XXI

211 18 2
                                    

Ich wusste genau was passiert war und wusste genau was sie gemacht hatte. Aber ich wollte ihr erstmal zeigen wie viel sie mir bedeutete bevor ich etwas Tat. War das falsch? Sollte ich sofort handeln? Um ehrlich zu sein, für mich war es nicht falsch.

"Komm", sagte ich nach einer Weile als wir uns voneinander lösten. Ich setzte sie auf den geschlossenen Toilettendeckel und betrachte die Schnitte. "Magst du mir erzählen warum?" Sie schüttelte den Kopf. Die Tränen waren langsam getrocknet. Doch ihre Arme wollte nicht aufhören zu bluten. Ich kramte so schnell es geht eine Wundkompresse aus dem Schrank und drückte sie auf die Wunden um die Blutung zu stoppen. Irgendwie fühlten sich meine Bewegungen leicht an, wie in einem Traum. "Drück das hier drauf", sagte ich ihr und sie drückte die Wundkompresse auf den einen Arm. Ich kramte noch eine heraus und drückte sie auf den anderen Arm. Währenddessen war die andere schon komplett rot.

"Emmy wir müssen damit ins Krankenhaus" Sie riss die Augen auf und schüttelte den Kopf. "Doch. Sieh doch. Das hört nicht auf zu bluten" Ich sah ihr in die Augen doch sie blieb stur. "Emmy. Bitte." Sie schüttelte noch einmal schwach den Kopf. Ich sah wie sie blasser wurde. "Scheisse", flüsterte ich. "Fuck" Ich kramte nach einer anderen Wundkompresse. "Shit" Es war nur noch eine da. "Emmy wir müssen ins Krankenhaus" sie schüttelte noch nicht mal den Kopf. Ich suchte mein Handy raus und tippte die Nummer des Krankenhauses ein. So schnell es ging verklickerte ich Ihnen so schnell wie möglich einen Notarzt vorbei zu schicken.

"Emmy, schau mich an", sagte ich und hielt sie fest. "Emmy" Meine Stimme war schwach und die Tränen verwischten meinen Blick. Sie blickte hoch zu mir, die Bewegung schwach und gequält. Ich drückte immer noch verzweifelt die letzten Wundkompressen auf ihre Arme. Meine Hände, meine Klamotten, ihre Klamotten. Alles war blutdurchtränkt. "Wehe", flüsterte ich und drückte meine Lippen auf ihre. "Wehe" Ich hörte ein Klingeln an der Tür. Ich würde Emmy nicht alleine lassen. Noch ein Klingeln. Und noch eins. Dann hörte ich wie sich jemand an der Tür zu schaffen machte. Es dauerte nicht lange bis die Tür aufgebrochen war. "Hier oben", rief ich und ein paar Momente später stand ein Notarzt und ein Team Sanitäter in der Tür.

Sie zogen mich von Emmy Weg obwohl ich mich wehrte.

"Mister Styles, wissen Sie was passiert ist?", hörte ich eine Stimme aus der Tür. "Kann ich Sie ein paar Fragen Fragen?" Ich nickte leicht. "Wie heißt sie?" Er nickte zu Emmy die von Sanitätern behandelt wurde. Sie bekam zwei feste Verbände um ihre Arme und wurde nach unten getragen.

"Emmy" ich korrigierte mich. "Emily Brooke. Aber kann -"

"In welcher Beziehung stehen Sie zu ihr?", unterbrach er mich und krizelte etwas auf einen Block.

"Ich bin ihr Freund. Kann ich zu ihr?"

Der Mann schüttelte den Kopf und setzte eine bedauernde Miene auf. Sie war so unecht, dass es so wirkte als ob er sich über mich lustig machte. "Nur Familie. Gibt es jemanden den wir anrufen können?"

"Ihren Bruder. Er wohnt in Deutschland."

"Über 18" Ich nickte.

"Kann ich ihn anrufen?" Der Mann nickte. Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und Rad Michael an. Ich erzählte ihm was passiert war. Alles war wie durch einen Nebel. Es fühlte sich alles so unecht an. Ich versprach Michael ihn auf dem laufenden zu halten und legte wieder auf.

"Wird sie es schaffen?", fragte ich.

"Das kann ich Ihnen nicht sagen, wir tun unser bestes, doch sie hat schon viel Blut verloren. Haben sie Ihren Pass hier?" Ich nickte und suchte nach Emmy's Tasche, kramte ihr Portmonee raus und zeigte dem Doktor den Pass.

"Wissen Sie ihre Blutgruppe? Oder wissen Sie von irgendwelche Allergien?" Ich schüttelte betroffen den Kopf.

"Kann ich mir ins Krankenhaus kommen?", fragte ich.

"Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass Sie Ihre Freundin heute noch sehen können. Aber Sie können sich gerne dort aufhalten" Ich nickte ihm dankbar zu.

"Ich geh mich dann mal umziehen.", nuschelte ich und sah wie der Doktor in ein Auto Einstieg und verschwand. Zum ersten Mal blickte ich mich um. Eine offene Packung Rasierklingen lag auf dem Boden, umgeben von Blut. Die gebrauchten Wundkompressen lagen auch herum. Wie in Trance räumte ich alles auf. Schmiss alle Klingen Weg. Das Blut würde ich später wegwischen. Erstmal zog ich mich um. Beim hinausgehen sah ich eine offene Packung Tabletten in der Ecke liegen. Die Hälfte fehlte. Die andere lag verstreut auf dem Boden. Hatte sie wirklich versucht sich umzubringen? War das meine Schuld? Hätte ich mich mehr um sie kümmern sollen?

Ich versuchte die Gedanken zu verbannen und zog mir schnell saubere Klamotten an. Auf der Fahrt zum Krankenhaus war mein Gehirn wie leergefegt und einmal hätte ich fast einen Unfall gebaut. Mehr als einmal.

Es dauerte ein bisschen bis ich einen Parkplatz fand und so schnell es ging suchte ich den Eingang.

Eine etwas ältere Frau stand am Tresen und ich rannte so schnell es ging zu ihr. Mir war es total egal, dass alle Leute in dem großen, kalten Warteraum mich anstarrten. Ich nannte ihr Emmy's Namen und sie tippte an einem Computer herum.

"Wir können Sie leider noch nicht zu ihr reinlassen. Ich habe auch Leider keine Information über ihren Zustand. Nehmen Sie doch hier Platz und ich sage Ihnen Bescheid wenn ich etwas weiß.

Widerwillig setzte ich mich. Ich wollte keinen Aufstand machen, obwohl ich eigentlich sofort wissen wollte was mit Emmy los ist.

Als ich auf dem unbequemen Plastikstuhl platz nahm, wurde mir zum ersten Mal bewusst was das alles hier bedeuten könnte. Das könnte das Ende sein. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken was wäre wenn - Der Gedanke war zu Schmerzhaft um ihn zu Ende zu deknen. Die Zeit zog sich hin wie Kaugummi und es fühlte sich an als ob ich schon Stunden hier saß, obwohl es vielleicht erst ein paar Minuten - höchstens eine halbe Stunde - waren.

Mein Handy klingelte, es war Michael.

"Hi", sagte ich.

"Hey, weißt du schon was?"

"Nein", sagte ich erschöpft, "Sie wollen mich auch nicht reinlassen"

"Verdammte scheiße", sagte er und ich stimmte ihm innerlich zu. Es stimmte, das war alles eine riesengroße verdammte Scheiße. Wir redeten noch ein bisschen.

"Es tut mir Leid, dass ich nicht vernünftig auf sie aufpassen konnte"

"Da hätte keiner von uns etwas gegen tun können, Harry" Das konnte ich ihm nicht glauben. Es war meine Schuld, zumindest ein bisschen. Nach einer Weile legten wir auf.

Fünf Minuten später klingelte mein Handy nochmal. Es war Niall.

"Hey, wo bleibst du?", fragte er. Scheiße, dachte ich, das Meeting.

"Im Krankenhaus..."

"Warum bist du im Krankenhaus?", fragte er entsetzt.

"Wegen Emmy..."

"Warum ist Emmy im Krankenhaus?" Ich hörte die Sorge aus seiner Stimme und bereute es ihm gesagt zu haben.

"Lange Geschichte" Ich wog ab ob ich ihm erzählen sollte was passiert war oder nicht. Wie viel wusste er von Emmy? Wie viel wusste er über ihre Vergangenheit? Über ihre Angewohnheiten?

"Erzähl!"

"Sie- Wie erzähl ich das jetzt am besten", gluckste ich herum, "Sie hat versucht- Sie hat einpaar Tabletten geschluckt und - naja - hat etwas - " Ich stoppte. 

"Soll ich kommen?"

"Wenn du möchtest" Es wäre schön nicht alleine zu sein, widerrum wollte ich die Jungs nicht von dem Meeting abhalten.

"Ich bin in zehn Minuten da" Damit legte er auf. Ich zitterte am ganzen Körper und versuchte nicht darüber nachzudenkne, was passieren könnte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis Niall erschien. Er hatte einen panischen Gesichtsausdruck.

"Weißt du schon was?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf.

Nach einer Weile rief die Frau an dem Thresen meinen Namen und ich stand auf und ging zu ihr rüber.

"Wir haben neue Nachrichten für Sie, Mr Styles"

Where do broken hearts go || h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt