Prolog
Keuchend lief der Mann weiter. Seine Beine trugen ihn über den blutroten Teppichboden, der jedes Geräusch verschluckte. Weiter, immer weiter! Er achtete nicht auf seinen keuchenden Atem, spürte nicht den stechenden Schmerz in seiner Lunge. All das spielte keine Rolle! Er musste weiter! Weg von hier! Raus! Egal wie, nur raus!
Abrupt endete der dunkle Gang und spaltete sich in zwei von einander weg laufende Wege auf. Welchen sollte er nehmen? Rechts oder links? Der Lichtkegel seiner viel zu schwachen Taschenlampe tanzte unruhig auf den Wänden hin und her. Seine Hände zitterten. Rechts oder links?
Für wenige Sekunden traf der Lichtstrahl eines der riesigen Gemälde, die überall verteilt an den Wänden hingen. Er erschauderte und wich kurz zurück, als er das Motiv erkannte. Es stellte einen Mann dar, der mit mehreren Nägeln an ein Kreuz geschlagen war. Um seinen Hals hing eine Schlinge, die ihn möglicherweise erhängt hatte, während sein Bauch aufgeschlitzt worden war.
Der Mann schüttelte den Kopf. Das war ein Bild. Nur ein Bild! Die Wahrheit war viel grausamer, und darum musste er von hier fort, koste es, was es wollte. Er entschied sich für den linken Weg und lief los, so schnell ihn seine Beine trugen. Weg, einfach nur weg!
Dabei trafen ihn kurz, aber doch Schuldgefühle. Was war mit seinen Kollegen, seinen Freunden geschehen? Wo waren sie? Waren sie überhaupt noch am Leben? Nein, es spielte keine Rolle. Jeder war sich selbst der nächste! Er musste von hier fort! Er musste lebend hier herauskommen, dann konnte er immer noch Hilfe holen.
Trotzdem musste er es einfach wissen. Er musste wissen, ob er alleine war. Ob er der einzige war. Auch, wenn das nur auf ihn aufmerksam machen würde. Aber… Vermutlich änderte das sowieso nicht viel. Sie wussten längst, dass er hier war!
„Dave, Ritchie! Wo seid ihr?“ Seine laute, aber zittrige Stimme hallte an den Wänden wider.
Er blieb nicht stehen. Seine Hände bebten, während das Licht der Taschenlampe schaurige Schatten an den Wänden produzierte.
„Wo zum Teufel seid ihr?“
Unvermittelt kam er vor einer gigantischen Tür zu stehen. Vorsichtig trat er näher heran, streckte einen Arm danach aus. Zitternd drückte er die Klinke nach unten. Unter lautem Quietschen schwang die Tür auf. Vorsichtig trat der Mann ein und sah sich um.
Für einen Augenblick vergaß er, was hinter ihm lag. Und bemerkte nicht den Schatten, der sich ihm langsam, aber beständig näherte.
Sichtlich verwirrt betrat der Mann den Raum, den er soeben entdeckt hatte. Überwältigt blickte er sich um. Das alles erinnerte stark an eine Kirche. Kerzen erhellten den Raum und machten seine Taschenlampe damit zu purem Luxus. Luxus, auf den er aber angesichts der Situation keinesfalls verzichten wollte. Der gesamte Raum, nein, eher ein kleiner Saal war in schummriges Licht getaucht.
Der Mann war fasziniert von dem Anblick, der sich bot. Zum ersten Mal seit langem keimte so etwas wie Hoffnung in ihm auf. Diese Hoffnung hob seine Anspannung teilweise auf und ließ ihn unvorsichtig werden. Noch immer bemerkte er nichts von dem Schatten, der sich an seine Fersen geheftet hatte, ja förmlich an ihm klebte.
Auf einmal entdeckte er etwas, das seine Aufmerksamkeit in Beschlag nahm. Hinter dem Altar, falls es ein solcher war, befand sich nicht wie erwartet ein Kreuz, sondern nur ein weißes Tuch. Dieses wies an vielen Stellen dunkle Flecken auf. Er schauderte. Blut? Das konnte er auf die Entfernung nicht sagen.
Der groteske Anblick bewirkte noch etwas anderes. Der Mann wurde neugierig. Eine Stimme schrie in seinem Kopf, warnte ihn, forderte ihn auf, sofort umzukehren. Doch es war vergebens. Wie gebannt stand er da. Er war das Kaninchen vor der Schlange. Und er musste wissen, was sich hinter dem Tuch verbarg.
Argwöhnisch trat er näher. Wie durch einen Zauber fühlte er sich zu dem Altar und den Geheimnissen dahinter angezogen.
Mit einigen zaghaften Schritten erreichte er sein Ziel. Immer noch schrie die Stimme ihn seinen Gedanken. Er konnte seine Angst vor dem Ungewissen nicht länger verbergen. Er schüttelte den Kopf und sah zu Boden um sich zu beruhigen. Aber was erblickte er da?
Blut, Blut! Auf dem Boden befand sich eine Lache, die sich immer weiter ausbreitete, tropfte doch in jeder Sekunde ein weiterer Tropfen von dem Tuch auf die kalten Fließen. War es wirklich das Tuch, das tropfte?
Nein, es war etwas, das sich dahinter befand. Etwas, das beinahe wie die Beine eines Menschen aussah. Der Mann konnte nicht anders. Für einen kurzen Augenblick schloss er die Augen und riss das Tuch zu Seite.
Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er brauche einige Momente um den schrecklichen Anblick überhaupt zu realisieren.
Dann ging alles sehr schnell. Aus seinem Mund drang ein Schrei, während er bebend rückwärts stolperte.
Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte.
Er riss sich von dem Anblick los und wollte sich gerade umdrehen um zu fliehen. Da geschah es. Er stolperte, verlor das Gleichgewicht und stürzte.Doch den Boden erreichte er nicht mehr. Blitzartig durchbohrte ein langes Messer seinen schlanken Hals…
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Ghost (Busters) Avengers - Geisterjäger wider Willen
Fanfiction„Geister sind etwas für Kinder!“ – In diesem Punkt sind sich die Avengers einig. Entsprechend groß ist die Motivation, als sie den Auftrag erhalten, in einem Geisterschloss nach verschollenen Personen zu suchen. Und zu allem Überfluss wird Loki mit...