Kapitel 6 - Neues Ich

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"Ich hoffe er überlebt es" hörte ich Dr. White besorgt zu jemanden sprechen. Mein Zustand war nicht der beste, ich war sehr schwach und hatte nicht einmal genügend Kraft um meine Augen zu öffnen oder gar einen Finger zu rühren, also lag ich dort und lauschte den Stimmen. "White? Sie müssen gehen" unterbrach eine tiefe Männerstimme emotionslos. "Für Sie immer noch Dr. White und ich werde erst gehen, wenn ich zu hundert prozent sicher bin, dass er es überleben wird und bis dahin können Sie uns in Ruhe lassen." erwiderte White scharf. Die Männerstimme kam mir bekannt vor und kurz darauf wurde mir auch klar warum, sie gehörte zu einen der Wachen vom Vorstand mit denen ich gelegentlich zusammen arbeitete, dass die Wachen vom Vorstand hier waren hieß, dass sie herausfanden, dass ich mich illegal an das richtige Geschlecht angleichen ließ und für meine Zukunft bedeutete es wahrscheinlich, dass ich meine Zeit bis zu meiner Flutung im Gefängnis verbringen durfte. Ich stöhnte vor Schmerzen und konnte endlich auf mich aufmerksam machen, meine Augen konnte ich jedoch noch nicht öffnen. "Willkommen unter den lebenden!" begrüßte mich Dr. White erleichtert, sie wusste wohl, dass ich mich momentan nicht anders bemerkbar machen konnte. "Zuerst die guten Nachrichten, die Operation war erfolgreich und es wird etwas dauern bis du wieder fit bist, so eine Operation macht man üblicherweise nicht an einem Tag, du hast großes Glück gehabt" fing sie an und sprach sanft zu mir während sie meine Hand in ihrer nahm. "Nun ja, da das komplette Operationsteam fehlte ist es schnell aufgefallen, dass etwas im Busch war und die Soldaten sowohl auch die Wachen machten sich auf dem Weg. Man konnte uns noch früh genug warnen und die meisten haben sich dann aus dem Staub gemacht, als die Wachen kamen hatte ich gerade deine letzte Wunde verschlossen" ergänzte Abigail. Ich hatte also Recht, ich nahm meine ganze Kraft zusammen und öffnete meine Augen und schaute direkt in Whites Gesicht und sah eine Träne fließen, sie drückte meine Hand etwas fester. Das Problem ist, da man Dr. White erwischte, drohte ihr nun auch das fluten, denn mit meiner Operation hatte sie sich genauso strafbar gemacht, aber im Gegensatz zu mir hatte sie eine Familie, einen Mann und soweit ich weiß eine Tochter. "Du bist so ein guter, junger Mann, es war mir eine Ehre dir ein neues Leben zu ermöglichen und das ist schließlich auch meine Aufgabe als Ärztin" weinte Abigail schon fast. Meine Augen wurden feucht und ich konnte mit etwas Mühe meine Finger bewegen "Danke" flüsterte ich und strich Abigail die Tränen aus dem Gesicht, denn bevor hier jemand geflutet wird, wird sich der Vorstand erst einmal mit mir unterhalten müssen um die Sachlage zu verstehen, dass wusste sie. "Ich mach das schon" krächzte ich und sie schüttelte darauf nur den Kopf. "Wie geht es ihm?" unterbrach uns einer der Wachen. "Sein Zustand ist stabil, aber seine Werte und Wunden müssen regelmäßig kontrolliert werden" antwortete White. Abigail hatte etwas unbemerkt in meiner Kleidung gesteckt und wurde schließlich von den Soldaten abgeführt. Ich bin kurz danach wieder eingeschlafen. Jeden Tag kamen ein paar Krankenpfleger rein und versorgten mich, da mir keine Medikamente zu standen musste ich die Schmerzen auf natürlichen Wege ertragen und diese waren nicht ohne. Ich habe Tage und Wochen nur geschlafen, eventuell war ich mal kurz wach um etwas zu trinken und zu essen, danach schlief ich aber wieder ein. Nach ungefähr drei Wochen konnte ich wieder aufstehen, nach vier Wochen konnte ich mich wieder komplett bewegen und sah zum ersten mal meinen kleinen Kollegen und fühlte mich endlich angekommen, es war endlich so wie es all' die Jahre hätte sein sollen. In der fünften Woche kam ich ins Gefängnis der LUNA. Der Vorstand persönlich brachte mich ins Gefängnis. Hier im Gefängnis gab es ungefähr sechzig bis siebzig Zellen ich habe die Zelle 26, jede Zelle war ungefähr fünfzehn Quadratmeter groß und für eine Zelle war das schon ziemlich viel. Zusätzlich darf man sich die Zelle so einrichten wie man möchte, ohne natürlich irgendwelche kostbaren Energien zu verschwenden wie Licht oder Strom im allgemeinen. Ein Verbrechen zu begehen ist hier anscheinend luxuriöser als obdachlos zu sein. Man durfte sich meistens immer ein paar Sachen aussuchen, welche man in seiner Zelle oder zur Verfügung gestellt bekommen möchte, ich hatte mich für freien Zugang zu Büchern, Fitnessgeräten und tatsächlich für eine Tattoomaschine die über Batterien läuft und passende Tattoofarben entschieden und diese habe ich auch bekommen. Warum man das hier auf der LUNA macht? Damit wollte der Vorstand die Insassen beruhigen, denn würden wir hier rumschreien, rumhämmern oder sonstiges würden wir zu viel Sauerstoff verbrauchen und darunter würden alle auf der LUNA leiden, denn hier kann man den Sauerstoff nicht an und abdrehen, wie schade aber auch. Als ich all' das bekam worum ich gebeten hatte kam der Vorstand in meiner Zelle und wollte mich endlich anhören, Dr. White hatte ich übrigens seit fünf Wochen nicht mehr gesehen. "Woher wussten Sie, dass Dr. White ein Team organisieren und die Operation durchführen konnte?" fragte mich der Vorstand um wahrscheinlich zu beweisen, dass Abigail illegal operierte. "Ich wusste es nicht" entgegnete ich desinteressiert. "Sie wussten es nicht?" ermahnte mich der Vorstand mit einer ironischen Stimme. "Wie kam es denn dazu, dass Dr. White sie operieren konnte?" fügte er hinzu. "Indem ich Dr. White bedrohte" ließ ich kühl von mir geben, starrte den Vorstand kalt in die Augen und log somit. "Womit haben Sie Dr. White bedroht?" fragte er vorsichtig und man konnte seine Unsicherheit in den Augen sehen. "Liegt das nicht auf der Hand?" erwiderte ich. "Womit haben Sie Dr. White bedroht?" wiederholte er. "Ihr oder ihrer Familie etwas anzutun, wenn sie die Operationen nicht durchführt" entgegnete ich emotionslos und starrte immer noch stur in die Augen des Vorstands. "Wie?" flüsterte er schon fast. Hinter und neben ihm standen Soldaten und Wachen, welche alle auf mich fokussiert waren. Ich duckte mich schnell, drehte mich zu der Wache neben dem Vorstand, nahm deren Messer, hatte mich wieder hingestellt und warf in binnen von Sekunden neun Messer auf die neun Soldaten hinter ihm. Geschockt sah er zu seinen Soldaten und realisierte langsam, dass ich sie nicht getötet hatte, sondern die Messer einen millimeter über deren Köpfe warf. Jeder stand regungslos und geschockt da. "So" antwortete ich selbstbewusst und kühl. Ein freches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, ich hatte ja gesagt, dass man mich nie unterschätzen sollte. Ich war Oberoffizier, dadurch hatte ich schon einmal viel Trainingserfahrung und den Rest hatte ich mir selbst beigebracht, inspiriert von ein paar Büchern die ich laß. Der Vorstand verließ augenblicklich meine Zelle und sperrte diese direkt ab, man warf mir noch deren eintönige Insassen-Kleidung in die Zelle, welche übrigens orange war. Die Soldaten, auf welche ich gezielt hatte standen immer noch regungslos und festgefroren da. "Wir werden ihre Flutung für die nächsten Tage ansetzen" erwiderte der Vorstand kühl und machtvoll. "Werdet ihr nicht" kontere ich. "Ach und warum nicht?" lachte nun der Vorstand, er ging wirklich davon aus, dass er hier die Macht und das sagen hatte, als wäre er Gott oder sowas. "Es gibt hier auf dem Schiff nur eine Person, welche schlauer ist als ich und das ist Raven Moore, sollte etwas passieren könnte nur Raven oder ich das Problem lösen, sie brauchen mich" entgegnete ich selbstbewusst und grinste frech. Der Vorstand und seine Soldaten verließen ohne ein Wort zu sagen das Gefängnis, die Messer hatte ich so fest in die Wand geworfen, dass man jemanden extra dafür schicken musste um diese mit mehreren Personen und Werkzeugen zu entfernen. Nach einigen Stunden teilte man mir mit, dass ich meine Kleidung wechseln und meine "normale" Kleidung aus der Zelle werfen sollte, da sich absofort mir niemand nähern darf. Aus was die Zellen bestanden kann ich euch leider nicht sagen für sowas wäre Raven eigentlich zuständig. Die Zellen bestanden aus einem ganz komischen Glas, die Menschen die hier alles überwachten können die Zellen so einstellen, dass man entweder alles und jeden sieht oder eben absolut gar nichts und nur Dunkelheit, erinnerte mich irgendwie immer an einem Projektor, welchen man an und ausschalten konnte. Da meine Zelle so eingestellt war, dass mich jeder sehen konnte und meine Türe dank des Vorstands geöffnet war, konnte jeder ob Soldat oder Insasse meine Aktion eben beobachten. Eigentlich waren es ganz normale Zellen, sie sahen nur etwas moderner aus und dementsprechend einfach, dank der geöffneten Tür war es auch auf die Soldaten zu zielen. Ich zog mir mein schwarzes Tanktop aus und quetschte es aus der kleinen Lucke aus der Zelle. Als ich gerade meine Hosen ausziehen wollte, bemerkte ich plötzlich etwas in meiner Hosentasche. Ich griff hinein und hatte nun einen schwarzfarbigen Beutel aus Seide in meiner Hand. Ich musste kurz einen Moment nachdenken wie es in meiner Hose gelangen konnte, bis mir plötzlich wie ein Geistesblitz einfiel, dass Abigail als sie das Krankenzimmer verließ an meiner Kleidung war, dass muss von ihr gewesen sein. Neugierig und verwundert lockerte ich die Fäden des Beutels und öffnete ihn langsam. In meiner Hand lag nun ein Ring, nicht irgendein Ring, sondern es war der Ring. Es handelte sich um den Ring worauf ich Monate sparte und mit den ich Raven bitten wollte meine Frau zu werden. In dem Beutel waren aber noch andere Dinge, ich schüttelte den Beutel auf meiner Hand aus und nun lag in meiner Hand auch der Ring, den Raven mir zu der Prüfung gab und die dazugehörige Kette. Ich konnte spüren wie mein Herz erneut brach, mein Magen sich zusammen zog und ich bekam schlecht Luft, ich riss mich zusammen, schluckte und tat die Sachen schnell wieder in den Beutel, als mir ein kleiner Zettel darin auffiel. Der Zettel war von Dr. White und folgendes war zu lesen: "spend time with yourself, fix yourself, & most importantly love yourself, you're welcome xoxo abigail :)". Anscheinend hatte sie das Geld was ich ihr gab nicht angenommen und davon wieder den Ring zurück gekauft. "Willst du dich nicht langsam anziehen?" fragte mich eine Insassin von gegenüber mit einem sanften Lächeln und riss mich glücklicherweise aus den Gedanken, schnell tat ich den Schmuck zurück in den Beutel. Gegenüber von mir waren ungefähr 3-4 Zellen in denen ich ebenfalls komplett reinschauen konnte, andere unterhielten sich auch von Zelle zu Zelle um sich nicht allzu einsam zu fühlen, dies ist allerdings nur möglich, wenn die Zellen eingeschaltet waren.. Zum Schluss zog ich mir auch meine Hose aus, warf sie aus der Zelle und zog mir die orangene "Kleidung" an, den Beutel mit dem Schmuck verstaute ich sicher in meinem Kissen. In Gedanken schweifend und mit gemischten Gefühlen schlief ich ein.

Home sweet home.

3069 - Rückkehr zur Erde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt