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Liz war sich ziemlich sicher, dass sie nur  ihren Kopf an Mattheos Schulter gelehnt hatte, als sie weg gedöst war. Doch als sie nun wieder zu sich kam, hatte Mattheo sie auf seinen Schoß gezogen. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust und lauschte dem gleichmäßigen Atem und Herzschlag.

"Du weißt, dass das hier falsch ist, oder?", murmelte Liz, wehrte sich aber nicht gegen die starken Arme, die er immer noch um sie geschlungen hielt.

"Ist es das, ja?", murmelte er ebenso verschlafen zurück und machte keine Anstalten, sich zu bewegen.

An jedem anderen Tag, zu jeder anderen Zeit hätte Liz vielleicht den Mund gehalten. Hätte einfach noch für eine Weile so getan, als würde sie schlafen. Sicher und sorglos in diesem Armen, an dieser Brust. Hätte noch eine Weile seinem Herz gelauscht und den Geruch nach Kaminfeuer und ein bisschen Whiskey aufgesogen.

Aber der Schmerz unter ihrer Rippe wurde stärker, je näher der Zeitpunkt kam, an dem der Dschinn seine Aufgabe zuende bringen würde. Der schwarze Blitz hatte sich seit Hogwarts ausgebreitet und spannte sich jetzt um ihren gesamten Brustkorb.

"Ich lehne alles ab, wofür dein Vater steht." Liz hörte, wie Mattheos Herzschlag für zwei Schläge lang unregelmäßig wurde.

"Weißt du, was seltsam ist?", fragte Mattheo in ihr Haar hinein. "Wieso fragt mich eigentlich nie jemand, wie ich zu meinem Vater stehe?"

Langsam kroch die Bedeutung seiner Worte in Liz Bewusstsein. Mit einer Hand gegen seine Brust schob sie sich weit genug weg, um in seine düsteren Augen sehen zu können. Er musste das Feuer im Kamin angeheizt haben, nachdem sie bereits eingeschlafen war, doch Liz spürte trotzdem eine beißende Kälte, kaum dass sie Abstand zwischen sie brachte.

"Wie - Wie stehst du zu deinem Vater?", flüsterte sie, unsicher, ob sie die Antwort hören wollte.

Mattheo ließ seine Hände über Liz Rücken hinabgleiten, als sie sich aus seinen Armen erhob. Alles an ihm war immer zu dunkel und bedrohlich. Die Art wie er einen ansah, das Schweigen. Alles an ihm ließ Liz erzittern. Und doch.

In diesem Moment war da etwas, das sie ganz und gar nicht fürchtete. Zumindest nicht auf diese Art.

"Ich hasse ihn", knurrte Mattheo und sein ganzer Körper erbebte unter den Worten. "Du hast mich gefragt, ob ich meine Mutter getötet habe - das habe ich nicht. Das war er. Er hat meine Mutter umgebracht, noch bevor ich überhaupt geboren war."

Liz versuchte seinen Worten Sinn zu entnehmen. Bevor er geboren wurde? Was? Wie war das möglich?

Er musste die Verwirrung gesehen haben, denn als Mattheo wieder zu ihr herunter sah, musste er für einen Augenblick die Augen schließen, um sich wieder zu sammeln. "Sie hat ihm erst von ihrer Schwangerschaft erzählt, als sie bereits im neunten Monat war. Er hat diese Nachricht nicht so gut aufgenommen. Man musste mich aus dem Leichnam meiner Mutter herausschneiden, um mir das Leben zu retten."

Liz hatte kaum mitbekommen, wie sich ihre Hände zu Fäusten geballt hatten. Das war das Schrecklichste, was sie seit langem gehört hatte - und bei ihrer Familie war die Messlatte dafür ziemlich hoch.
"Er konnte kein Kondom benutzen und hat sie dafür bestraft?" Das war.... Liz hatte von Lord Voldemort nie viel gehalten, aber dass etwas so... so banales passierte, passte irgendwie nicht zu ihrem Bild von ihm. Alleine die Tatsache, dass er mit einer Frau - .

