Luna und ich verließen wie alle Anderen den Tisch und wollten uns auf den Weg zu unseren Schlafsälen machen, als ich aufgehalten wurde. „Würdest du sie kurz entschuldigen?", fragte Mattheo Luna, die nickend zustimmte. „Natürlich." Ich drehte mich nochmal zu ihr um. „Warte nicht auf mich. Wir sehen uns morgen."
„Gute Nacht.", lächelte sie noch, ehe sie davon hüpfte. „Sie ist wirklich schräg." Ich sah ihn an. „Aber toll.", brachte ich den positiven Aspekt ein. Vielleicht konnte ich ihm ja noch eine Sympathie für sie unterschmuggelnd.
Ich lief ihm hinterher. Ich wusste absolut nicht, wohin wir überhaupt unterwegs waren. „Wo gehen wir eigentlich hin?", fragte ich ihn deshalb verwirrt. „Wir hatten doch einen Deal.", erinnerte er mich. Kurz musste ich nachdenken. Von welchem Deal redete- „Ohh. Natürlich. Der Deal.", fiel es mir wieder ein. „Aber sag mal, findest du nicht, wir sollten das lieber auf morgen verschieben?"
„Wieso?", fragte er mich und blieb stehen. „Es ist doch viel zu spät. Vielleicht schläft er schon." Er lachte auf. „Er ist doch selber gerade erst aus der Halle raus. Er wird schon noch wach sein.", versicherte er mir überzeugt. Ja, das war mir bewusst. Eigentlich suchte ich auch nur nach einer Ausrede, wieso wir das lieber doch nicht tun sollten. Wir konnten Professor Snape nicht jedes Jahr um einen Gefallen bitten. Irgendwann wurde es wirklich zu viel des Guten.
Mattheo klopfte an die Tür, vor welcher er zum Stehen gekommen war. Zu meinem Missfallen öffnete sich die Tür. „Siehst du? Ich sag doch, er ist noch wach." Ich verdrehte meine Augen. „Mister Riddle? Miss Nathan?" Der Professor sah zwischen uns beiden umher. „Was machen Sie beide wieder hier?", fragte er mit einem genervten Unterton in der Stimme. Ich senkte automatisch meinen Blick. „Hast du einen Tropfen Veritaserum für mich übrig?"
„Das ist es, was du hier willst? Veritaserum?" Mattheo nickte. Verwirrt sah ich auf. Seit wann duzten sich die beiden? „Kommt rein.", sagte der Professor zu meiner Verwunderung trotzdem zu. Wir traten ein. „Wieso Veritaserum?", wollte Snape wissen. „Andernfalls glaubt sie mir ja nicht.", antwortete der Angesprochene und deutete auf mich. Ich wollte meinen Mund öffnen, doch bevor ich etwas sagen konnte, unterbrach Professor Snape mich schon. „Kein Wunder.", antwortete er. Mattheo ließ sich vielsagend auf den Stuhl vor dem Bürotisch nieder, während Snape zu einem seiner Regale ging, um ein kleines Fläschchen hervorzuholen. „Ich würde es ihr nicht verübeln.", sagte Snape. „Das tue ich nicht." Mattheo sah zu mir. „Sie ist schlau genug, mir nicht alles zu glauben.", grinste er. Überfordert beobachtete ich das Szenario.
Snape tröpfelte Mattheo das Serum in den Mund. „Frag ihn, was du fragen willst.", forderte der Professor mich auf und trat einen Schritt zurück. Ich blinzelte einmal. „Oh ja, äh... Natürlich." Ich trat einen Schritt näher an Mattheo ran und räusperte mich. Kurz sah ich wieder zu Snape und fragte dann: „Können wir Professor Snape vertrauen?" Mit schief gelegtem Kopf musterte der Lehrer mich eindringlich. „Ich würde ihm mein Leben anvertrauen.", antwortete er. „Er ist in diesem Schloss sicherlich die Person, die ich für am vertrauensvollsten erachtet. Und das mag was heißen."
