Kapitel 8 - Dornröschen

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Von den Drachenkampf-Arenen hatte ich bereits gehört, doch in einer davon zu stehen, war ein irgendwie beängstigend. Auf der schwebenden Insel neben der Akademie gab es hinter dem bemannten Wachturm nur die Stachelkuppel, die von der Größe an ein Fußballstadion heranreichte. Wie der Name bereits verriet, war die gewölbte Überdachung von innen mit stacheligem rankenähnlichen Geäst ausgeschmückt. Auch auf dem Boden und den Sitzplätzen des Amphitheaters rankten riesenhafte Stämme mit Dornen so scharf, dass sie in der Nachmittagssonne glänzten. Eine Arena, von der höchste Verletzungsgefahr ausging. Jessi erwartete uns bereits mit genervtem Gesichtsausdruck. Sie saß auf einer dicken Baumwurzel, die so groß wie eine Parkbank aus dem Boden wuchs, zwischen den Stacheln. Durch meinen Besuch in der Bibliothek waren wir spät dran und das war das erste, worüber sich das großgewachsene Mädchen mit den dunkelblonden Haaren beschwerte. »Wenn ihr die Sache nicht ernst nehmt, könnt ihr die Prüfung sowieso vergessen.«

Ihre Stimme klang tief, passte zu ihrer Statur. In der Mitte des staubigen Bodens trafen wir aufeinander und sie begutachtete Everly und mich missgünstig.

»Ich nehme die Prüfung ernst«, versicherte ich ihr und erntete einen strengen Blick.

»Hi, ich bin Gwen«, stellte ich mich freundlich vor und streckte ihr meine Hand entgegen.

Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Ich wollte den Weg für Everly ebnen. Jessi fiel darauf rein, sie schüttelte mir die Hand und quetschte mit ihrer Pranke meinen schmalen Finger so fest zusammen, dass ich beinahe losschrie. Ihre Aura war blockiert, es war zwecklos, so etwas herausfinden zu wollen. Für mich jedenfalls.

Everly holte mit einer geschmeidigen Bewegung auf und streckte ihr ebenfalls die Hand entgegen: »Everly.«

»Jessi«, nickte sie und quetschte auch ihr zur Begrüßung die Hand, woraufhin Everlys Augen sich fassungslos weiteten, »du bist das Orakel?«

»Ja und du die Heilerin? Deinem Handschlag nach zu urteilen, kommst du mir eher wie eine Jägerin vor.« Sie rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre malträtierte Hand.

Jessi ignorierte die Aussage humorlos und wandte sich an Dominik: »Womit fangen wir an?«

Everly warf mir einen Seitenblick zu. ›Dass sie uns irgendeine Info gibt, können wir vergessen.

Kannst du nicht einen Zauber auf sie sprechen, der sie dazu bringt uns das Versteck zu verraten?‹, erkundigte ich mich.

Ich kann versuchen es weiszusagen, nachdem ich sie berührt habe. Du musst mich befragen. Heute Abend nach dem Training schleichen wir uns dann rein und finden heraus, ob wir gute oder böse Eier haben.‹ mit der Schuhspitze begann Everly ein großes Pentagramm in den Staub zu malen.

»Fangen wir mit was einfachem an. Einen Drachen einfangen.« Dominik sah auffordernd in die Runde.

»Einverstanden«, stimmte Jessi zu und wandte sich mir zu.

Ich nickte ebenfalls, so wie Everly, die weiter ihr Bildnis auf dem Boden malte. Dominik lief einige Meter weg und verwandelte sich in gebührender Entfernung in seine Drachengestalt. Als er mit den Flügeln aufschlug, wirbelte er den Sand so stark auf, dass er durch die Arena flog. Wie die anderen beiden musste ich meine Augen mit den Armen bedecken und schon kreiste Dominik schnaubend über unseren Köpfen hinweg. Zu weit nach oben konnte er jedoch nicht ausbrechen, da er sich sonst an den Stacheln der Kuppel verfangen würde. Er hatte trotzdem ausreichend Platz für etwaige Manöver.

Ich versetze mich jetzt in Trance, du kannst mit der Befragung loslegen.

Telepathisch?‹

Ja, das geht. Gib nur Acht, dass Dominik mich nicht wegbruzzelt.

›Wieso sollte er das tu...?‹ Bevor ich meine frage im Geiste zu Ende formuliert hatte, ging er in den Sinkflug und steuerte genau auf Everly zu.

Lichtbringer Akademie: Drachenzauber (Buch 2 der Romantasy Jugendbuch-Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt