Kapitel 26 - Das Spiel mit dem Eis

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Dieser Tag fing wie jeder andere Tag in den letzten Wochen an, allerdings wurde mein Körper zunehmend immer schwächer, hätte man mich nicht wie ein Tier festgebunden, würde ich wahrscheinlich schon längst in irgendeine Ecke krepieren. Je schwächer mein Körper wurde, desto mehr Spaß machte es Caleb mich zu foltern. Harley kam selten auch einmal vorbei, probierte irgendwelche Informationen herauszubekommen und verschwand wieder, auch wenn sie es nicht zugeben würde, sie war verletzt, sie dachte ich hätte sie hintergangen und das saß bei ihr tief. Ich konnte genau sagen wie dieser Tag ablaufen wird. Irgendwann wird Caleb hier rein kommen, wird ein paar Sprüche drücken, welche absolut nicht witzig sind und kurz danach wird er mich foltern, dass war auch das einzige was sich änderte, denn er suchte sich immer wieder eine neue Foltermethode aus. Er gab sich auch keine Mühe mehr mir Fragen zu stellen, denn er wusste, dass ich wie in den letzten Tagen oder gar Wochen schweigen würde. Kjell allerdings musste auch leiden, glücklicherweise nicht so wie ich, denn bei mir nahm man die ganze Sache etwas persönlicher. Ich schätzte es sehr, dass Kjell ebenso schwieg, denn würde er erwähnen, dass es noch andere gäbe, würden sie diese ohne zu zögern angreifen und somit in den offenen Tod rennen, denn die anderen waren erstens in der Überzahl und zweitens durchaus bessere Kämpfer. Die Chance, dass sie auch nur einen töten konnten, lag bei null-komma-null prozent. Das dieser Tag anders ausgehen sollte, war mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.

Caleb zog sein übliches Ding durch, folterte mich ein bisschen und verschwand mindestens genauso schnell wie er auch gekommen war, viele Worte wurden schon lange nicht mehr gewechselt. Draußen herrschte eine unglaubliche Unruhe, so doll, dass sogar ich es mitbekam. Anscheinend stand heute irgendetwas an, was auch erklären würde, weswegen es Caleb noch eiliger hatte als so schon. Es wurde ruhiger, bis ich plötzlich eine mir bekannte Stimme unten vor dem Dropship vernahm. "Wenn ihr an irgendwelchen Informationen kommen wollt, dann lasst mich immerhin seine Wunden säubern, bevor er krepiert" ließ die Stimme wissend von sich, kurz danach öffnete sich die Tür vom Dropship. "Oben hast du nichts zu suchen, nur er hier" entgegnete Caleb.

Ich hatte es nach etlichen Wochen endlich geschafft das Dropship zu betreten und dafür musste ich nur meinen Bruder etwas um den Finger wickeln, ich wusste genau wie ich ihn bekomme. Tage wenn nicht sogar Wochen hatte ich mir alles genauestens angesehen und mir jeden einzelnen Schritt von Caleb und Harley gemerkt, ohne dass sie auch nur den Hauch einer Ahnung hatten. Sie dachten sie spielten mit dem Feuer und probierten es zu ersticken, dabei spielten sie die ganze Zeit mit dem Eis und je länger sie spielten, desto brillianter und undurchdringbarer gefror es. Damit meinte ich nicht mich sondern ihn, ich meinte immer nur ihn. Wenn man gedacht hatte, dass Harley eine eiskalte Bitch war und Räume gefrieren ließ, dann hatte man sich gewaltig getäuscht, denn im Gegensatz zu ihm war das nichts. Er ließ nicht nur Räume gefrieren, wenn er gewollt hätte lässt er Herzen und die Welt erfrieren. Ich war dabei nur ein kleines, unbedeutendes Hilfsmittel. Als sich die Türe vom Dropship schloss, fing ich an meinen Plan umzusetzen, dass heute alle zusammen auf Nahrungs sowie Truppensuche gingen, kam mir ganz gelegen. Ohne zu zögern lief ich auf Kjell zu, ich hatte ihn schon des öfteren rumschleichen und mit Alex reden sehen, aber eine Gefahr war er nie. Ich signalisierte ihm, dass alles okay war und ich keine Gefahr für ihn war, was er selbstverständlich schon wusste. Sein Anblick ließ mich vor Entsetzen erschaudern, man hatte ihn wirklich gequält und gefoltert, es gab keine einzige Stelle an seinem Körper, welche nicht offen oder blutig war. Ich probierte ihn langsam und so vorsichtig wie möglich los zu binden und musste einige Seile aufschneiden um ihn befreien zu können, als ich dies erledigte fiel er kurz darauf vor Erschöpfung zu Boden. Kjell war am Ende seiner Kräfte, ich hob ihn etwas hoch und half ihm dabei sich aufrecht hinzusetzen, danach reinigte ich so schnell wie möglich seine Wunden und gab ihm frische Kleidung. "Wo ist er?!" fragte ich ihn schon fast panisch, denn ich bekam mit wie die anderen langsam zurück kehrten, es würde nicht mehr lange dauern, bis Caleb hier auftauchen würde. Kjell richtete seinen Blick schwach nach oben um mir zu signalisieren, dass er oben war, dass Alex oben war. Keine Sekunde später schwebte ich die Leiter schon fast hoch, denn jetzt müsste ich mich beeilen, viel Zeit blieb mir nicht mehr. Ich öffnete die schwere Eisentür und als ich ihn sah blieb mein Herz stehen, ich bekam keine Luft mehr und ich hatte das Gefühl meine Kräfte verließen mich. Da hing er, schon fast leblos und sein Körper war übersät von Blut, seine Hautfarbe war lila oder blau und es grenzte schon fast an einem Wunder, dass er dies überlebt hatte. Es fühlte sich so an, als würde man mir die Lunge und das Herz zu schnüren, ich war gelähmt und fühlte mich taub. Mir liefen die Tränen, aber ich musste mich zusammenreißen und machte mich an die Arbeit auch ihn zu befreien. Nachdem ich die meisten Seile von ihm löste, kam er zu Bewusstsein und grinste frech. "Na hallöchen, da hast du dir aber ganz schön Zeit gelassen" entgegnete er und überspielte es, dass er am Ende seiner Kräfte war. Die letzten Seile löste ich ebenfalls und auch er fiel daraufhin erschöpft zu Boden. Draußen wurde es immer lauter und unruhiger, es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis Caleb oder auch Harley hier auftauchen würden und ihren "Kontrollgang" absolvierten. "Wir müssen los" entgegnete ich schon panisch. "Ich mach das schon, geh mit Kjell mit und bring ihn zu seinen Leuten, ich werde dich finden" erwiderte er schwach und stand zittrig auf. "Ich kann dich nicht schon wieder alleine lassen"sprach ich zu ihm und eine Träne verließ mein Auge. "Joyce.. ich schaff das schon, wenn du jetzt nicht verschwindest, dann endest du so wie wir, wenn du Kjell zu seinen Leuten bringst stehst du unter ihren Schutz also los!" ließ er kühl von sich wissen, seine Augen waren voller Schmerz, dass erkannte ich. Ich warf ihm noch schnell frische Kleidung zu, wischte mir die Tränen aus den Augen, setzte mein bestes Pokerface auf und verschwand nach unten zu Kjell. Wenn mir etwas weh tat oder etwas schmerzte, dann, dass ich ihn wieder alleine lassen musste, ich musste ihn immer und immer wieder alleine lassen. Mit diesen Gedanken verschwanden wir aus dem Dropship ohne ihn, wir verließen das Dropship ohne Alex.

3069 - Rückkehr zur Erde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt