Versetzung auf eigene Gefahr

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„Wow.", entfloh es Luna. In meinem Kleid drehte ich mich einmal. „Du siehst wunderschön aus."

„Danke.", schmunzelte ich. Ich drehte mich zu ihr um, während ich meine Kette umlegte. „Aber hör mal, du siehst auch unglaublich gut aus.", grinste ich. „Fast wie ein Traum. Nur, dass du völlig real bist." Dankbar lächelte sie mich an. „Bist du soweit?", fragte sie mich daraufhin. Ich nickte. Wir verließen den leeren Schlafsaal. Die anderen Mädels aus unserem Zimmer waren schon vor ein paar Minuten gegangen. Doch im Gemeinschaftsraum unten hielten sie die meisten unserer Mitschüler noch auf. Wir waren auch noch nicht spät dran.

Auf dem Weg zur großen Halle trafen wir auf Harry und Ginny. „Ihr beide seht toll aus.", begrüßte Ginny uns. Harry wank einmal. „Das Kompliment können wir nur zurückgeben.", erwiderte ich grinsend. „Wo sind Hermine und Ron?", fragte ich verwirrt, nachdem ich mich kurz umgesehen hatte. „Sie sind schon vorgegangen." Verstehend nickte ich. Ginny und Harry machten sich wieder aus dem Staub und ließen uns zurück.

Da entdeckte ich Neville. Er stand am Treppenabsatz und sah nervös zu uns auf. Luna seufzte schwer. Ich blieb stehen und sah zu ihr. „Was ist los?", fragte ich sie. „Er ist mit dir hier."

„Okay.", sagte ich und machte einen Schritt auf sie zu. „Siehst du, wie nervös er aussieht?", fragte ich sie. Luna sah zu ihm herunter. „So sieht er nicht wegen mir aus.", erklärte ich ihr. Auch ich sah zu Neville, dessen Blick definitiv an Luna hängen geblieben war. „Er mag dich, okay? Das tut er wirklich.", wandte ich mich lächelnd wieder an Luna. „Er wollte mit dir hingehen und ist aus Panik stattdessen zu mir gekommen. Ich hätte ihm nie zusagen dürfen. Das war gemein dir gegenüber. Ich weiß doch, wie sehr du ihn magst. Ich hätte ihm Mut zureden sollen, dich zu fragen. Das hätte eine gute Freundin getan. Es tut mir leid.", entschuldigte ich mich reuevoll bei ihr.

Luna aber lächelte mich aufrichtig an. „Ist schon in Ordnung, Gaia. Ich weiß, dass du es nicht böse meinst. Ich weiß ja, mit wem du gerne hingegangen wärst." Ich seufzte schwer. „Tja, so ist das Leben. Es ist nur ein blöder Schulball. Nur Teenager machen so ein Drama darum." Ich sah wieder zu Neville, der langsam wirklich nervös wurde, weil wir immer noch oben standen. Abwartend sah er zwischen mir und Luna hin und her. Ich schenkte ihr ein breites Lächeln. „Na los, geh schon.", scheuchte ich sie los. Ich sah ihr dabei zu, wie sie die Treppen herunter hüpfte. Als sie vor Neville zum Stehen kam, löste sich seine Nervosität in Luft auf. Dankbar lächelnd sah er zu mir hoch. Ich nickte ihm zu. Er wandte seinen Blick von mir ab und reichte Luna seinen Arm, in dem sie sich einhakte und gemeinsam traten die beiden durch die Flügeltür in die große Halle. Ziel erreicht, würde ich mal behaupten. Hatte ich gut hinbekommen. Mehr oder Weniger, zumindest... Schwer seufzend lief auch ich los. Und was machte ich jetzt? Alleine? Ohne Begleitung?

Während ich die Treppenstufen hinunter lief, sah ich mich wieder um. Ich blieb kurz stehen. Ein paar Meter von der Tür entfernt stand eine kleine Truppe Slytherins. Sie unterhielten sich angeregt. Alle, außer Mattheo. Während Pansy an ihm klebte wie eine Klette, stand er da, an die Wand gelehnt, die Hände in den Hosentaschen und sah zu mir hoch. Es war wie in einem der Liebesgeschichten, die ich so gerne las.

