Dominik und ich kauerten todmüde auf den harten Stühlen vor dem Schreibtisch des Schuldirektors. Er hielt uns eine Predigt über die Schulordnung, die eindeutig besagte, dass wir unter der Woche das Gelände nicht zu verlassen hatten. Schon gar nicht allein und erst recht nicht, um uns zu betrinken.
Direktor Goldbach drohte uns mit einem Schulverweis und sagte, dass er unsere Eltern darüber informieren müsse. Während er affektiert vor sich hin schwafelte, dachte ich scharf nach, wie ich überhaupt in mein Bett gekommen war.
›Hast du mich gestern Nacht nach Hause gebracht?‹, erkundigte ich mich telepathisch bei meinem Leidensgenossen.
›Du machst wohl Witze?‹, erwiderte er mit verschränkten Armen und schnaubte gedämpft.
Der Direktor zog die grauen Augenbrauen zusammen und hielt inne. Er beobachtete uns eindringlich und wir stellten sofort den geistigen Gedankenaustausch ein, damit unsere Mienen uns nicht verrieten. Direktor Goldbach fuhr fort, wie enttäuscht er über das Verhalten des älteren Schülers Dominik war, der als Drachenwandler ein Vorbild und Beschützer der Jüngeren sein sollte.
›Ich bin klatschnass am Strand des Refugiums aufgewacht und hab immer noch Sand in der Arschritze!‹, hörte ich ihn in meinem Kopf knurren.
Ich musste mir ein Kichern verkneifen.
›Warum hast du am Strand geschlafen?‹, wollte ich wissen.
›Weißt du denn gar nichts mehr?‹ Dominik streifte mich mit einem Blick, woraufhin ich die Schultern zuckte.
Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war die Flasche Wodka im Outsider. Alles andere verlor sich in einem Filmriss.
›Du hast auf den Sukkubus gekotzt und dein Elfenorakel hat dir ein Portal in die Lichtbringer Akademie gestellt.‹
›Ich hab was?!‹ Ich versuchte den Reflex zu unterdrücken meine Augen weit aufzureißen.
›Der Typ hat irgendwas gegen Drachen, mich haben sie jedenfalls da zurückgelassen. Ich bin heute Morgen aufgewacht, als mir eine Möwe in den offenen Mund gekackt hat!‹
Seine Wut war an seiner vulgären Ausdrucksweise unüberhörbar und obwohl ich Mitleid mit ihm hatte, löste die Art wie er es erzählte ein Lachen in mir aus. So sehr ich auch versuchte, es mir zu verkneifen, ich schaffte es nicht. Ich lachte prustend los und hielt mir sofort die Hände vor den Mund, um es zu verhindern.
Sowohl der Direktor als auch Dominik starrten mich ungläubig an. Keinem von beiden war nach Lachen zu Mute, wodurch es mir noch schwerer fiel mich zu beherrschen.
»Halten Sie das hier alles für einen Witz, Gwendoline?«, fragte mich der Direktor finster.
Ich schüttelte energisch den Kopf.
»Mal sehen, ob Sie das immernoch so zum Lachen finden, wenn Sie am Freitag in der Zwischenprüfung die 100 Punkte nicht erreichen. Sich an zwei Abenden hintereinander für eine Sauftour ins Refugium zu schleichen, ist jedenfalls nicht der Weg, wie man eine Spitzenbewertung erreicht. Falls Sie es noch nicht wussten – die Prüfungen sind hart. Sie erfordern Kenntnisse und Disziplin. Die Schonzeit ist vorbei. Sie haben eine Menge aufzuholen, denn durch Ihren Sonderurlaub haben Sie einiges verpasst. Wenn Sie sich jetzt nicht anstrengen, wird das mit der Zwischenprüfung nichts.« Der Direktor setzte sich an seinen Schreibtisch und tippte an seinem Laptop herum.
Mir verging der Spaß und ich ließ ehrfürchtig den Kopf sinken.
›Ist das wahr, du hast noch nicht für die Zwischenprüfung gelernt?‹, vergewisserte Dominik sich.
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Lichtbringer Akademie: Drachenzauber (Buch 2 der Romantasy Jugendbuch-Reihe)
ParanormalDie Tochter eines Vampirs und einer Lichtbringerin kämpft gegen die Trauer über ihren verlorenen Zwillingsbruder und taucht dabei immer tiefer in die Welt des verbotenen Refugiums ein. Ihre neuen Freunde versprechen ihr, was sie am schmerzlichsten v...