich zwar wie auf dem Präsentierteller dort stand, aber nicht angegriffen wurde. Niemand schien mich zu beachten und alles passierte, ohne das ich eingreifen konnte oder andersweitig involviert war. Dieses Gefühl der absoluten Hilflosigkeit und Verzweiflung wollte ich so nicht noch einmal erleben, auch wenn es sich nur als Traum herausgestellt hatte. Es war einfach nur schrecklich dabei zuzusehen, wie geliebte Menschen verwundet wurden und um ihr Leben bangten, während man nichts tun konnte.

Leise stand ich auf und nahm meine Decke mit. Ich wickelte mir diese um die Schultern, da es doch ziemlich kalt war. Es war ja Nachts und zudem zog es ungemein. Das musste an der Struktur liegen oder auch einfach nur weil es eigentlich nicht zum Wohnen gedacht war. Ich irrte ziellos in den Gängen umher, nicht wisssend was ich tun sollte. Aber die Bewegung beruhigte mich auf eine Weise, also lief ich immer weiter. Den Gedanken an Schlaf hatte ich schon längst aufgegeben und irgendwie musste ich mir die Zeit bis zum Morgen ja totschlagen. Ich bog um eine Ecke und kam in den Raum, der oft für Versammlungen udn Kriegsbesprechungen genutzt wurde. In Schalen an den Wänden brannte noch Feuer, was ungewöhnlich war. Diese wurden nur entzündet, wenn sich auch tatsächlich jemand im Raum befand. Neugierig spähte ich hinein und sah eine Gestalt vornübergebeugt an einem Tisch stehen, auf welchem eine Vielfalt an Karten ausgebreitet waren. Ich erkannte Peter sofort und fragte mich zugleich, was er zu dieser Uhrzeit noch hier tat. Wollte er jetzt wirklich noch über Strategien grübeln, während jeder sich im Tiefschlaf befand? Naja wenn man es so sah dann war ich ja auch noch wach und wandelte wie ein Geist durch die Gänge.  Und es war in unserer Situation vielleicht auch verständlich, dass man Schlafprobleme hatte.

Leise stand ich im Eingang, eingewickelt in meine Decke und beobachtete Peter einfach.  Auf seinem Gesicht lag ein eher konzentrierter Ausruck und er studierte eine Karte ganz besonders. Seine Haare standen in alle Richtungen ab, wie als ob er mit seinen Fingern mehrmals hindurchgefahren wäre. Er sah nicht gut aus, wie er da so stand. Eher als wäre er sehr besorgt, überarbeitet, unendlich müde und ausgelaugt. Ich wollte ihm unbedingt helfen, wusste aber nicht wie. Peter war auch so ein Typ Mensch, der sich nicht gerne helfen ließ und ich hatte die Erfahrung gemacht, dass man es dann manchmal auch dabei belassen sollte. Aber das hier war etwas anderes, es war eine völlig neue Situation und doch war mir glasklar, was ich tun wollte und vielleicht sogar musste: Ich wollte Peter einen Teil seiner Last nehmen und diesen besorgten und gequälten Ausdruck von seinem Gesicht wischen und stattdessen sein wunderbares Lächeln sehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 21, 2023 ⏰

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