In der letzten Stunde hatte ich so viel Spaß gehabt, wie lange nicht mehr. Es tat gut, sie alle mal nicht im schulischen Umfeld zu sehen. Zusammen singen, tanzen... Es war unglaublich lustig, mit meinen Freunden rumzualbern und sich für einen Moment zu fühlen, als wäre man wirklich ein freier Mensch und keine lernende Maschine. Und mit Luna zu tanzen war sowieso das Beste. Wenn man das denn noch tanzen nennen könnte.
Aber den ganzen Abend schon spürte ich Mattheos Blick auf mir. Er hatte mit allen möglichen Mädchen getanzt, aber sein Gesichtsausdruck konnte ich lesen wie ein Buch. Spaß war nicht im Geringsten zu erkennen. Seit einer halben Stunde mittlerweile saß er nur noch rum, die Arme verschränkt, dunkle Miene. „Tanzt du mit mir?", fragte Cormac mich plötzlich. „Nein, danke.", lehnte ich schnell ab. Nachdem Fiasko auf Slughorns Party hielt ich mich von ihm ferner, als ich es sowieso schon getan hatte. Das war wohl das Beste für uns beide...
Während er wieder abzischte und jemand neues fand, wandte ich mich wieder an Luna und Neville. Als ich aber wieder zu Mattheo rüber sah, saß er einsam und verlassen am Tisch. Immer noch diesen grimmigen Gesichtsausdruck auf dem Gesicht sah er Draco und Pansy beim Tanzen zu. „Entschuldigt ihr mich?", fragte ich. Neville und Luna nickten, also entfernte ich mich von ihnen und lief stattdessen zu Mattheo.
Ich kam in dem Moment neben ihm zum Stehen, als er in Richtung Luna und Neville sah. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. „Kommst du mit frische Luft schnappen?", fragte ich ihn. Kurz sah er zu mir hoch. „Gott, bitte. Nichts lieber als das." Lächelnd den Kopf schüttelnd nahm meine Hand von seiner Schulter und drehte mich um. Auf dem Weg aus der großen Halle raus nahm ich zwei Flaschen Butterbier mit.
In den Ecken des Flures standen verteilt mehrere knutschende Pärchen. Heute wollten es die Klischees aber wissen, stellte ich belustigt fest. Nach mir trat auch Mattheo durch die Flügeltür. „Astronomieturm?" Er nickte zustimmend, während er nach meiner Hand griff. Also erklommen wir die Treppenstufen bis ganz nach oben. Da es draußen eigentlich viel zu kalt war sprach ich einen Zauber, damit es oben auf dem Turm wärmer wurde. Wir setzten uns an die Turmkante und sahen in die Weiten der Hogwarts Ländereien. Heute war eine sternklare Nacht, leider aber Neumond.
Stundenlang saßen wir auf dem Turm und redeten. Die Flaschen Butterbier waren schnell leer. „Pansy ist schrecklich nervig.", stöhnte Mattheo genervt. „Sie war in den Ferien die letzten Jahre schon ein paar Mal bei uns zu Besuch. Da hab ich mich schon gefreut, dass ich sie nicht jeden Tag ertragen muss. Genauso wie Crabbe, Goyle und Blaise. Und jetzt ist sie richtig durchgedreht." Ihm entfloh ein Seufzer. „Ich wollte nie mit ihnen befreundet sein. Ich wollte dieses Leben nicht. Diesen Namen. Es ist der blanke Horror." Das glaubte ich ihm wohl. Aber wenn andere Leute dabei waren, schaffte er es verdammt gut, das zu vertuschen. Es war eine gute Idee gewesen, Wahrheitsserum zu benutzen. Ich wollte mir keine Gedanken darum machen müssen, dass er auch nur mir etwas vorspielte.
Irgendwann sah ich auf meine Uhr. Den Zeitpunkt für Richtig erachtend stand ich vom Boden auf. „Ich glaube, ich schulde dir noch einen Tanz.", schmunzelte ich und hielt ihm meine Hand entgegen. Er ließ sich aufhelfen. Als wir wieder die große Halle betraten, waren nur noch eine Handvoll Leute hier. Die meisten Lehrer waren auch schon ins Bett gegangen. In etwas mehr als einer halben Stunde würden sie auch die restlichen Schüler rausschmeißen.
Langsame Musik erfüllte durch den Raum. Die Stimmung war generell eher müde. Kein Wunder, bei der Uhrzeit... Alle meine Freunde waren weg und auch von den Slytherins war keine Spur mehr. Zum Glück, wohlgemerkt. Während die paar letzten Schüler nur noch zu der Musik hin und her torkelten, fing ich an, wie eine Verrückte in die Halle rein zu tanzen. „Was machst du da?"
„Ich versuche, dich zum Lachen zu bringen.", antwortete ich und drehte mich zu ihm um. Belustigt musterte er mich. „Und sieh dich an: Mission erfolgreich.", grinste ich, lief zu ihm zurück, griff nach seine Hand und zog ihn mit.
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GAIA (Mattheo Riddle FF)
FanfictionWenn man Wasserangst hat, springt man nicht gleich in den nächsten See, richtig? Nach einem schrecklichen Vorfall in den vergangenen Sommerferien darf Ravenclaw Gaia endlich zurück nach Hogwarts. Während sie sich kopfüber in den Schulstress schmeiß...