"Das ist nicht was passiert ist." Mattheo seufzte leise. "Wir machen einen Deal. Wenn wir beide das hier überleben, dann erzähle ich dir die ganze Geschichte. Abgemacht?"

"Abgemacht", nickte Liz und sofort kehrte der Stein in ihren Magen zurück. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, bis der Dschinn sie holen würde. Wo blieb Malfoy nur?

Als hätten ihre Worte ihn beschworen, flackerte das Feuer hell auf - Liz sprang von Mattheos Schoß herunter - und Draco kam hustend, dreckig und reichlich ramponiert in das winzige Zimmer gestolpert.

"Ich. Hab. Es." Nach jedem Wort japste er nach Luft.

Mit einer Hand stützte er sich auf sein Knie, mit der anderen hielt er einen runden, unscheinbaren Tonkrug mit einem großen, runden Korken.

Liz rappelte sich auf und blinzelte noch ein paar Mal gegen das plötzliche Licht. "Das ist... irgendwie nicht, was ich erwartet habe." Es sah aus wie eine dieser alten Zuckerdosen, die man bei Muggle-Großeltern oft noch fand.
Sie nahm den Krug in die Hand und drehte ihn hin und her. "Bist du dir sicher?"

"Glaubst du wirklich, dass ich sonst so aussehen würde?", fauchte Draco und deutete auf seine angesengten Haare und das schmutzige Hemd. "Jetzt müssen wir nur noch etwas finden, dass der Dschinn mehr will, als was auch immer Bellatrix ihm versprochen hat."

Liz wog das Gefäß noch immer in den Händen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß, was ihm versprochen wurde." Sie hatte dieses Gefühl seit dem Moment gehabt, da sie den Dschinn in Mattheos Augen gesehen hatte. Es gab einen Grund, warum der Dschinn sie nicht sofort getötet hatte. Er hatte in diesem Wald etwas in ihr gesehen, was er in Bellatrix nicht gesehen hatte.

"Was meinst du?", wollte Draco wissen und reparierte seine Kleidung mit seinem Zauberstab.

"Ich glaube, er hat mir diese Chance bewusst gegeben."

"Der Dschinn?", fragte Mattheo und stand nun auch auf.

"Ja. Er hat...." Liz zögerte. Wie konnte sie den beiden erklären, was passiert war? "Ich denke, er hat eine Verbindung zwischen mir und ihm gespürt. Oder vielleicht hergestellt. Ich weiß die Reihenfolge nicht. Ich weiß nur, dass ich es gespürt habe." Noch einmal seufzte sie schwer. "Was ich sagen will ist, dass dieser Dschinn und ich den gleichen Wunsch haben. Die eine Sache, die uns antreibt."

"Hör auf in Rätseln zu sprechen", knurrte Malfoy und beendete endlich seine Schönheitspflege.

"Freiheit. Was dieser Dschinn über alles verlangt, ist Freiheit. Wenn wir ihn befreien können, bevor er mich tötet, lässt er mich vielleicht am Leben."

"Wie sicher bist du dir da?", fragte Mattheo und nahm ihr das Gefäß ab.

"Ich würde mein Leben drauf verwetten."

Mit hochgezogener Augenbraue sah Mattheo zu Liz auf. "Hast du das beim letzten mal nicht auch gemacht? Ist nicht so gut ausgegangen..." Doch nach einigen Sekunden des angespannten Schweigens zog erschließlich einen Mundwinkel hoch. "Ich spiel nur mit dir. Hat einer von euch ne Idee, wie man den Bann bricht, der den Dschinn hier dran fesselt?"

Liz schluckte und sah zwischen den beiden jungen Männern hin und her. "Also", begann sie unsicher. "Wirst du lachen, wenn ich sage, es ist der gleiche Plan wie letztes Mal?"

Mattheo sah wieder zu ihr und Draco schien verwirrt, schwieg aber. Wie viel hatte Mattheo ihm wohl gesagt?

"Veri. Mein Augurey."

Darkest Desire (Mattheo Riddle)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt