Kapitel 12

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Der nächste Morgen begann relativ ruhig. Nach einem ausgiebigen Frühstück half ich Susan beim aufräumen und ließ mir schließlich von einem Schmied zeigen, wie man ein Schwert so schleifen konnte, dass es wieder scharf wurde. Das war gar nicht so einfach, denn es gab in meinem alten Leben gar keine Berührungspunkte mit Schmieden. Tatsächlich kannte ich sie nur von Mittelalter Märkten, über die ich gerne mit Marina geschlendert war. Ich vermisste sie wie fast alles aus meinem alten Leben. Ich vermisste den Komfort einer Toilette und eines Bettes. An die Handy Abstinenz konnte ich mich schnell gewöhnen, denn auch ohne wurde es nie langweilig. Da es hier so gut wie keine technischen Hilfmittel gab, musste alles von Hand sauber gemacht werden, was sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Auch die Wäsche wurde mit der Hand gewaschen und wenn man sich einen Tee machen wollte, dann konnte man nicht mal eben den Wasserkocher anmachen und hatte innerhalb von ein paar Minuten eine dampfende Tasse Tee vor sich stehen. Nein, hier musste man erst einmal Wasser aus dem nahe gelegenen Bach holen, dieses Abkochen und erst dann konnte man es über der Flamme erhitzen. Ich war also ganz schön eingeschränkt und musste mich an viele Abläufe erst gewöhnen. Aber schon bald wurde auch das mir zur Gewohnheit. Ich vermisste mein altes Leben zwar immer noch, aber durch die Gesellschaft wurde es erträglicher. Die Pevensie Geschwister konnten verstehen, dass ich mein altes Leben vermisste, denn sie waren schließlich genauso wie ich vor Jahren durch ein Portal nach Narnia gekommen. Es war immer schön, verstanden zu werden und sich dadurch weniger einsam zu fühlen.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit Schwertkampf üben und Haushalts Aufgaben erledigen. Durch die viele körperliche Betätigung war ich abends ganz schön erschöpft. Nach dem Abendessen hatte ich Lust, ein wenig allein zu sein. Ich stand also auf und sagte: "Ich werde noch etwas nach draußen gehen, mich ein bisschen bewegen und frische Luft schnappen." "Hört sich gut an Neira, aber bitte laufe nicht alleine draußen umher," warf Peter ein. "Es könnten sich überall Spione verstecken und man kann nie vorsichtig genug sein." "Peter ich kann gut auf mich selbst aufpassen und wie wahrscheinlich ist es das mich jemand in der Nähe des Lagers angreift. Derjenige muss doch dann damit rechnen das er auch direkt angegriffen wird. Und zudem nehme ich vorsichthalber sowieso mein Schwert mit." Peter sah nicht gerade beruhigt aus und warf ein:" Ich würde mich trotzdem besser fühlen wenn du nicht alleine gehen würdest." Seufzend gab ich mich geschlagen. Es hatte sowieso keinen Sinn, mit ihm darüber zu diskutieren. Susan sprang auf und sagte: " Ich komme mit dir, wir beide passen aufeinander auf." Dann zog sie mich Richtung Ausgang udn warf beim vorbei gehen Peter noch einen warnenden Blick zu. Dieser war so klug und erwiderte nichts mehr. Wortlos ließ er uns ziehen und wir machten uns auf in die dunkle Nacht, die nur vom Licht des trüben Mondes etwas erhellt wurde. Draußen angekommen machten wir es uns in einigem Abstand vom Lager auf dem noch feuchten Gras bequem. Wir lehnten uns an einen Stein und hingen beide eine Weile erst einmal unseren Gedanken nach. Eine Frage brannte mir aber doch auf der Zunge: " Susan?" "Ja was ist denn Neira?" " Warum hast du dich so schnell gemeldet, mich hier hinaus zu begleiten?" " Ich dachte eigentlich das es nicht so offentsichtlich gewesen wäre aber na gut, dir entgeht anscheinend nichts. Zum einen wollte ich einfach nur so mit dir reden, dazu sind wir ja heute nicht gekommen. Zum anderen wollte ich dich etwas fragen." Sie setzte sich aufrecht hin und drehte sich zu mir, sodass sie mich anschauen konnte. In ihrem Blick lag Ernsthaftigkeit und ihre Augen funkelten verschmitzt. Besorgt welche Frage nun kommen würde schluckte ich schwer und sah Susan abwartend an. "Bist du in Peter verliebt? Und ich meine es ganz ernsthaft und ich möchte das du mir eine ehrliche Antwort darauf gibst." Das war so gar nicht das was ich erwartet hatte und mit einem Schlag konnte ich keinen vernünftigen Gedanken mehr formen. War ich in Peter verliebt? Ich hatte mir noch nie ernsthaft darüber Gedanken gemacht. Ich hielt meinen Zeigefinger vor Susan in die Luft, um ihr anzuzeigen das ich noch etwas Bedenkzeit brauchte. Denn was wusste ich schon über die Liebe? Ernsthaft verliebt war ich noch nie gewesen, ich hatte höchstens mal für Jungs an meiner alten Schule geschwärmt. Und ja ich war auch des Öfteren auf Dates gewesen, aber etwas ernstes hatte sich daraus nie ergeben. Ich versuchte mir meine Momente mit Peter in Erinnerung zu rufen. Jedes Mal wenn ich Zeit mit ihm verbrachte dann  fühlte es sich einfach nur richtig und wundervoll an. Ich liebte das Lächeln das er mir zuwarf, wenn ich eine Schwertübung gemeistert hatte und wie seine Augen mich betrachteten. Ich liebte es wenn er seine sanfte Seite zeigte, aber ich konnte es auch nachvollziehen, dass er öfters seine harte Seite zeigen musste, um zu überleben und respektiert zu werden. Er behandelte alle wie Freunde, obwohl er technisch gesehen der Herrscher war. Peter war zwar sehr sestbewusst und auch stur, aber doch hörte er auf den Rat anderer und dachte immer an das Allgemeinwohl. Zudem sah er sehr gut aus und er war ein exzellenter Kämpfer. Wenn ich nur an ihn dachte, breitete sich ein aufgeregtes Kribbeln in meiner Magengrube aus und ich musste automatisch anfangen zu lächeln. Also ja ich glaube, nein ich war mir absolut sicher, dass ich Peter Pevensie liebte.

Between Two WorldsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt