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Noch immer standen die drei um das Gefäß herum, als Liz ein stechender Schmerz durch die Rippen fuhr. Der Krug glitt ihr durch die Hände und fiel scheppernd zu Boden - ohne einen Kratzer rollte er durch Dracos Beine hindurch. Während Liz stöhnend auf die Knie sackte.

"Liz!", riefen die beiden Jungen gleichzeitig und packten sie je an einem Arm.

"Es geht schon", keuchte sie nicht sehr überzeugend.

"Wie weit ist es?", fragte Mattheo und ohne ihre Antwort abzuwarten löste er ihre Hand von ihren Rippen und schob das Hemd hoch.

Liz musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass es schlimm war. Beide Jungen zogen scharf die Luft ein, als sie das schwarze, pulsierende Fleisch sahen. Der Dschinn war hier und er war hungrig.

"Los", fuhr Mattheo Draco an und deutete auf den Tonkrug. "Du nimmst das, ich nehme Liz." Und mit einem Ruck hatte er Liz hoch gehoben. "Wo ist Veri?"

Liz flüsterte Lunas Adresse und hoffte inständig, dass ihre Freundin sich um den Vogel gekümmert hatte. Denn die Zeit war um.

*

Sie hatten sich zu dritt in den Kamin gequetscht und Mattheo hatte Lunas Adresse laut und deutlich wiederholt. Es unbequem zu nennen, wäre eine dreiste Untertreibung gewesen, aber sie hatten nicht die Zeit, einer nach dem anderen mit dem Flohpulver zu reisen.

Liz war nie bei Luna zuhause gewesen, aber das Haus sah genau so aus, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es herrschte eine aktive Unordnung und alles war bunt. Ein großer Mann mit fast weißem Haar gab einen erschrockenen Laut von sich, als die Gruppe aus seinem niedrigen Kamin gekrochen kam.

"Wer?!", rief er aufgeregt, als Luna die Treppe runter gestolpert kam.

"Liz?" Sie warf ihre blonde Mähne nach hinten, um besser sehen zu können. "Und Mattheo. Und Draco", fügte sie mit einiger Verwirrung hinzu. "Wir haben dich bei der Evakuierung gesucht", begann sie, wurde aber sofort von Mattheo unterbrochen.

"Der Augurey, Veri, ist sie hier?"

Luna warf einen Blick in ihr Zimmer. "Ja aber", wieder kam sie nicht dazu, den Satz zu beenden, denn Mattheo war schon mit Liz, noch immer auf dem Arm, an ihr vorbei die Treppe hinauf.

Der Augurey sah schrecklicher aus als sonst und kratze sich mit seinem Schnabel an einer eh schon kahlen Stelle. Als sie die Eindringlinge entdeckte jaulte und krächzte sie wütend, bis sie endlich Liz erkannte.

Vorsichtig half Mattheo Liz sich hinzustellen und schon kam der Vogel trällernd angeflogen. Liz hatte keine Zeit, sich etwas um den Arm zu wickeln, aber was machten ein paar Schnittwunden noch aus, wenn es um Leben und Tod ging. Der pochende Schmerz breitete sich mittlerweile durch jeden Knochen aus. Es war das widerlichste, was Liz je gespürt hatte. Als würde das ganze Skelett unter ihrer Haut vibrieren und versuchen, ihren Körper auseinander zu reißen. Veri bemühte sich sichtlich, nicht zu fest zu zugreifen, aber der dünne Stoff gab doch sofort nach.

Draco kam den beiden mit Luna zusammen nach.

"Was ist den los?", wollte die Ravenclaw wissen, die auch privat gerne blau trug. Wie eigentlich jede andere Farbe. Sie sah zwar besorgt bei Liz Anblick aus, aber nicht halb so schockiert, wie es andere gewesen wären.

"Es tut mir Leid, dass ich dich da rein ziehe", röchelte Liz und griff nach dem Tonkrug, den Draco nur widerwillig losließ. "Ich bin Schuld, dass Hogwarts -" Liz stockte. Etwas hatte sich verändert und dem verstörten Blick der anderen nach, spürten sie es auch.

Eine Kälte kroch durch die Ritzen des Hauses. Wie Nebel rollte sie über den Boden, legte sich über jede Oberfläche. Jedes Geräusch wurde verschluckt. Kein Rascheln von Lunas Vater mehr, kein Knarren der alten Holzbalken.

Darkest Desire (Mattheo Riddle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt