10. Gefangen im Labyrinth oder „Ich hasse es!"

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10.  Gefangen im Labyrinth oder „Ich hasse es!“


Clint und Steve starrten sich mit einer Mischung aus Überraschung und Entsetzen an. Mehr konnten sie auch nicht tun. Die Glaswand war nicht nur zwischen ihnen, sie erstickte auch jeden Laut.
Steve tastete sich weiter vor. Das war gänzlich unmöglich! Die Wand konnte nicht einfach aus dem Nichts entstanden sein! Der Bogenschütze musste irgendeinen anderen Weg eingeschlagen haben, der nicht versperrt war, das war die einzige Erklärung!
Aber so sehr er sich auf bemühte, er konnte keinen Durchgang finden!
Schließlich zuckte Clint mit den Schultern und symbolisierte dadurch, dass er auch keinen Rat mehr wusste. Er deutete in die Richtung, in die er zuvor gegangen war und wo er Natascha vermutete. Es half nichts, wollten sie dem Labyrinth entfliehen, dann mussten sie sich jetzt zwangsläufig aufteilen!
Schweren Herzens nickte der Captain zur Bestätigung. Er würde sich eben einen anderen Weg finden müssen! Außerdem war er nach wie vor in der besseren Position, da er wenigstens voll bewaffnet und gerüstet war. Das einzige, was ihm Sorgen bereitete, war das Licht. Wie lange würde es von den Spiegeln noch so reflektiert werden, dass er etwas sah?
Er wollte sich gerade umdrehen, als ihn etwas irritierte. Vorsichtig legte er einige Finger auf die unsichtbare Glasscheibe. Sie vibrierte leicht und veränderte plötzlich ihre Farbe.
Was zum Teufel war denn das?!?
Steve zuckte zurück und beobachtete fasziniert, wie sich die Scheibe immer weiter trübte, bis sie nur mehr durchgehend grau war.
Verdammt! Damit verlor er Clint endgültig aus den Augen! Schlimmer noch – Jetzt würde er wieder in der Finsternis umherirren müssen!
Aber zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es um ihn nicht ganz dunkel wurde. Zwar war es jetzt nicht mehr der grelle Schein der Taschenlampe, der den Raum wunderbar ausleuchtete, aber gedämpft drang immer noch ausreichend Licht zu ihm. Das sollte er unbedingt ausnutzen!


Inzwischen erreichten auch Loki und Natascha den nächsten Raum und staunten nicht schlecht bei dem, was sie da erblickten.
Der Raum war nämlich kein Raum, sondern ein gigantischer Spiegel!
Die beiden sahen sich fragend an. Es war offensichtlich, dass dieses Spiegelkabinett eine Falle war. Aber was sollten sie tun? In eine Falle laufen, von der sie wussten, dass es eine solche war, oder lieber doch in die Bibliothek zurückkehren?
Sie mussten nicht miteinander sprechen, um diese Frage zu beantworten, ein kurzes Nicken von beiden Seiten reichte vollkommen aus. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch betraten sie das Spiegelkabinett.
„Loki, wir sollten uns etwas überlegen, damit wir uns nicht verlaufen.“
„Ich weiß, nur weiß ich nicht, was wir machen könnten.“
„Markierungen“, antwortete sie knapp.
„Womit?“
Natascha überlegte kurz. Üblicherweise verwendete man in solchen Situationen einen Faden oder einen Stift für Hinweise. Sie hatten weder das eine, noch das andere. Also was tun?
Da kam ihr eine Idee.
„Wie wäre es, wenn wir versuchen, mit dem Pech der Fackeln zu schreiben?“
Dieser Vorschlag klang gar nicht einmal so schlecht! Loki bückte sich und fuhr mit einer der Leuchten über den Boden. Die berührte Stelle färbte sich zur großen Freude beider schwarz. Damit hatten sie ihren Wegweiser.
Jetzt konnte die Erkundungstour im Spiegelkabinett beginnen!


„Bruce?“ Es war mehr eine Feststellung denn eine Frage.
Der andere reagierte mit einem gestöhnten „Ja.“
Dann weiter: „Tony? Was machst du denn da?“
Der Angesprochene antwortete nicht, sondern warf sich seinem Freund um den Hals.
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass ich dich finde!“
„Stark, lass mich los, ich bekomme keine Luft mehr! Was ist überhaupt passiert?“
„Das wollte ich dich auch gerade fragen!“
„Ja, nur dass du mich niedergerannt hast!“
„Ich war… Ich konnte nicht anders, verdammt.“
„Was ist passiert? Wie kommst du überhaupt hierher?“
„Das ist eine längere Geschichte. Aber ohne Licht ist es sinnlos, hier noch etwas zu versuchen.“
Wie auf ein Kommando zog der Doktor sein Feuerzeug hervor. Durch den kleinen Lichtpunkt der Flamme wurde die Dunkelheit sofort zurückgedrängt und die Stimmung der beiden merklich angehoben.
„Bruce, du bist mein neuer Held“, bemerkte der Ironman dazu.
„Dafür kannst du mir jetzt endlich erzählen, was in Dreiteufelsnamen passiert ist!“
Tony seufzte. Was sollte er sagen? Dass er verzweifelt durch die Gänge geirrt war und plötzlich die Flucht ergriffen hatte, weil er einen… einen… Weil er was gesehen hatte?
Er beschloss, zuerst mit den Dingen zu beginnen, die einfach zu erklären waren. Er erzählte seinem Kollegen, was sich zugetragen hatte, nachdem sie durch die Falltür verschwunden waren, was mit Clint geschehen war und schließlich, dass er sich auf den Weg gemacht hatte, das Schloss auf eigene Faust zu erkunden. Auch seinen Pfeil-Trick erwähnte er nicht ganz ohne Stolz. Mit dem Satz „Und was mit Clint passiert ist, weiß ich leider nicht“ schloss er seinen Bericht.
Dabei klammerte er die Erfahrungen von vor kurzem geflissentlich aus. ER konnte doch nicht zugeben, dass er bis vor wenigen Augenblicken in Panik durch das halbe Schloss gelaufen war!
Aber es war offensichtlich, dass ihm der Doktor diese Version der Geschichte nicht abkaufte.
„Wie wäre es, wenn du mir jetzt auch noch erklärst, wieso du mich hier niedergerannt hast und was mit deinen Kerzen passiert ist? Es wäre nämlich schön, wenn wir wenigstens die hätten, mein Feuerzeug hält nicht ewig.“
Tony atmete tief durch.
„Naja, weißt du, die habe ich dummerweise unterwegs verloren…“
„Wo hast du sie verloren?“, hakte Bruce nach.
„Irgendwo dort vorne“, er deutete mit der Hand in die Richtung, aus der er gekommen war. „Mein Schwert liegt auch noch irgendwo dort herum.“
„Dann würde ich sagen, wir gehen die Sachen holen!“
„Nein, warte… das… Das geht nicht!“
Bruce bedachte ihn mit einem seltsamen Blick. „WAS geht nicht?“
Irgendetwas stimmte nicht, das war offensichtlich. Tony Stark war nicht jemand, der einfach so nervös wurde und zum Stottern begann – im Gegenteil. Es musste etwas Furchtbares vorgefallen sein, dass dieser arrogante, angeberische und lebensmüde Playboy plötzlich so unsicher und verschreckt war. Was zum Teufel hatte er da gesehen oder erlebt?
„Es ist nur…“, versuchte der Angesprochene eine Erklärung.
Nein! Er konnte, er durfte hier nicht zugeben, dass er Angst hatte, dass er sich in einem Geisterschloss fürchtete. Der Rest des Teams, ja der Rest der Welt würde ihn für den Rest seiner Tage auslachen! Das konnte er nie und nimmer riskieren!
Gut, zugegebenermaßen, er wollte auf keinen Fall zurück. Aber was auch immer es war, ob es eine Illusion, zurückzuführen auf seinen übermäßigen Alkoholkonsum oder ob es tatsächlich so etwas wie ein Geist war, er würde sich jetzt ganz bestimmt keine Blöße geben!
Und vor allem – Was sollte passieren? Jetzt waren sie zu zweit und Tony war sich sicher, dass sich die Geister mehr vor dem Hulk fürchten sollten als er sich vor den Geistern. Natürlich nur unter der Bedingung, dass sich der Hulk auch wirklich nur mit den Geistern und nicht mit ihm prügeln würde, wenn es so weit war.
Darauf konnte er sich doch verlassen, oder?
Oder?

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