„Hast du mir in den Ferien die Wahrheit gesagt?", fragte ich ihn also endlich die wichtigen Frage. Gespannt wartete ich auf seine Antwort. „Ja."
„Das heißt, du hast mir die Freundschaft nicht vorgespielt?" Er schüttelte seinen Kopf. „Sag es."
„Die Freundschaft ist echt. Du bist meine beste Freundin. Meine Einzige, um die ganze Wahrheit zu sagen." Ich nickte zufrieden. „Hast du jemandem von deinem Besuch oder dem Gespräch in den Ferien erzählt?"
„Nein.", antwortete er. „Planst du, mich zu verraten?" Aufrichtig sah er zu mir hoch. „Ich würde dich nie verraten." Erleichtert atmete ich auf. „Ist gut, mehr will ich nicht wissen.", gab ich mich zufrieden.
Stattdessen wandte ich mich wieder an Professor Snape. „Entschuldigen Sie die Störung und danke, für Ihre Hilfe. Ich fürchte, ich hatte mich auch noch nicht angemessen für Ihre Hilfe letzten Jahres bedankt. Also-"
„Schon in Ordnung, Miss Nathan. Und jetzt gehen Sie ins Bett. Die Ausgehzeiten sind bald vorbei.", wies er mich an. „Das werde ich tun.", antwortete ich höflich. „Sie auch, Mister Riddle."
„Eigentlich ist mir noch nicht danach.", widersetzte er sich. Geschockt starrte ich zu ihm hinab, wie er sich etwas tiefer sacken ließ. Ich schüttelte meinen Kopf. Was da wohl aus ihm sprach? Der Trank hatte sicherlich einen Einfluss darauf. Doch sicher konnte man sich bei Mattheo eh nicht sein. „Ihre Meinung dazu interessiert mich nicht. Stehen Sie auf und verlassen Sie mein Büro." Seufzend stand er also wieder auf. „Wie du willst, Severus." Ich war in der Zwischenzeit schon längst aus dem Büro verschwunden.
Snape hielt den Jungen am Ärmel fest, der nach Gaia den Raum verlassen wollte. „Deine beste Freundin? Sicher, dass du nicht mehr für sie empfindest?", nutzte der Lehrer seine Chance, in der Mattheo verwundbar war. „Ich denke, ich liebe sie." Langsam nickte Snape. „Dann muss ich ja kein schlechtes Gewissen haben, dass dein Vater nichts davon erfahren wird." Er ließ den Ärmel seines Neffen wieder los. „Geh jetzt."
„Gute Nacht, Severus.", verabschiedete Mattheo sich ein bisschen benommen. Snape schmiss ihn raus und schloss die Tür vor seiner Nase. Sich schüttelnd machte sich der Professor auf und Mattheo auf der anderen Seite der Tür wollte Gaia hinterher laufen. Doch rechtzeitig entschied er sich gegen diesen Plan. Das Wahrheitsserum hatte seine Wirkung noch nicht ganz verloren. Sonst würde er ihr noch aus Versehen seine Gefühle gestehen, über die er sich selbst noch nicht ganz sicher war. Sie verwirrten ihn eher. Er kannte dieses Gefühl von Liebe nicht wirklich. Dafür hatte ihn Narzissa nicht gut genug behandelt, glaubte er jedenfalls. Er trottete die Treppen herunter in die Kerker und befand sich Minuten später, wie viele andere Schüler in diesem Schloss, auf dem Weg ins Bett.
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GAIA (Mattheo Riddle FF)
FanficWenn man Wasserangst hat, springt man nicht gleich in den nächsten See, richtig? Nach einem schrecklichen Vorfall in den vergangenen Sommerferien darf Ravenclaw Gaia endlich zurück nach Hogwarts. Während sie sich kopfüber in den Schulstress schmeiß...