Belustigt von diesem Gedanken kam ich endlich am Treppenabsatz an. Goyle hatte mich bemerkt und machte die Truppe auf mich aufmerksam. Schnell schüttelte Mattheo sich einmal, ehe er wieder zu mir sah, dieses Mal weniger liebevoll. Pansy stellte sich mir in den Weg, während sich neben ihr eine ganze Wand aufbaute. „Netter Einschüchterungsversuch.", sagte ich beeindruckt. „Sogar Longbottom hat dich abblitzen lassen.", grinste Pansy gemein. „Darüber würde ich an deiner Stelle mal ganz gründlich nachdenken, Schlammblut." Ich trat an sie heran und strich tragisch seufzend die Falten ihres Kleides auf den Schultern glatt. „Wenn du dich weiter so aufplusterst vor Hochmut, Pansy, explodierst du irgendwann noch." Mit einem aufgesetzten Lächeln machte ich ein paar Schritte rückwärts. „Genießt den Abend." Ich hinterließ eine geschockte Pansy, mehrere entsetzte Slytherins und meinen grinsenden Freund.


„Seht mal, die Freaks.", grinste Pansy. Mattheo und die anderen Jungs folgten Pansys Blick zur Tanzfläche. Luna beim Tanzen zuzusehen war amüsant. Luna Lovegood tanzte, wie Luna Lovegood nunmal tanzte. Aber Gaia hatte sich zu ihr gestellt, ihre Bewegungen abgeguckt und nachgemacht. Die Mädchen lachten, während sie im Kreis umeinander herum tanzten. Sie beiden sahen aus, als hätten sie Spaß. Anders als er. Sich zu Tode zu langweilen war die Redewendung, die am Besten zutraf. Und es waren gerade erst eineinhalb Stunden vergangen. Viel lieber wäre er bei ihnen. Bei Gaia. Sogar Luna, Neville, Hermine, Ron und Harry schienen bessere Gesellschaft abzugeben als seine Aktuelle.

Blaise tanzte slowdance mit einem Mädchen aus dem Abschlussjahrgang. Es war gruselig, den beiden zuzusehen, stellte Mattheo fest. Er selbst hatte aus reiner Höflichkeit mit Halb Slytherin getanzt. Doch das war ihm nach einer vollen Stunde lästig geworden. Seit dem saß er am Rand mit Draco, Crabbe und Goyle und Pansy und beobachtete Gaia, die gerade Cormac McLaggens Tanzaufforderung ablehnte und stattdessen weiter mit Luna und Neville rumalberte. Mattheo hatte das starke Verlangen, aufzustehen zu wollen, und sie einfach zum Tanz aufzufordern. Lächerlich war es, dass er sich von seinem Vater vorschreiben ließ, mit wem er glücklich sein durfte und mit wem nicht. Aber wer wusste, was er mit ihr anstellen würde, wenn er herausfinden würde, dass sie ein Muggel war...

Glücklicherweise lenkte Pansy ihn von dieser Frage ab. „Forderst du mich noch zum Tanz auf?", fragte sie ihn unterdrückt genervt. „Nein.", antwortete er emotionslos. Entnervt stand sie auf und wandte sich an Draco. Gegen seinen Willen zog sie ihn statt Mattheo von seinem Stuhl hoch und zerrte ihn auf die Tanzfläche. Draco hatte bis zu dem Zeitpunkt nur stillschweigend dabeigesessen, die Gedanken ganz woanders. Mattheo sah ihm hinterher. Die Ablenkung würde ihm gut tun. Vielleicht dachte er dann mal nicht an seinen Auftrag...

Als die beiden weg waren, standen auch Crabbe und Goyle auf, um sich eine neue Runde Butterbier zu genehmigen. Mattheo sah wieder auf den Fleck, an dem Gaia mit ihren Freunden getanzt hatte, doch sie war verschwunden. 

GAIA  (Mattheo Riddle FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt