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Niemand hatte Liz je erzählt, wie schwer es war, einen Besen zu fliegen, wenn das Ding einen als Squib erkannte und keinen Respekt mehr hatte. Sie hasste es schon unter normalen Bedingungen in der Wolkengrenze zu fliegen, aber mit einem bockigen Besen war es nur noch schlimmer.

Es war fast eine Woche vergangen, seit Hogwarts geschlossen worden war und Liz war hungrig und müde und verzweifelt.
Eine Weile war sie durch englische Kleinstädte geschlichen und hatte versucht zu stehlen, was sie kriegen konnte. Aber ohne Magie und ohne Geld der Muggel war sie schnell an ihre Grenzen geraten. Seit zwei Tagen war es nur noch schwerer geworden, unentdeckt zu bleiben, da der Schulbesen heftig rebellierte. Sie hatte die seltsamsten Zuckungen vortäuschen müssen, um die Muggel davon zu überzeugen, dass sie nur verrückt war und der Besen nicht wirklich fliegen konnte.

Nur eine Sache hatte dieser Zustand erleichtert. Liz hatte sich entschlossen alle Vorsicht über Bord zu werfen. Sie konnte so nicht weiter machen. Sie würde einen letzten Versuch unternehmen, das Ruder herum zu reißen.

Kalter Nebel, der sich feucht auf ihre Haut legte umgab sie und ließ ihre Hände langsam taub werden. Aber sie traute sich auch nicht, die Hände von dem weichen Holz zu nehmen. Noch immer ruckte und zuckte der Besen hin und her. Doch tiefer fliegen war keine Alternative. Dafür war sie Malfoy Manor schon zu nahe.

Aus dem feuchten Nebel der Wolken war ein anhaltender Nieselregen geworden und Liz konnte das Zittern nicht länger unterdrücken. Die Kälte hatte etwas seltsam Beruhigendes. Ein sonniger, fröhlicher Tag hätte sich einfach falsch für das angefühlt, was Liz vor hatte.

Immer wieder ließ Liz sich ein paar Meter sinken um durch die löchrigen Enden der Wolken hinab spähen zu können. Malfoy Manor baute sich vor ihr auf wie ein Schloss. Die Türme reichten hoch genug, um in dichter werdenden Regen ungesehen zu landen.

So einfach war es natürlich nicht in Malfoy Manor einzudringen. Aber zum ersten Mal hatte es auch etwas gutes, dass sie nicht Zaubern konnte. Der Schutzzauber erkannte sie nicht als Bedrohung.

Ein Moment der Melancholie ergriff Liz. Sie hatte als Kind so viele Stunden hier verbracht. In den Hallen und Fluren. In den Gärten und auf den Wiesen. Und heute würde ihr letzter Tag sein. Ob sie es schafften oder nicht. So schnell wie der Schmerz in ihrer Brust gekommen war, so schnell verschwand er wieder. Dracos Feigheit und Schwäche waren der Grund für ihre Situation und das würde sie ihn spüren lassen.

Im Sinkflug, dicht an der Wand entlang, näherte Liz sich Dracos Zimmerfenster. Einem der Fenster genauer gesagt. Selbst durch die nur halb geschlossenen Vorhänge konnte Liz Dracos Gestalt im Licht seines Kamins sehen. Er ging auf und ab mit einem Glas in der Hand. Umso besser. Wenn er getrunken hatte, würde er sich leichter überrumpeln lassen.

Noch einen tiefen Atemzug, dann war es soweit. Liz navigierte ihren widerspenstigen Besen direkt ans Fenster und klopfte so fest dagegen, wie sie konnte. Der Regen peitschte mittlerweile erbarmungslos und hatte Liz bis auf die Haut durchnässt.

Draco erschreckte so sehr, dass die Flüssigkeit in seinem Glas heraus schwappte. Er hustete noch immer, als der das Fenster öffnete.
"Liz", keuchte er, "was machst du - du darfst nicht hier sein!"

Aber Liz drängte sich schon aufs Fensterbrett. "Lässt du mich jetzt rein oder was?" Sie schob sich an ihm vorbei ohne eine Antwort abzuwarten. "Ich bin auch eigentlich nur auf Durchreise", brummte Liz und versuchte ihre Wut nicht durchscheinen zu lassen. Stattdessen schüttelte sie ihre nassen Haare wie Hund und brachte den angetrunkenen Malfoy nur weiter aus dem Konzept. "Ich hoffe, du hast alles was du brauchst. Denn du wirst mich begleiten." Und dann setzte Liz ihren Plan in die Tat um.

Darkest Desire (Mattheo Riddle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt