Kapitel 8

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Und so liefen wir weiter und bewältigten die letzte Etappe unserer Reise. Ich war nun ziemlich aufgeregt und bekam gleich mehr Lust zu laufen, da ich nun wusste das wir spätestens heute Abend ankommen würden. Und so war es dann auch. Gerade als die Sonne anfing unterzugehen traten wir zwischen den letzten Bäumen hindurch und erblickten unsere Zuflucht. Zuerst nahm ich eine Wiese war, die von Bäumen umgeben war. Als ich meinen Blick weiter schweifen ließ erblickte ich ein Gebäude aus grob gehauenem Stein. Es sah für mich eher wie eine Art Tempel aus als wie ein Wohngebäude und ich fand es wirkte auf den ersten Blick nicht sonderlich einladend. Der graue Stein strahlte eine Kälte aus, die so gar nicht zu der Natur drum herum passte. Aber es war wahrscheinlich besser als nichts und letztendlich war ich auch froh ein Dach über dem Kopf zu haben. Entschlossen lief ich wie die anderen auch auf das Gebäude zu. Als wir näher kamen sah ich wie die Zentauren rechts und links des Einganges Stellung bezogen und sich zu einer Art Spalier aufstellten. Zunächst war ich verwirrt aber dann wurde mir doch ziemlich schnell bewusst, warum sie dies taten. Sie taten es als eine Art Ehrdarbietung, denn die Pevensie Geschwister begannen durch das Spalier in Richtung Eingang zu laufen. Kaspian folgte ihnen mit einigen Schritten Abstand. Ich blieb stehen, denn ich wusste das ich nicht gemeint war und ich war offensichtlich auch keine Adlige beziehungsweise Prinzessin. Also stand ich mit den anderen ein paar Meter entfernt und wir warteten bis die Geschwister und Kaspian eingetreten waren und die Zentauren sich zerstreuten. Erst dann liefen wir ganz normal weiter und betraten das Innere des Steinbaus.

Von innen wirkte das Gebäude genauso trostlos wie von außen. Auch hier gab es kalte Steinwände und da es keine Fenster gab, konnte auch kein Tageslicht hereinkommen. Dementsprechend dunkel war es auch und man musste sich mit Fackeln behelfen. Es fühlte sich generell eher beklemmend an und ich hatte das Gefühl das es nicht gut für mich wäre wenn ich längerfristig hier drin blieb, ohne nach draußen zu gehen. Aber es war besser als nichts und ich war auch nicht alleine, was sehr tröstlich für mich war. Ich lief zu den Pevensies hinüber, die gerade in ein Gespräch mit Kaspian vertieft waren. Als Susan mich sah winkte sie mich herüber und sagte zu mir: "Hey Neira, weißt du was das für ein Ort ist? Ach wahrscheinlich nicht, du warst ja noch nie hier." Verlegen schlug sie sich die Hand vor die Stirn und lächelte mich an. Ich schloss aus ihren Worten das sie bei ihrem ersten Besuch in der Welt hier gewesen sein mussten und fragte sogleich: "Wie du dir vielleicht vorstellen kannst weiß ich es nicht. Ist es denn ein besonderer Ort?" "Ohja sehr sogar. Wir haben dir doch von Aslan erzählt und hier wurde er von der Weißen Hexe getötet. Lucy und ich waren damals hier und haben gesehen wie es passierte. Mit den Jahren wurde dann hier anscheinend eine Art Grabstätte gebaut, in welcher wir jetzt stehen." Bei den Worten fröstelte es mich. Mir kam dieser Ort schon vorher komisch vor und jetzt sollte ich in einem Grab stehen? Das war alles absurd aber da ich wusste das Aslan nicht tot war sondern nur verschwunden, nahm mir diese Information etwas von der gruseligen Atmosphäre. Ich hatte definitv zu viele Filme geschaut denn jetzt wartete ich nur darauf das ein Geist oder ein nicht menschliches Wesen uns angreifen würde. Ich meine wenn es hier schon Magie gab dann doch bestimmt auch so etwas oder?

"Ist alles in Ordnung Neira? Du siehst ein wenig blass um die Nase aus." Kaspian schaute mich besorgt an. "Nein, nein, es ist alles gut," versicherte ich ihm und schob noch hinterher: "Mir geht es wirklich gut, ich muss mich vielleicht nur etwas ausruhen. Entschuldigt mich bitte, ich werde mich einfach hinlegen und ihr könnt ruhig weiter über den Krieg beraten oder was auch immer ihr sonst besprecht. Gute Nacht schonmal." Ich lächelte schüchtern und schickte mich an nach links fortzugehen. Ich hatte zwar keine Ahnung wo hier die Schlafstätten waren aber ich würde es schon noch herausfinden. "Moment warte, ich zeige dir wo du schlafen kannst." Peter löste sich aus der Runde und deutete mit seinem Arm nach rechts. Na super da wäre ich also tatsächlich in die falsche Richtung gelaufen und hätte mich dann so richtig schön blamiert. Dankbar lief ich also nun nach rechts und folgte Peter, der voranschritt. Wenige Augenblicke später waren wir auch schon an der Schlafstelle angekommen, welche man an den Decken und Kissen erkannte, die dort ausgebreitet waren. Ich setzte mich auf eine Decke und wollte mich zum Schlafen bereit machen, da ich annahm das Peter jetzt wieder zu den anderen gehen würde. Dem war aber nicht so, denn er setzte sich ebenfalls neben mich. "Neira ist wirklich alles in Ordnung? Du wirkst als hättest du ein Gespenst gesehen." Das er damit den Nagel auf den Kopf traf konnte er ja nicht wissen, aber ich fühlte mich dumm wenn ich ihm erzählen würde das ich tatsächlich Angst vor unbekannten Kreaturen hatte, die hier lauern könnten. Dann würde Peter bestimmt von mir denken das ich ein Angsthase wäre, was doppelt schlimm für mich wäre, da er vor nichts Angst zu haben schien. "Nein Peter es ist schon gut. Danke das du dir Sorgen machst aber sie sind völlig unbegründet. Ich hatte wohl einfach nur zu wenig Schlaf und habe mich zu sehr angestrengt die letzten Tage. Das bin ich aus meiner Welt eher nicht gewöhnt und deshalb braucht mein Körper wahrscheinlich einfach nur eine Pause. Morgen wird es mir bestimmt wieder besser gehen." "Na dann schlaf schön und wir sehen uns dann morgen." Peter stand auf und wollte schon gehen als ich ihm, einen plötzlichen Impuls folgend, hinterherrief: "Ach und Peter, ich glaube ich habe mich entschieden. Ich würde sehr gerne lernen wie man kämpft." Peter drehte sich zu mir herum und sah mich ungläubig aber auch voller Stolz an.          "Alles klar, dann fangen wir gleich morgen früh mit den Grundlagen an. Ich freue mich schon." Mit diesen Worten ging er davon und ich stöhnte innerlich. Ok vielleicht war es doch keine so gute Idee aber ich wollte mich verteidigen können. Ich hatte auf der Etappe hierhin sehr viel darüber gegrübelt und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich wohl nicht vermeiden ließ das ich in den krieg mit hineingezogen werden würde. Ich war gewissermaßen schon mittendrin und da wollte ich mich auch verteidigen können und zudem keine Last sondern eine Hilfe sein. Ich wusste das ich nicht hilflos zusehen konnte wenn andere Leute kämpften und ich nur danebenstand. Ich wollte aktiv an den Geschehnissen teilnehmen, was immer mich auch erwartete und ich wollte vor allem stark sein. Ich hatte mich früher schon oft genug versteckt und nun fand ich war es an der Zeit aus meinem Versteck herauszukommen und mich meinen Ängsten zu stellen. Ich wusste zwar nicht wohin es führen würde, aber das würde ich dann sehen wenn es soweit war. Jetzt sollte ich erst einmal schlafen um mich auf das morgendliche Training mit Peter vorzubereiten, welches bestimmt nicht einfach werden würde. Aber das war ein Problem für morgen und nicht mehr für heute.

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