Kapitel 1 - Der Anfang

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Es ist das Jahr 3069 und seit genau 1642 Tagen, das entspricht irgendwas zwischen vier und fünf Jahren bin ich ein Gefangener, ein Häftling, aber dazu komme ich später. Wir und mit "wir" meine ich die Menschheit musste die Erde verlassen. Warum? Sucht euch was aus, was uns schlussendlich verscheucht hat, waren es die Explosionen der Kernkraftwerke und anschließend deren Radioaktivität? Waren es die ungewöhnlich hohen Temperaturen zwischen sechzig und siebzig Grad Celsius? Oder waren es die unterschiedlichen Umweltkatastrophen, welche uns heimsuchten. Was genau der Auslöser war weiß niemand und kann mir auch keiner mehr beantworten. Ich persönlich tippe darauf, dass sich die Menschen wie das letzte verhalten haben und die Erde sich das zurück geholt hat was ihr genommen wurde, aber es ist schlussendlich nur reine Spekulation, wissen tue ich es nicht. Als die Menschen bemerkten, dass man auf der Erde nicht mehr allzu lange Leben kann, bauten tausende Mechaniker, Ingenieure, Architekten und viele mehr ein riesiges Raumschiff namens LUNA. LUNA ist ungefähr so groß wie einhundertzehn Fußballfelder und ist das Zuhause von knapp 15.708 Menschen inklusiv meiner Wenigkeit. Man könnte behaupten ich hab riesen Glück, dass ich es auf das Schiff geschafft habe, aber  rein faktlich waren von den Menschen nicht mehr viele übrig und die, die übrig waren haben es auf das Schiff geschafft. Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht wer von meinen Groß-Groß-Groß-Großeltern der oder diejenige war, weswegen ich nun hier bin, aber eins weiß ich und zwar gute Arbeit, wurde da jetzt nicht unbedingt geleistet.

Die Frage die sich jetzt stellt ist: Wo fange ich bloß an?

Hier auf der LUNA gibt es einen Kindergarten und Schulen gibt es hier auch und ich war um ehrlich zu sein kein Fan davon. Der Kindergarten war okay und die Schule bis zu einem gewissen Punkt auch. Ich hatte schon ziemlich früh meine Midlife-Crisis und es war auch sehr schnell klar, dass ich mich nicht mit meinem biologisch gegebenen Geschlecht identifizieren konnte und ich sag mal so... meine "Familie" war nicht begeistert. Meine "Familie" war keine Vorzeige-Familie sondern wahrscheinlich das komplette Gegenteil. Alle waren sehr Ich-bezogene Menschen, deren Probleme standen immer im Vordergrund, Intelligenz war jetzt nicht wirklich groß geschrieben, sie redeten einem alles schlecht und sie redeten mich schlecht. Ich habe mich sobald ich eigenständig denken konnte, selbst erzogen. Ebenfalls wurde ich sehr schnell, sehr reif und eigenständig und war neidisch auf die Kinder die ihre Betten gemacht bekommen haben, Brote geschmiert bekommen haben oder allgemein nach der Schule etwas warmes zum Essen bekamen das gab es bei mir nicht. Emotionen waren auch nicht sonderlich groß geschrieben außer man hatte Erfolg und gewann in irgendeinen Wettbewerb. Ich war das schwarze Schaf auf allen Ebenen, als meine "Eltern" bemerkten, dass ich die Schule regelmäßig schwänzte wurde mir die Hölle heiß gemacht eine Backpfeife war dann das harmloseste, denn man darf nie vergessen der Ruf und der Erfolg der Familie, ist das allerwichtigste. Als ich mich dann als transsexuell outete und meinen Abschluss nicht bekam wurde ich rausgeworfen. Natürlich nicht vom Schiff aber aus der Wohnung, denn brachte ich keinen Erfolg und ruinierte den Ruf der Familie genau dann,  gehörte ich eben nicht mehr zur Familie.

Und ich denke genau da fängt meine Geschichte an.

3069 - Rückkehr zur Erde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt