„Wie froh ich doch bin, dass es nur noch zwei Wochen bis zu den Winterferien sind.", seufzte Ron, als wir an diesem Nachmittag die Kerker verließen. „Hach ja. Na ja... So anstrengend ist die Schule nun auch wieder nicht." Entsetzt wurde ich angestarrt. „Wovon zur Hölle redest du?", entfloh es Ron nahezu verängstigt. „Es ist der Horror." Ich zuckte mit meinen Schultern. „Oh man...", lachte Hermine. „Sogar ich freue mich auf die Ferien."
„Das ist wohl der Unterschied zwischen Ravenclaw und Gryffindor.", sagte ich nur.
„Was machst du eigentlich in den Ferien?", fragte Harry mich. „Diese Ferien bleib ich hier." Wir betraten die große Halle. Letztes Jahr hatte ich Mattheo versprochen, dass ich mit ihm hier bleiben würde. Und obwohl ich letztes Jahr daran gezweifelt hatte, so setzte ich diesen Plan tatsächlich in die Tat um. „Du hättest was sagen können, dann hätte ich dich mit zu mir genommen." Dankbar lächelnd sah ich zu Hermine. „Schon gut. In den Ferien ist es immer so angenehm ruhig hier. Ich werde klar kommen." Alleine war ich ja auch nicht. „Okay.", schmunzelte Hermine, bevor sich unsere Wege trennten.
„Hast du schon gehört:", wurde ich sofort angesprochen, als ich mich zu meinen Leuten setzte. „Heute Morgen wurde ein Winterball angekündigt.", verkündete eines der Mädchen mir aufgeregt. „Ein Ball? So einer wie vorletztes Jahr?", fragte ich verwirrt in die Runde. Die Mädels nickten. „Wieso?" Ihre genervten Blicke sagten mir, dass sie mehr Euphorie von mir erwartet hatten. Solche Bälle hatte es doch bisher nur nach den Abschlusszeugnissen gegeben. Oder, wie im Falle vom vorletzten Jahr, zu besonderen Festlichkeiten wie dem Trimagischen Turnier. Wieso also dieses Jahr?
Zuerst dachte ich, das wären falsche Informationen gewesen, aber beim Abendessen wurde es bestätigt: Es sollte einen Weihnachtsball geben. Für die ganze Schule. „Wir gehen da zusammen hin.", stellte Mattheo sofort nach dem Abendessen klar. „Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist.", drückte ich meine Bedenken aus. „Was daran ist keine gute Idee? Du bist meine Freundin und ich will mit dir zu diesem Ball gehen."
„Wir wollen es doch geheim halten, schon vergessen?", erinnerte ich ihn flehend. „Ich würde wirklich gerne mit hin gehen, das weißt du. Aber bitte tu mir den Gefallen und geh mit jemand anderem da hin." Schwer seufzte er. „Na gut, okay.", stimmte er aber ohne irgendwelche Diskussionen zu. Misstrauisch musterte ich ihn. „Na hör mal, die Sache mit der Geheimhaltung kam ja auch von meiner Seite.", erklärte Mattheo sein Entscheidung. „Aber mir gehört der letze Tanz.", grinste er zu mir runter. Belustigt verdrehte ich meine Augen. „Okay.", schmunzelte ich.
Mit einem Blick auf meine Armbanduhr griff ich nach meiner Tasche. „Wo geht's hin?" Kontrollfreak. „Ich bin noch mit Hermine zum Lernen verabredet.", antwortete ich und drückte ihm schnell einen Kuss auf die Wange. „Ich will, dass du mit jemandem auf dem Ball aufkreuzt. Alles andere wäre auffällig." Schließlich hatte er sich einen richtigen Slytherin Ruf angeeignet und eine Horde Verehrerinnen angelächelt. „Ich schaue, wer sich finden lässt.", sagte er noch, bevor ich den leeren Korridor verließ und meinen Weg zur Bücherei suchte.
„Oh, Gaia. Das wird toll.", redete Hermine aufgeregt beim Lernen auf mich ein. Kritisch musterte ich sie. „Ich dachte, sowas wäre nichts für dich." Vor allem, weil es sie nicht vom Lernen abgelenkt hätte. Hermine versuchte sich zusammenzureißen. „Na ja..." Sie überlegte. „Der Ball letztes Jahr war nicht so. Aber dieses Jahr hat Ron mich gefragt." Augenblicklich bildete sich ein wissendes Grinsen auf meinen Lippen. „Wir gehen dieses Mal zusammen hin. Und dann werden wir tanzen und-"
„Du bist verliebt.", flöhtet ich begeistert. „Süüüüüß." Hermine schlug mir gegen den Arm. „Sch.", zischte sie und sah sich nervös um. Aber niemand hatte uns gehört, weil niemand hier war. „Ich wusste, dass du ihn magst." Ich wusste es einfach. Ich grinste sie an. „Hör auf zu grinsen.", seufzte sie, doch konnte es sich selber nicht verkneifen, so glücklich war sie. „Das ist toll.", lächelte ich. „Hör doch auf.", versuchte sie es nochmal. „Netter Versuch."
Interessanterweise wurde ich, bis zum vorletzten Tag, jeden Tag zu diesem Ball eingeladen. Verwirrt sah ich dem Jungen hinterher, der gerade nach meiner Absage beleidigt wieder abgezischt war. „Der wievielte war das?", fragte Luna mich, die hinter einem Regal hervorgekommen war. „Der..." Ich musste tatsächlich überlegen. „Der Zehnte?" Sie lächelte. „Anscheinend bist du doch belieber, als du dachtest."
Mit ihrer gewohnt verträumten, dünnen Stimme fragte sie: „Weiß dein Freund denn, dass du mit Neville auf den Ball gehst?" Mit einem vielsagenden Blick auf dem Gesicht drehte ich mich zu ihr um. „Natürlich weiß er es.", antwortete ich. „Und er geht mit Pansy hin, schon gehört?"
„Warum geht ihr nicht einfach zusammen hin?" Ich seufzte schwer. „Er wollte unsere Beziehung geheim halten wegen seines Vaters. Wenn es hier in der Schule bekannt wird, wissen es auch irgendwann gewisse andere Leute." Luna nickte verstehend. „Das tut mir leid für euch.", seufzte sie. „Was sollen wir tun..."
„Sag mal,", fing ich an, „hat dich niemand gefragt?" Sie schüttelte ihren Kopf. „Wärst du denn gerne mit jemandem hingegangen?", stellte ich eine andere Frage. „Es gibt nur eine Person, mit der ich gerne auf den Ball gehen würde. Aber er hat eine Andere gefragt." Es machte mich traurig. Denn ich wusste genau, von wem sie redete. „Wieso hast du Neville eigentlich zugesagt?", wollte Luna ablenkend wissen. „Er ist nett. Er ist ein ziemlich guter Tänzer. Die beste Begleitung für einen Ballabend, die man sich wünschen könnte.", antwortete ich, ehe ich sie grinsend ansah. „Findest du nicht auch?" Sie überlegte nicht lange. „Das stimmt.", bestätigte sie schmunzelnd. Wusste ich es doch. Dieser Ball gefiel mir langsam.
Ich hatte einen Hintergrundgedanken gehabt, als ich Nevilles Einladung angenommen hatte. Natürlich wusste ich, dass Luna ihn mochte. Und ich wusste auch, dass Neville zu viel Angst hatte, Luna anzusprechen. Aber mittlerweile wusste er, dass er vor mir keine Angst haben musste. Deswegen hatte er mich eingeladen. Und ich hatte die Chance ergriffen. Am Ende des Abends wollte ich die beiden verkuppelt haben.
„Mit wem wirst du zum Ball gehen?", fragte man mich. „Sie geht bestimmt nicht hin, weil sie niemand gefragt hat.", grinste Pansy schadenfroh. Sie dachte, sie hätte gewonnen, weil sie mit Mattheo hinging. „Ich gehe mit Neville.", antwortete ich dem Mädchen, dass mich gefragt hatte, ohne auf Pansy einzugehen. Die Slytherins lachten missbilligend. „Neville Longbottom?", grinste Pansy gemein. „Oh, Nathan. So niveaulos..."
Mattheo lachte nicht. Wenn die Slytherins nur wüssten... Pansy war immer schon hochmütig gewesen, aber seit er zu ihrer Balleinladung eingewilligt hatte —eher unfreiwillig, wohlgemerkt— ist es noch schlimmer geworden. Jetzt nervte sie ihn richtig. Er verschränkte seine Arme vor der Brust. Und sie war so schrecklich aufdringlich. Nie in den letzten Jahren hatte er Pansy eine Sekunde seiner Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt ging er mit ihr zu dem Ball, weil er die Beziehung zu seiner eigentlichen Freundin vor seinem psychopathischen Vater geheimhalten wollte. Musste, korrigierte er sich.
Denn dann sah er einen Meter weiter nach links. Gaia hatte sich unbeeindruckt von den lachenden Slytherins abgewandt. Sie sah zu Hermine, die, genau wie sie, die Augen verdrehte. Kopfschüttelnd schrieben die Mädchen weiter an ihren Aufsätzen. Als Gaia kurz aufsah, weil sie nachdenken musste, bemerkte sie seinen Blick. Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, was augenblicklich die Anspannung in seinem Körper löste. Mattheo hatte nichtmal gewusst, dass Eine existiert hatte. Schien ihn mitzunehmen, die Ball Sache. Er zwang sich, wegzusehen. Wenn er sie weiter anstarren sollte, sprach ihn noch jemand darauf an.

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GAIA (Mattheo Riddle FF)
FanficWenn man Wasserangst hat, springt man nicht gleich in den nächsten See, richtig? Nach einem schrecklichen Vorfall in den vergangenen Sommerferien darf Ravenclaw Gaia endlich zurück nach Hogwarts. Während sie sich kopfüber in den Schulstress schmeiß...