Kapitel 14 - Oh.Mein.Gott

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Es waren ungefähr drei Tage vergangen. Drei Tage in denen ich immer noch nichts aß, geschweige denn geschlafen habe. Harley hatte vor zwei Tagen auch eine Truppe los geschickt, welche Hill Thunderstorm suchen sollte, natürlich hatten sie sich dafür alle freiwillig gemeldet. Die Silhouette kam bisher jeden Abend vorbei, tat nichts außer uns zu beobachten aber ohne zu wissen, dass er beobachtet wurde. Ebenfalls machte ich mich jeden Abend auf dem Weg zur Steinmauer und probierte irgendetwas herauszufinden. Viel fand ich bisher nicht heraus außer, dass der Erdclan aus ungefähr hundertdreißig Menschen bestand, und wie es innerhalb dieser Mauer aussah. Weswegen man uns ausspionierte oder gar beobachtete wusste ich noch nicht. Harley redete nach wie vor mit mir, auch wenn ich sie permanent ignorierte. Joyce sorgte sich um mich auch, wenn sie dies niemals zugeben würde, aber man erkannte es in ihren Augen und Caleb nervte mich mit seiner bloßen Anwesenheit immer noch, also alles wie üblich. Die Truppe, welche Harley schickte sollte eigentlich schon gestern Abend wieder zurück sein und langsam wurden die anderen Menschen unruhig. Wie ich hörte, hatte Harley aber vor, gegen Mittag eine nächste Truppe zusammen zu trommeln, welche die andere Truppe suchen sollte. Die meisten schliefen noch, da es früh am Morgen war, ich hingegen hatte schon Nahrung gesammelt, ungefähr zwei Eimer voll, einen mit Pilzen, welche natürlich ungiftig waren und den anderen mit Beeren, ebenfalls ungiftig, dass wusste ich noch aus meinen Biologiebüchern. Meinen Arm und meinen Händen ging es seit ein paar Tagen auch wieder besser, mein Bauch schmerzte noch etwas. Mittlerweile war der Zaun auch recht stabil und fast jeder hatte seine eigene Hütte bzw. einige teilten sich auch eine. Im ganzen würde ich sagen, wir sind auf einem guten Weg. Das einzige Problem was wir hatten war, dass die Nahrung von der LUNA langsam ausging und die Truppe, welche Nahrung etc. suchen sollte verschwunden war. Ich machte mich mit den Eimern, welche bis obenhin zum Rand gefüllt waren wieder zurück ins Lager und stellte sie leise im Dropship ab. "Danke" murmelte hinter mir eine Stimme, es war Harley. "Jetzt weiß ich, wer uns die ganze Zeit mit Nahrung versorgt" ergänzte sie lächelnd. Ich muss sagen, ich hatte bisher immer früh am Morgen Nahrung gesammelt und glücklicherweise wusste bisher niemand, dass ich es war. "Alles andere hätte mich aber auch überrascht" stellte Harley noch fest. Ich ignorierte sie, lief an ihr vorbei und machte mich auf dem Weg nach unten zum Wasser, denn die Sonne ging langsam auf. Unten am Wasser angekommen zog ich meine Lederjacke und meine Stiefel aus, warf sie zu Boden und stand mit meinen Socken auf Gestein, auf einen etwas über dem Wasser ragenden Felsen. Ich hatte zwar keine Trainingsgeräte hier, probierte mich aber trotzdem fit zu halten. Ich stand kerzengerade auf dem Felsen, mit dem Gesicht zum Wasser gedreht und atmete ein paar mal tief ein und aus. Mein linkes Bein tat ich ein Stück nach vorne und beugte es, mein rechtes und hinteres Bein hatte ich gestreckt, meine Hüfte war nach vorne ausgerichtet und stand im neunzig Grad Winkel zu den Beinen, mit dem hinteren Bein drückte ich mich etwas nach vorne. Einigen Menschen würden die Bewegungen etwas bekannt vorkommen, denn es handelte sich um die Kampfkunst Kung Fu, eine von vielen die ich beherrschte. Das vordere, gebeugte Bein sorgte dafür, dass ich geschützt bin, sollte mich jemand angreifen. Das hintere, gespannte Bein hingegen sorgte für die Kraft und half mir dabei jemanden mit voller Wucht anzugreifen. Ich streckte meine Arme aus und schloss meine Augen, der Rest passierte von allein. Meine Arme schwankten durch die Luft und mein Körper folgte den Bewegungen, ich tat eine Kung-Fu-Figur nach der anderen, da ich keine Pausen und fließende Übergänge von der einen Bewegung zu der anderen hatte, sah es wahrscheinlich von weitem aus, wie ein komischer Tanz den ich aufführte. Zum Schluss machte ich ein paar Überschlage, Saltos und Handstände, welche dann zuletzt in Liegestützen überflossen, da ich gerade so den Oberkörper gut ohne Gewichte trainieren konnte. Komischerweise bemerkte ich, während ich mein Training erledigte, wie ich beobachtet wurde, da es aber recht früh am Morgen war, konnte es sich nur um ein paar Menschen aus dem Lager handeln und ich wusste auch schon welche zwei dafür infrage kamen, denn das war nicht das erste mal, dass ich beim Training beobachtet wurde. Zum krönenden Trainingsabschluss zog ich mich komplett aus, sodass ich komplett entblößt in das kalte Wasser springen konnte. "Oh. Mein. Gott.!", "Psccht, er hört dich!" hörte ich zwei mir bekannten Frauenstimmen hinter den Sträuchern flüstern, als ich mich im Wasser zu den Stimmen umdrehte, sah ich nur noch zwei Hinterköpfe, welche wegrannten und zwar einen Schwarzen Hinterkopf und einen blonden Kopf, na um wen handelte es sich bloß? Kopfschüttelnd und mit einem leichten grinsen tauchte ich noch einmal unter Wasser, stieg aus, und trocknete mich ab. Abgesehen von der kleinen Überraschung hinter den Sträuchern, hatte ich ein komisches beklemmendes Gefühl für heute, irgendwas war in der Luft anders und irgendwie, werde ich den Gedanken nicht los, dass heute noch etwas passierte. Als ich zurück im Lager war, standen Harley und Joyce nebeneinander und redeten, ich schaute sie beide etwas kühl und ernst an und fast synchron wichen sie den Augenkontakt aus und schauten schnell auf dem Boden. Tja da hatte ich die beiden wohl erwischt, dachte ich mir und musste mein grinsen verkneifen. Ich lief zum Tor, lehnte mich gegen den Zaun und schaute den anderen dabei zu wie sie Nahrung, Äste und alles was wir im Moment brauchten sammelten. Für einen kurzen Moment schien alles so friedlich, bis ich plötzlich, hinten am Horizont etwas sah, was absolut nichts gutes verhieß, weder für mich noch für die anderen.

3069 - Rückkehr zur Erde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt