Kapitel 28 - Teufelskreis

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Ich öffnete die Augen und ein Blitz voller Schmerz durchströmte meinen Körper, es schmerzte sogar so sehr, dass ich meine Augen zusammenkneifen musste. Langsam stand ich auf und war jetzt mehr oder weniger dazu gezwungen meine Wunden zu säubern. Ich ging davon aus, dass ich mir damit noch etwas Zeit lassen könnte, falsch gedacht Alex, falsch Gedacht. Als ich es nach einigen Minuten endlich geschafft hatte, meinen Körper in die senkrechte Position zu bringen schaute ich mir das ganze Schauspiel an meinem Körper erstmal an. Die frische Kleidung, welche Joyce mir gab war schon lange nicht mehr frisch, sondern voller Blut. Ich war gespannt, welche böse Überraschung unter den Klamotten auf mich wartete und riss langsam das Shirt von meinem Leib, denn gebrauchen konnte ich das Shirt wahrscheinlich eh' nicht mehr. An einigen wunden Stellen klebte das Oberteil sogar fest, da das Blut fest getrocknet war, also nahm ich etwas Flüssigkeit und schüttete diese auf die Stellen. Natürlich gab es in diesem Bunker kein Wasser sondern eher alkoholische und hochprozentige Getränke beziehungsweise Flüssigkeiten. Ich biss mir etwas auf die Lippen und schüttete den Alkohol auf die Stellen wo das Shirt klebte und da ich gerade eh' schon dabei war, kippte ich den Alkohol auch auf die Wunden, ob die an meinem Bauch, Armen, Händen oder den Beinen. Glücklicherweise war hier genügend Alkohol, welchen ich verschwenden konnte, ging aber trotzdem sehr sparsam damit um. Nachdem ich meine Wunden „desinfiziert" hatte konnte ich mir diese endlich mal genauer anschauen und nahm jede einzelne Verletzung genauestens unter die Lupe. Schön war es nicht, aber da musste ich jetzt wohl durch. So wie es aussah, gab es nicht eine einzige Stelle, welche nicht so tief war, dass ich sie nicht nähen musste. Ich scannte mit meinen Augen jeden einzelnen Millimeter des Bunkers und hoffte darauf, dass ich irgendwas fand um meine Wunden zu zunähen, bis meine Augen an einem Notfallkoffer beziehungsweise an einer Notfalltasche hängen geblieben sind. Vorsichtig lief ich auf den Koffer zu und hoffte darauf, dass jetzt keine Wunde anfing zu bluten. Als ich bei der Tasche ankam, riss ich diese direkt auf und schmiss alles was ich nicht gebrauchen konnte raus, glücklicherweise fand ich das wonach ich gesucht hatte, Nadel und Faden. Etwas zittrig machte ich mich an die Arbeit meine Wunden zu nähen, fing mit denen am Bauch an, da diese am wichtigsten waren und diese immer wieder aufgingen und anfingen zu bluten. Zusätzlich musste ich noch darauf achten diese anständig zu zu nähen, da mein Körper ja übersät und geprägt von etlichen Tattoos war, ich musste schauen, dass ich die Tattoos auch wieder miteinander verband. Nachdem ich die letzten Wunden am Bauch zugenäht hatte, machte ich mich an die anderen Stellen dran und bemerkte immer mehr, wie mein Kreislauf versagte. Mühselig und erschöpft kümmerte ich mich um jede einzelne Verletzung und nähte diese. Ohne Joyce hätte ich das wahrscheinlich nicht mehr lange ausgehalten oder gar überlebt und stellte mir die Frage warum sie mir überhaupt half? Warum stellte sie sich auf meiner Seite und positionierte sich ganz klar gegen ihren eigenen Bruder? Warum ging sie das Risiko ein für jemanden, den sie kaum kannte? Als ich es nach etlichen Stunden auch einmal geschafft hatte jede einzelne Stelle zu verarzten schüttete ich zu guter Letzt noch einmal etwas Alkohol drüber, damit diese auch wirklich desinfiziert waren, Entzündungen konnte ich jetzt nicht gebrauchen nicht, wenn ich auf mich alleine gestellt war. Meine nächste Hürde die ich überwinden musste, bestand darin etwas zum essen sowie zum trinken zu suchen und am besten so viel, dass ich eventuell erst in ein paar Tagen wieder raus müsste damit ich auch Zeit dafür hatte mich zu erholen. Da meine Klamotten kaputt oder voller Blut waren durchsuchte ich den hier vorhandenen Kleiderschrank und wurde schlussendlich auch fündig. Ich fand ein zu großes, wenn nicht sogar übergroßes schwarzes Shirt und eine schwarze, recht eng anliegende Jeans, entweder war der Besitzer des Bunkers ein Fashionista oder ein ziemlich dicker Mann mit ziemlichen dünnen Beinen. Ich betrachtete mich kurz im Spiegel und würde ich es nicht besser wissen, dann könnte man davon ausgehen, dass Joyce mir diese Kleidung raus gesucht hatte und ein kleines grinsen verließ mein Gesicht. Mittlerweile war es auch schon wieder stockduster, der perfekte Zeitpunkt um irgendwie unbemerkt auf Nahrungssuche zu gehen, zumindest für mich. Ich schnappte mir einen Rucksack und ein paar leere Behälter, stopfte diese schnell in der Tasche und stieg die Leiter des Bunkers hoch und unterdrückte die Schmerzen, denn die Nahrungssuche hatte erstmal vorrang und machte mich mühevoll an die Arbeit alles zu sammeln, was ich gebrauchen konnte.

Einige Stunden später hatte ich das nötigste zusammen bekommen und da es anfing zu dämmern, musste ich mich wieder so schnell wie möglich auf den Rückweg machen. Um ehrlich zu sein konnte ich nicht anders und musste kurz beim Erdclan vorbeischauen um sicherzugehen, ob Joyce in Sicherheit war. So wie es aussah hatte Kjell alles unter Kontrolle und Joyce wurde aufgenommen, so wie ich es vorausgesagt hatte. Wer hätte es gedacht. Als ich beim Bunker ankam stieg ich die Leiter wieder hinunter, schloss die Luke und packte die Tasche aus. Ich hatte einige ungiftige Beeren sowie sehr viele Nüsse finden können, ebenfalls waren all meine Behälter mit Wasser gefüllt. Ich denke, dass ich erstmal mindestens drei bis vier Tage hier unten verbringen kann ohne, dass ich noch einmal hoch musste. Mehr als drei bis vier Tage Ruhe brauchte ich eh' nicht und kann danach wieder halbwegs normal weitermachen, natürlich musste ich darauf achten, dass ich mich nach wie vor im Hintergrund bewegte, nicht auffiel und mich fürs erste zurückhielt. Es war ein ewiger Teufelskreis indem ich mich befand, wird das jemals aufhören? Werde ich diesen Teufelskreis jemals entfliehen oder durchbrechen können? Werde ich jemals nicht alleine sein? Diese Gedanken schwirrten mir noch den ganzen Tag durch den Kopf, bis ich endlich vor Erschöpfung einschlief.

3069 - Rückkehr zur Erde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt