Kapitel 12 - Reinigung

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Ich war die ganze Nacht damit beschäftigt die Löcher zu buddeln, so sehr, dass ich nicht mitbekam wie es langsam wieder hell wurde und die Sonne aufging. Ich lief nachdem ich die sieben Löcher grub zurück zum Dropship, nahm ein paar der Leichen und schleppte sie zurück zu den Löchern. Eine Leiche nach der anderen verbuddelte ich und hatte irgendwie die Hoffnung, dass es die Situation etwas erträglicher macht. Außerdem war es jetzt auch nicht wirklich vorteilhaft mit Leichen in einem Raum zu schlafen, gerade nicht für die jüngeren, es musste ja nicht jeder so traumatisiert sein wie ich, dachte ich. Glücklicherweise hatte ich niemanden geweckt und konnte nun auch den letzten in Frieden vergraben. Die Sonne war mittlerweile komplett aufgegangen und ich hörte wie die anderen wach wurden, da viele anfingen durcheinander zu reden, das war es wohl erstmal mit Ruhe. Ich hingegen saß immer noch am "Friedhof" und war damit beschäftigt mit Ästen und etwas Draht Kreuze herzustellen, damit die Gräber nicht allzu kahl und gefühllos aussahen. "Warst du die ganze Nacht wach?" unterbrach mich eine müde Stimme. Harley rieb sich noch die Augen und schaute etwas verwirrt zu den Gräbern. "Das hast du doch nicht alleine gemacht oder?" fragte sie schon etwas schockiert nach, ich hingegen stand auf und verließ wortlos den neuen Friedhof. Ich schnappte mir einen Eimer aus dem Dropship und lief runter zum Wasser, füllte den Eimer auf und lief wieder nach oben zu den anderen. Auf dem Weg begegnete mir Joyce "Guten Morgen" murmelte sie müde, auch sie ignorierte ich und lief weiter in das Dropship. "Ich hoffe ihr habt den Umständen entsprechend gut geschlafen, heute haben wir einiges vor, wir müssen den Zaun aufbauen, noch einiges sammeln und wir müssen die Vorräte, Kleidung und alles was uns von der LUNA mitgegeben wurde ausräumen und einiges auch verteilen." hörte ich Harley von draußen zu den anderen sprechen. "Ebenfalls würde ich empfehlen, dass sich eine Truppe schon einmal auf dem Weg zu Hill Thunderstorm macht bzw. Hill Thunderstorm sucht, die Truppe soll ungefähr aus acht Leuten bestehen, damit ihr euch im schlimmsten Falle verteidigen und Hilfe holen könnt" fuhr sie fort. Ihre Art erinnerte mich tatsächlich etwas an Abigail, denn sie respektierte auch jeder, keiner stellte ihre Entscheidungen infrage und eine Anführerin wie sie im Buche stand. "Caleb war Offizier auf der LUNA und kann einigen von euch etwas übers verteidigen und kämpfen beibringen, ich denke das kann niemanden schaden." ergänzte sie und machte sich wieder an der Arbeit. Wenn sie nur wüsste, dachte ich mir, schließlich war ich nicht umsonst Oberoffizier oder im Gefängnis komplett isoliert. Wieder mal unterschätzte man mich, aber dieses mal war es okay, ich wollte hier nur meine Ruhe haben. "Hey, ähm" unterbrach mich eine weibliche, aber mir noch unbekannte Stimme. Ich drehte mich zu ihr um und vor mir waren zwei Personen, eine junge Erwachsene, ich schätze sie auf ungefähr dreiundzwanzig mit langen, zum Zopf gebundenen blonden Haaren, einer etwas gebräunten Haut und einer recht schmale Figur. Sie hatte drei bis vier kleine Tattoos, welche ich erkennen konnte, blau bis graue Augen und trug eine khakifarbene enge Jeans, braune Stiefel, ein weißes Top und darüber eine ebenfalls in khaki-farbende Jeansstoff ähnliche Jacke mit Kapuze. Ein junger Erwachsener, ich denke er war auch in unserem Alter stand neben ihr. Der junge Erwachsene hingegen hatte schwarze kurze Haare, eine recht durchtrainierte Figur, ein markantes Gesicht und braune Augen, er hingegen trug eine etwas locker sitzende graue Jeans, darüber eine stoffähnliche in schwarz gehaltene Jacke die etwas über den Hintern hing. Er trug wie die Blondine Stiefel, diese nur in schwarz und eine farblich dazu passende Umhängetasche, welche zu seiner linken Seite hing. Beide schauten mich mit einem leichten lächeln an, ich hingegen schaute beide etwas skeptisch an. "Ich weiß nicht ob du dich noch an uns erinnern kannst" fuhr sie fort und meine Augenbraue schoss noch etwas skeptischer nach oben. "Ich bin Fleur", "Und ich bin Leon" unterbrach er sie. "Wir wollten uns bedanken, naja wegen gestern." stotterte sie etwas nervös. "Wir haben uns aus Spaß wie die anderen abgeschnallt gehabt und wärst du gestern nicht gewesen, w-wären wir jetzt nicht mehr h-hier." entgegnete sie peinlich berührt, jetzt wusste ich auch weswegen sie hier waren. Ich drehte mich wieder mit den Rücken zu ihnen, riss meinen eh schon aufgerissenen Ärmel ab und fing an damit das Blut von den Wänden zu schrubben. "Naja wie auch immer, danke man!" fügte Leon hinzu. "Macht euch nichts draus, er gehört nicht so zu den Gesprächigen" funkte Joyce dazwischen und besänftigte die beiden etwas, welche nun nach draußen verschwanden. "Ich weiß, dass du dir hier mit dem reden Zeit lässt, aber das gestern.. bitte sag mir nur ob es dir gut geht" sprach sie sanft und irgendwie besorgt zu mir. Ach verdammt, dachte ich mir. "Ich bin ok" ließ ich sie mit Gebärdensprache wissen. "Okay" flüsterte sie etwas, berührte meine Schulter sanft und ließ mich glücklicherweise wieder alleine, als wüsste sie ganz genau was ich gerade benötigte. Irgendwie fiel es mir bei den anderen nicht schwer sie zu ignorieren oder nicht mit ihnen zu reden, aber bei Joyce war das irgendwie was anderes. Außerdem hatte sie zu viel mitbekommen, ich war mir sicher, dass sie ganz genau wusste was in meiner Zelle passierte und sie war in den letzten fünf Jahren immer da, auch wenn wir die letzten Jahre nicht so viel kommunizieren konnten wie am Anfang. Von Tag eins an hatte sie genau gewusst und gesehen was ich benötigte, als sie mich aus den Gedanken an Raven und den Ringen riss. Das bewunderte ich irgendwie heimlich an ihr. Sie hatte ein "Ich bin ok" verdient. Es waren einige Stunden vergangen und ich war fast damit fertig das Dropship von dem ganzen Blut zu befreien, es war wirklich ziemlich viel. Mittlerweile war ich beim achten Eimer mit frischem Wasser den ich holen musste. Meine Hände waren mittlerweile auch schon etwas Wund vom ganzen schrubben, aber die letzte Stelle hatte ich nun auch sauber. Irgendwie war ich etwas erschöpft, da mein Arm, meine Hände und irgendwie auch meine Rippen und mein Bauch etwas schmerzte. "Hey Mysteryman" rief Harley, welche nun vor mir stand, ich schaute sie von unten nach oben an. Sie hatte etwas zum essen, was zum trinken, Verbandszeug und frische Kleidung dabei. "Das ist für dich, außer der medizinische Kram der gehörte mir, ist aber irgendwie trotzdem für dich" entgegnete sie trocken. "Caleb?" rief sie etwas lauter nach draußen, welcher einige Sekunden später im Ship auftauchte. "Ja Har-" setzte er an bis er mich sah. "Kannst du bitte den Eimer entleeren gehen? Es wird schon dunkel und ich bin mir sicher, du als Mann schaffst das" sagte Harley sarkastisch zu Caleb und zwinkerte mir dabei zu. "Na das heißt wohl die Putze ist für heute fertig geworden" entgegnete Caleb mit einem ekelhaften grinsen. Ich stand schnell auf und war bereit ihm eine darüber zu hauen, weil er ganz genau mich damit meinte. "Ruhig Berserker" sprach Harley beruhigend zu mir, stand nun zwischen mir und Caleb, drückte ihre Hand auf meiner Brust und versuchte mich sanft nach hinten, von Caleb wegzudrücken. "Caleb du hast eine Aufgabe also los" machte sie ihm harsch deutlich, daraufhin verschwand er auch. "Ihr seid anscheinend nicht gut aufeinander zu sprechen" stellte sie fest. "Du kannst sofort etwas essen und trinken, könntest du dich aber kurz auf einen der Sitze setzen, damit ich dich ordentlich verarzten kann?" fragte sie mich freundlich. Ich ignorierte sie erneut und wollte gerade nach draußen laufen, bis sie mich zurück zog und sanft auf einen der Sitze schubste. Ich kniff meine Augen zusammen, da es etwas doll an und in meinem Bauch zog. Daraufhin zog Harley eine Augenbraue hoch, sie hatte es bemerkt, verdammt! "Ich habs auf der freundlicher Art und Weise versucht, dies scheint bei dir aber nicht zu funktionieren." antwortete sie jetzt etwas kühler und behandelte meinen Arm, welchen ich mir gestern verletzt hatte. "Ich weiß nicht wie zur Hölle du oder gar dein Körper das schafft aber die Schwellung ist deutlich zurückgegangen, obwohl du ihn so gut wie gar nicht geschont hast" stellte sie verwirrt fest und bemerkte meine Hände, welche etwas unter dem schrubben litten. Sie säuberte sie mit einem Lappen und stellte fest, dass sie nicht nur Wund waren sondern auch selbst bluteten, dies ist mir nicht aufgefallen, da ich dachte, dass wäre das Blut von den Wänden und dem Boden. Verwirrt sah ich sie dabei an wie sie den Lappen zückte. "Ja wir haben Lappen, hättest du nachgefragt hättest du es deutlich einfacher beim sauber machen gehabt" stellte sie fest und schaute etwas entsetzt auf den fetzen meines Ärmels, welcher auf dem Boden lag. Harley reinigte meine Hände und verband sie anschließend. Daraufhin stand ich auf, nahm die Kleidung und das trinken und verließ das Dropship.

3069 - Rückkehr zur Erde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt